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Drach, Edelmann, Angermeier & Co. im Exklusiv-Interview

Ninja-Frauen: "Die Karten werden neu gemischt"

Stefan Angermeier, Steffi Drach und Steffi Edelmann (v.r.) haben das Frauen-Event organisert
Stefan Angermeier, Steffi Drach und Steffi Edelmann (v.r.) haben das Frauen-Event organisert
Foto: © Peter Abele
29. Juli 2022, 10:28
sport.de
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Neuheit im deutschen Ninja-Sport: Während Frauen bei Ninja Warrior Germany gemeinsam mit Männern antreten, gab es nun abseits der TV-Kameras den ersten reinen Frauen-Wettkampf, für den sich einige Stars der Szene zusammengetan haben. Organisiert von WomenOfNinja-Gründerin Stefanie Drach und Stefan Angermeier und mit der Unterstützung von Stefanie Edelmann sowie weiteren bekannten Ninja-Athlet:innen widmete sich ein ganzes Wochenende der weiblichen Community.

Ausgerichtet in der "Infinity Ninja Zone" von NWG-Routinier Stefan Angermeier fand das erste WomenOfNinja-Trainings- und Wettkampfwochenende statt, das neben dem Spaß am Sport vor allem die Frauen-Szene fördern und knapp 50 Athletinnen - teils erste - Wettkampferfahrung ermöglichen sollte.

sport.de blickt im exklusiven Interview mit dem Organisations-Trio sowie den Teilnehmerinnen Lena Buxbaumer und Sabrina Herrmann auf das Event zurück und beleuchtet die Frauen-Community in Deutschland genauer. Wo liegen die Unterschiede zu den männlichen Athleten? Ergibt ein Vergleich überhaupt Sinn? Wo stehen die Frauen im internationalen Vergleich? Die fünf Ninja-Athlet:innen haben Antworten - und vielleicht auch eine Idee für ein neues TV-Format.

Wie kam es dazu, dass ihr einen reinen Frauen-Wettbewerb organisiert habt?

Stefanie Drach: Wir dachten, dass es cool wäre, wenn wir die Frauen, die in Deutschland diesen Sport machen, an einen Ort bringen. In den anderen Wettkämpfen sind oft nur um die fünf Frauen dabei und einen All-female-Wettkampf gab es in Deutschland meines Wissens noch nicht. Dazu wollten wir auch ein Programm aus Technik-Trainings, Workshops und einer Team-Challenge drumherum anbieten, damit sich alle kennenlernen, voneinander lernen können, und vielleicht auch neue Trainingspartner:innen finden.

Gab es Unterschiede im Parcours im Vergleich zu gemischten Wettkämpfen?

Stefan Angermeier: Man muss schon ehrlich sagen, dass Männer und Frauen andere biologische Voraussetzungen haben. Ich habe die Hindernisse nicht leichter gemacht oder andere Abstände gewählt, das passiert ja in der Show auch nicht. Aber man macht den Parcours dadurch einfacher, dass man manche Hindernisse verkürzt, beispielsweise beim Schwing-Flügel nur einen Sprung macht und nicht drei.

Steffi Drach: Der Hauptunterschied war, dass wir manchmal die Belastungszeiträume im Hindernis gekürzt haben.

Stefan: Wenn ich einen gemischten Wettbewerb ausrichte, habe ich acht bis zehn Frauen unter 60 Teilnehmern. Natürlich muss ich die Stage dann schwieriger machen und eher auf die Männer auslegen, dadurch haben die meisten Frauen weniger vom Parcours. Ich glaube, wir konnten allen etwas bieten, Profis und Anfängerinnen.

Lena und Sabrina, wie lange seid ihr schon im Ninja-Sport aktiv, zu welcher Gruppe zählt ihr?

Lena Buxbaumer: Ich war vor einem Jahr in der zweiten Staffel von Ninja Warrior Austria dabei, habe davor allerdings gar nichts in Richtung Ninja gemacht. Ich komme eher vom Bouldern und Geräteturnen. Seitdem habe ich ein paar Mal bei "Ninja-Doc" Uwe Weitzer trainieren können.

Sabrina Herrmann: Ich habe erst im Februar mit Ninja angefangen. Durch meinen Freund bin ich zu dem Sport gekommen. Wir hatten unser erstes Date trotz meiner Höhenangst beim Bouldern. Im Februar bin ich mit ihm das erste Mal in eine Ninja-Halle gegangen zum Ausprobieren.

Was nehmt ihr von dem Frauen-Wochenende mit?

Lena: Die Stages waren richtig gut gesettet, die erste war etwas einfacher, Stage zwei und drei schon ziemlich anspruchsvoll, sodass für jede etwas dabei war. Es war wirklich schön, dass so viele motivierte Frauen da waren – beim letzten Wettkampf waren wir zum Beispiel nur zu dritt. Richtig cool war es auch, die Techniken und Skills, die ich in den Workshops gelernt habe, dann gleich beim Wettbewerb anwenden zu können.

Sabrina: Ich hatte mich vor allem auf die Workshops gefreut. Dank der Unterstützung aus der Community und des Mental-Workshops von Steffi, habe ich mich dann doch für den Wettbewerb angemeldet - und ihn ganz gut gemeistert. Ich bin mit einem Dauergrinsen nach Hause gefahren, manchmal kommen mir jetzt noch die Freudentränen.

Stefanie Edelmann: Ich war sehr stolz auf Sabrina. Wir hatten einen Hänger-Slider im Parcours und die Hindernisse in Stefans Garten sind wirklich hoch. Ich hatte Gänsehaut, als sie sich überwunden hat und von ganz oben runtergerutscht ist. Es gibt kaum etwas Schöneres als andere zu unterstützen und zu sehen, wie sie Fortschritte machen. Das gibt viele positive Gefühle zurück.

Im Normalfall treten Männer und Frauen nach wie vor im selben Parcours an, das gibt es in kaum einer anderen Sportart. Wie ist es für euch Frauen, in einer Stage zu starten, die sich eher an Männern orientiert?

Steffi Drach: Wenn ich in der Show oder bei einem Wettkampf starte, hatte ich noch nie den Gedanken: "Der Parcours ist für Männer ausgelegt, den kann ich ja gar nicht schaffen!" Und ich glaube auch nicht, dass andere Frauen so etwas denken.

Steffi Edelmann: Wir treten ja auch nicht gegen die Männer an, sondern in erster Linie gegen den Parcours. Es geht darum, wie weit ich persönlich in einem Parcours komme. Ich denke, dass für viele Frauen der Aspekt, dass man zusammen mit den Männern gegen den Parcours kämpft, Ninja Warrior ausmacht. Für mich war das immer schön. Es gibt so viele gute Frauen, die mit guten Männern mithalten können und das einfach zeigen können. In vielen anderen Sportarten ist das nicht so: Wie viele Leute gucken zum Beispiel Männer-Fußball und wie viele Frauen-Fußball? Beim Ninja kriegen wir als Frauen eine ähnliche Aufmerksamkeit dadurch, dass wir zusammen starten.

Wie groß ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen im Ninja-Bereich, der ja immer wieder thematisiert wird?

Steffi Drach: Ich glaube, wenn man pauschal sagt, dass Männer besser als Frauen sind, gilt das nur, wenn man die Top-Spitze der Männer mit der Top-Spitze der Frauen vergleicht. Ansonsten performen viele Frauen schon konstant besser als Männer zum Beispiel, das habe ich auch jetzt bei unserem Wettkampf wieder gedacht. Für viele Männer im Ninja-Sport wäre das auch eine richtige Challenge gewesen. Generell müssen wir aus meiner Sicht aber von dem Vergleich Männer und Frauen wegkommen und - wenn überhaupt - Athlet:innen miteinander vergleichen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.

Steffi Edelmann: Klar, es ist ein Unterschied da, der biologisch gegeben ist. Aber man kann sehr viel mit Training wettmachen, das zeigen ja viele Frauen. Wir machen einfach unser Ding.

Ihr habt die starken Frauen angesprochen: Wird die Lücke zwischen den Top-Frauen wie Steffi, Arleen Schüßler oder Astrid Sibon und dem Rest kleiner?

Steffi Drach: Ich glaube, dieser Abstand ist kleiner geworden und die Karten werden neu gemischt – wenn ich mir zum Beispiel angucke, wie sehr sich Viktoria Krämer und auch andere innerhalb eines Jahres verbessert haben. Ich habe auch das Gefühl, dass da sehr viel Dynamik in der Community ist, nachdem Steffi in Staffel 6 so eine Schallmauer für die Frauen durchbrochen hat. Es tut sich einiges und es ist cool zu sehen, wie wir uns alle gegenseitig pushen.

Steffi Edelmann: Da rücken viele Frauen nach. Ninja Warrior ist inzwischen auch seit sieben Jahren in Deutschland und die Kids, die mit neun, zehn Jahren damals vor dem Fernseher saßen, dürfen inzwischen auch selbst an der Show teilnehmen. Das sind schon ganz andere Voraussetzungen, sie sind mit Ninja-Sport groß geworden.

Lena: Der Sport wird auch immer zugänglicher. Und dadurch kommen natürlich auch immer mehr Frauen dazu, die sich in den Parcours trauen.

Merkt ihr diese Entwicklung schon bei den Wettbewerben? Kommen langsam mehr Frauen hinzu?

Stefan: Es werden schon mehr. Und auch die Leistungen der Frauen werden immer besser, das sieht man ja an den Ergebnissen. Es ist nie so, dass die Frauen auf den letzten Plätzen sind. Sie liegen im guten Mittelfeld mit und es gibt Ausreißerinnen, die ganz vorne mitmischen. Die Frauen werden immer stärker.

Steffi Drach: Ich glaube, dass viele Frauen auch gar nicht unbedingt den Wettkampf brauchen, sondern den Sport einfach so gerne für sich machen.

Das heißt, es gibt im Vergleich zu den Männern bei den Frauen mehr Aktive, die den Sport machen, aber nicht in Wettkämpfen antreten?

Stefan: Ja, die Männer machen leichter einfach mal bei einem Wettkampf mit und probieren es aus. Die Frauen haben tendenziell eher Hemmungen und denken, dass sie nicht gut genug sind. Aber genau das war ja das Ziel von unserem Wochenende: dass wir auch Anfängerinnen zeigen, dass der Sport und auch ein Wettkampf Spaß macht und sie sich keine Gedanken machen müssen.

Wo steht die deutsche Frauen-Szene im internationalen Vergleich?

Steffi Edelmann: Die Top-Frauen in Deutschland können definitiv mit den Frauen international mithalten. In den USA gibt es unglaublich starke Frauen, aber auch in Australien oder Israel.

Gibt es denn international schon eine eigene Frauen-Liga?

Steffi Edelmann: In den USA gab es im TV schon zwei Staffeln, in der nur Frauen gegen den Parcours antreten.

Steffi Drach: Genau, das ist das sogenannte Women's Championship, das aktuell jeweils aus zwei Stages und dem Power Tower besteht. Das fand ich ziemlich cool und ich könnte mir vorstellen, dass so ein Format auch mal nach Deutschland kommt.

Wie weit sind wir hier in Deutschland davon noch weg?

Steffi Edelmann: Ich glaube, Deutschland braucht da noch ein paar Jahre, dann wäre das sicher auch möglich, wenn es weiterhin so wächst. Wenn man dem Ganzen noch etwas Zeit gibt, wäre das eine mega geile Sache in Deutschland. Natürlich gibt es jetzt schon einige gute Frauen, aber ich glaube, dass es im Fernsehen richtig Sinn ergibt, wenn da eine breitere Masse da ist. Jetzt sind es vielleicht 10, 15 richtig gute Frauen, die vorne mithalten können. Bei den anderen ist noch ein bisschen Abstand da. Es hat ja auch mit Erfahrung zu tun: Wie viele Frauen haben schon viel TV-Erfahrung sammeln können? Da können ein, zwei Jahre einen großen Unterschied machen, gerade mit den 16-Jährigen, die jetzt neu dabei sind.

Was ratet ihr speziell Frauen, die den Sport jetzt auch ausüben wollen?

Steffi Drach: Man muss immer etwas finden, dass einem Spaß macht – und wenn es Ninja ist, dann ist es Ninja. Wenn es dir Spaß macht, zu trainieren, dann kommt der Erfolg von ganz allein.

Sabrina: Man muss dranbleiben und wirklich etwas dafür tun. Ich glaube, man kann viel erreichen, wenn man es wirklich möchte. Ich hätte letztes Jahr nicht gedacht, dass ich überhaupt einen Klimmzug hinkriege, heute schaffe ich schon fünf. Ab und zu muss man einfach über seinen Schatten springen – wie ich bei meiner Höhenangst.

Lena: Das wichtigste ist, Sachen einfach auszuprobieren. Und gerade wenn man etwas nicht kann, sollte man erst recht daran arbeiten. Wenn man schon alles könnte, müsste man ja nicht mehr trainieren. Und die Community ist wirklich cool, es ist leicht, da Anschluss zu finden.

Stefan: Ich habe erlebt, dass manche sich bei öffentlichen Trainings gar nicht trauen, etwas auszuprobieren, weil schon ein paar Profis da sind. Sie hatten Angst, nicht ernstgenommen zu werden, aber das passiert beim Ninja überhaupt nicht. Jede Anfängerin kann jeden Profi um Hilfe und Tipps bitten. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand nicht unterstützt wurde. Man braucht keine Hemmungen zu haben – einfach starten!

Steffi Edelmann: Ich schließe mich an: Einfach ausprobieren und keine Scheu haben! Man muss sich vor Augen halten, dass jeder irgendwann mal mit dem Sport angefangen hat, jeder hat diesen ersten Schritt gemacht. Dafür muss man sich ja nicht schämen.

Das Gespräch führte Maike Falkenberg

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