Nach der Hodenkrebs-Diagnose bei Sébastien Haller glaubt dessen früherer Teamkollege Marco Russ nicht an ein schnelles Comeback des Stürmers für Borussia Dortmund.
"Ich habe die Befürchtung, dass es bei ihm länger dauert, bis er wieder zurückkommt", sagte Russ im "Bild"-Interview über den BVB-Star, mit dem er zwischen 2019 und 2020 gemeinsam bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag stand.
Russ, bei dem 2016 ebenfalls Hodenkrebs festgestellt wurde, zeigte sich "betroffen" von Hallers Erkrankung, dessen Tumor bösartig ist. "Ich habe ihm geschrieben und hatte nicht erwartet, dass er sich schnell zurückmeldet. Weil ich weiß, dass man in dieser Situation andere Dinge im Kopf hat. Aber er hat sich gleich zurückgemeldet, jetzt stehen wir in regelmäßigem Kontakt."
BVB: Hilft Sebastién Haller der "positive Kopf"?
Ihm habe "der positive Kopf am meisten geholfen", erinnerte sich Russ, der sich wie Haller einer Chemotherapie unterziehen musste. "Seb hat ja auch Frau und Kinder. Wenn er positiv durch diese Zeit kommt, hilft ihnen das enorm", so der 36-Jährige.
Russ ergänzte: "Während meiner zweiten Chemo habe ich mich eine ganze Woche lang komplett mies gefühlt. Aber als Leistungssportler hast Du diese Motivation, alles zu schaffen. Egal, ob es darum geht, sich in der Saison-Vorbereitung den Stammplatz zu sichern oder den Krebs zu besiegen. Deshalb fällt es uns etwas leichter als einem Nicht-Leistungssportler, wir haben das Kämpfen schon verinnerlicht."
"Nach einer Chemo beginnst Du komplett bei Null"
Er selbst habe nach acht oder neun Monaten Pause sein Comeback für die SGE gegeben, erinnerte sich der langjährige Frankfurt-Profi. "Aber da war ich noch nicht bei 100 Prozent, das hat sicher ein Jahr gedauert. Das ist ja nicht wie nach einem Kreuzbandriss, bei dem man nach zwei Wochen schon wieder anfangen kann, leicht zu trainieren. Nach einer Chemo beginnst Du komplett bei Null. Die ersten Monate waren hart, eklig, monoton und haben absolut keinen Spaß gemacht."
Angesichts der Hodenkrebs-Diagnosen bei Haller sowie bei Timo Baumgartl (Union Berlin) und Marco Richter (Hertha BSC) plädierte Russ für regelmäßige Untersuchungen der Bundesligaakteure. "Bei der sportmedizinischen Untersuchung werden Herz und Lunge untersucht – warum nicht auch die Hoden? Die Untersuchung kostet keine Zeit und, im Vergleich mit dem, was Vereine zahlen müssen, wenn ein Spieler ausfällt, auch kaum Geld", so der Ex-Profi.































