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"Ich hatte unten überall Krämpfe"

EM-Drama! Ringer holt überraschend Marathon-Gold

Richard Ringer gewinnt in München die Goldmedaille
Richard Ringer gewinnt in München die Goldmedaille
Foto: © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Roger Buerke
15. August 2022, 13:57

Goldener Auftakt für die Leichtathleten um Richard Ringer. Beim Marathon kam es zu gleich zwei Herzschlagfinals auf der Zielgeraden.

Richard Ringer tippte nach seinem sagenhaften Schlussspurt auf seine Startnummer. Er? Europameister? Ja, tatsächlich er! Mit einer wahnsinnigen Energieleistung auf den letzten Metern war der deutsche Marathonläufer vor den tobenden Fans in München zum EM-Titel gestürmt. Der Odeonsplatz im Stadtzentrum wurde zum Tollhaus.

"Die Zuschauer waren der Grund, warum ich heute als Erster ins Ziel gelaufen bin", schwärmte der 33-Jährige, der dem Traumstart der deutschen Leichtathletik vor einem frenetischen Publikum die Krone aufsetzte. "Das war herausragend, wir sind alle sehr glücklich", jubelte DLV-Chefbundestrainerin Annett Stein.

Neben dem Starter des LC Rehlingen holten die DLV-Frauen ebenfalls Gold in der erstmals in die EM integrierten Teamwertung, die Männer durften über Silber jubeln. Miriam Dattke und der deutsche Rekordhalter Amanal Petros steuerten zudem jeweils vierte Plätze zum starken DLV-Ergebnis bei.

Überstrahlt wurde die Marathon-Party in der Innenstadt vom denkwürdigen Antritt Ringers. Ab dem Siegestor rund einen Kilometer vor dem Ziel begann seine Aufholjagd. Dann, auf den letzten Metern der 42,195 Kilometer, spielte der ehemalige 5000-m-Spezialist seine Qualitäten von der Bahn aus und sprintete noch an Maru Teferi aus Israel vorbei.

"Ich hatte unten überall Krämpfe"

"Die Zielgerade war so lang. Mir ging es von der Luft her gut, aber ich hatte unten aber überall Krämpfe. Meine Füße taten weh", schilderte Ringer, den aber vor allem der Gedanke an das Team stärkte: "Das hat total motiviert." So redete Petros seinem Teamkollegen bei Kilometer 25 gut zu. "Er hat mir geholfen und sagte, komm Junge, bleib dran", berichtete Ringer.

Keine Stunde zuvor hatten die Frauen um Dattke für Erfolg und Drama zugleich gesorgt. Dattke kämpfte - ebenfalls auf den allerletzten Metern - um eine Medaille, musste sich letztlich aber der Niederländerin Nienke Brinkmann um wenige Zentimeter geschlagen geben. Der Titel ging an Aleksandra Lisowska aus Polen.

"Die letzten Meter waren extrem schmerzhaft", berichtete Dattke, die auf der scheinbar ewig langen Zielgarden über die Leopold- und Ludwigstraße spürte, wie auch Nienke immer mehr Kräfte verlor: "Es fühlte sich an wie ein LKW-Rennen auf der Autobahn." Der vierte Platz sei im ersten Moment "ärgerlich", die Goldmedaille im Team war aber ein tolles Trostpflaster.

Hitze-Rennen bleibt aus

Der Spitze des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hofft nun, dass das hervorragende Abschneiden im Marathon nur der Anfang war: "Ich gehe davon aus, dass der Funke im Team gezündet hat", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing.

Das befürchtete Hitze-Rennen wurde es im Marathon derweil nicht. Zum Rennstart der Frauen um 10.30 Uhr am Montagvormittag zeigte das Thermometer 20 Grad. Der Himmel über München, wo vier Runden durch das Stadtzentrum absolviert werden mussten, war bewölkt. Allerdings herrschten sehr schwüle Bedingungen. Die Läufer kühlten sich mit Eis in speziell präparierten Mützen und Getränken immer wieder ab.

"Die Eis-Cappie auf dem Kopf war ganz entscheidend", schilderte Ringer. Seine Mutter hatte in die Kopfbedeckung extra Taschen für die Eiswürfel genäht, bei Kilometer 41 warf er die Mütze schließlich an den Straßenrand. "Ich dachte, jetzt oder nie: Einen Hitzeschock werde ich schon nicht mehr bekommen."

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