Heiner Brand kann auf eine beeindruckende Karriere im Handball zurückblicken. Mittlerweile widmet sich der Gummersbacher aber auch anderen Dingen. Am Dienstag wird er 70 Jahre alt.
Auf die große Party verzichtet Heiner Brand an seinem Ehrentag. Die alten Weggefährten werden warten müssen, um persönlich zu gratulieren, denn "der Handball", sagt Brand, "steht bei mir nicht mehr im Vordergrund. Er läuft so mit." Seinen 70. Geburtstag am Dienstag, feiert er daher "im Kreise der Familie, mit meinen Kindern und Enkelkindern", verrät Brand dem "SID".
Der Mann mit dem legendären Walross-Schnauzbart, die deutsche Handball-Größe, Weltmeister als Spieler und Trainer, das Gesicht seiner Sportart, zieht sich immer mehr ins Private zurück. "Ich hatte mal eine größere Feier in Erwägung gezogen, aber davon bin ich wieder abgekommen. Vielleicht hole ich einige Sachen nach", sagt Brand. Vielleicht aber auch nicht.
Mit seinem Leben als "Pensionär" ist Brand "sehr zufrieden", er muss nicht mehr als TV-Experte jedes Spiel begleiten, zurück auf die Trainerbank zieht es ihn ohnehin nicht mehr. Er genießt die Zeit mit der Familie und versucht, jeden Tag ein wenig Sport zu treiben. Zudem hält Brand Vorträge über Teambuilding, Führung und Motivation bei Unternehmen. Ansonsten "lese ich viel, vor allem Thriller und leichte, spannende Literatur".
Brand immer mit dem Handball verbunden
Und dennoch ist und bleibt sein Leben für immer mit dem Handball verbunden. Mit sieben Jahren trat Brand der Jugendabteilung des VfL Gummersbach bei und verbrachte dort seine gesamte aktive Spielerzeit.
Danach folgten Trainerstationen bei seinem Heimatverein und bei der deutschen Nationalmannschaft, die er von 1997 bis 2011 betreute.
"Heiner Brand ist eine der größten Persönlichkeiten, die wir je hatten - nicht nur im Handball, sondern im gesamten deutschen Sport", sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann. Brand, der 2007 als Legende des Sports von der Deutschen Sportpresse ausgezeichnet wurde, diene seit Generationen als Vorbild.
WM-Triumph von 2007 "immer präsent"
Zu seinen persönlichen Highlights zählt der WM-Sieg von 2007. "Der ist immer präsent. Diese Begeisterung, die das ausgelöst hat, war einmalig", sagt Brand, der auch heute noch den Kontakt mit einigen Spielern pflegt. "Ich wünsche Heiner einen wunderbaren Geburtstag mit seiner Familie", sagt der damalige Kapitän Markus Baur.
Aber es gebe noch "viele weitere besondere Momente", dazu zähle quasi jede WM-Teilnahme - darunter natürlich auch der Titelgewinn als Spieler 1978. Die Trainerlaufbahn hatte Brand damals noch gar nicht im Blick, und selbst nach dem Ende seiner Spielerkarriere hatte er zunächst etwas anderes geplant.
"Ich hatte mein Studium absolviert und wollte eigentlich Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer werden", erzählt Brand, der eigentlich nur als Jugendtrainer weitermachen wollte: "Doch ich bin dann direkt nach meiner aktiven Karriere als Co-Trainer mit zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles geflogen und bin dann da so reingerutscht."
Brand drückt dem VfL Gummersbach die Daumen
Ein Olympiasieg fehlt Brand in seiner Vita, der Boykott der Spiele 1980 in Moskau gehört zu den großen Enttäuschungen seines Handball-Lebens. Immerhin Silber gewann er 2004 in Athen als Trainer.
Dem VfL Gummersbach drückt Brand auch Jahre später weiterhin die Daumen und wünscht sich, dass sein Herzensverein die "Liga halten" kann und sich wieder in der "Bundesliga etabliert".
Für seinen Ehrentag hat Brand dagegen keinen speziellen Wunsch. Gesundheit sei in seinem Alter jetzt das "oberste Ziel". Man müsse nun "mehr aufpassen und bewusster leben", sagt er, "aber Angst vor dem Alter habe ich keine."


























