Bayer Leverkusen startet schlecht wie nie in die Saison. Die Krise des Spitzenteams ist echt - und lässt sich wohl gar nicht so einfach lösen.
Der schlimmste Fehlstart der Vereinsgeschichte war überraschend schnell erklärt. Bayer Leverkusen steht am Tabellenende, eine sündhaft teure Spitzenmannschaft verliert Spiel um Spiel, aber eigentlich ist es ganz einfach. "Fußball", sagte Trainer Gerardo Seoane, "lebt vom Gemütszustand." Und wie steht es um das Gemüt der Bayer-Profis? "Es herrscht eine Verunsicherung."
Das 0:3 (0:2) gegen die TSG Hoffenheim war der bisherige Tiefpunkt in der noch jungen Saison, und es war der Moment, in dem aus einer Ergebniskrise eine echte, sportliche Krise wurde: Die einfachen Dinge gelingen nicht mehr, weil die Selbstzweifel lähmen. Und die Lösung dieser Blockade ist gar nicht so einfach.
"Es ist ein schwieriger Moment für uns als Klub und für mich persönlich", sagte Seoane, der in Leverkusen ja große Erwartungen trägt. Im vergangenen Sommer übernahm der Schweizer, ließ die Mannschaft torreichen Offensivfußball spielen, Leverkusen legte seine beste Saison seit neun Jahren hin und startet wieder in der Champions League.
In diesen Tagen wirkt die Königsklasse allerdings sehr weit entfernt. Bayer schied im DFB-Pokal gegen den Drittligisten SV Elversberg aus und verlor dann die ersten drei Ligaspiele - vier Niederlagen in vier Pflichtspielen zum Auftakt, das hatte es noch nie gegeben für Bayer.
Und während die bisherigen Niederlagen allesamt irgendwie unglücklich zustande kamen, war die Pleite gegen Hoffenheim völlig verdient. Die TSG tat kaum mehr, als "solidarisch und aggressiv" zu verteidigen, wie Trainer Andre Breitenreiter es beschrieb: Man wollte den "aktuellen Stressmoment" des Gegners nutzen.
Das funktionierte. Die TSG setzte ein paar gelungene Konter und traf durch Christoph Baumgartner (9.), Andrej Kramaric (35.) und Georginio Rutter (78.). Vor allem der wieder einmal frühe Rückstand war wohl ein Wirkungstreffer.
Missverständnisse, Ballverluste, falsche Entscheidungen
"Wenn die Verunsicherung da ist, dann gibt es Missverständnisse, Ballverluste, falsche Entscheidungen", sagte Seoane später. Interessant wird nun, ob und wie Bayer dieses Problem in den Griff bekommt, das mittlerweile ja in den Köpfen der Spieler verortet scheint. Die Krise hat ihre Eigendynamik entwickelt.
"Natürlich beeinflussen uns die Niederlagen, aber da müssen wir einfach professionell und erwachsen genug sein", sagte Jonathan Tah. Es gelte nun erstmal, "zu einem einfachen Spiel zu finden, zusammen stabil zu sein", meinte Bayers Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes.
Seoane, der Hoffnungsträger, muss nun schleunigst diese Krise managen. Am kommenden Samstag wartet eine knifflige Aufgabe in Mainz, am Trainer will man aber nicht zweifeln. Seoane sei der Richtige, "auf jeden Fall, hundertprozentig", sagte Klubchef Fernando Carro bei "Bild-TV".



























