Sie waren so kurz davor. Zum Greifen nah war die lang ersehnte WM-Medaille, doch der Traum der deutschen Hockey-Frauen platzte auf den letzten Metern. "Es ist einfach unfassbar bitter", brachte es Nationalspielerin Viktoria Huse auf den Punkt. Der entscheidende Schritt, um ganz oben mitzumischen, fehlte noch - das soll sich ändern.
"Über das gesamte Turnier hat mich diese Truppe wahnsinnig beeindruckt", sagte DHB-Sportdirektor Christoph Menke-Salz nach dem 1:2 (1:0) der "Danas" im Spiel um Platz drei gegen Australien am Sonntag.
Die erste WM-Medaille seit 24 Jahren hat Deutschland zwar verpasst, dennoch überwog der Stolz: "Was für ein Comeback in der Weltspitze, und das in nur wenigen Monaten, die Valentin Altenburg und sein Staff mit dem Team hatten."
Erst im Januar hatte der 41-Jährige das Amt des Bundestrainers übernommen, das bittere Aus im olympischen Viertelfinale lag da erst wenige Monate zurück. Den Verdienst von Altenburg und seinem Team könne man "gar nicht hoch genug bewerten", sagte Menke-Salz. Der Hamburger habe "sehr wichtige und richtige Schritte eingeleitet" und der Mannschaft "Zeit gegeben, zueinander zu finden".
Deutsches Hockey braucht mehr Ressourcen
Der Neustart bescherte der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) in diesem Jahr die erste WM-Halbfinalteilnahme seit 2010. Dort verpasste die Mannschaft das erste Endspiel seit 1986 nach einer starken Leistung durch eine 2:4-Niederlage im Penalty-Shootout gegen Argentinien nur knapp, auch zu Bronze fehlte nicht viel.
Von diesen Erfahrungen kann die Mannschaft aber laut Menke-Salz profitieren, sodass beim nächsten Mal "die gewisse Abgeklärtheit vorhanden ist". Die wird es brauchen, um die Lücken zu den großen Hockey-Nationen wie Argentinien und Rekordweltmeister Niederlande, der sich am Sonntag den neunten Titel sicherte, zu schließen.
"Beide Nationen verstehen es, ihre Erfolge so zu nutzen, dass es für Mädchen in diesen Ländern eine sehr reizvolle Idee ist, Hockey zu spielen, um selbst einmal in solchen Spielen erfolgreich zu sein", erklärte Menke-Salz. Dort werde "auch in den Sport investiert. Da muss man ganz offen sagen, dass wir nicht immer mit den Ressourcen ausgestattet sind, um dort eine Chancengleichheit zu haben."
DHB will "die richtigen Schlüsse ziehen"
Olympiasieger Niederlande könne aufgrund der Größe des Landes auch unter der Woche seine Nationalspielerinnen versammeln. "Das können wir nicht, und das ist auch nicht unser Ansatz", sagte Menke-Salz. Dass auch der dezentrale Ansatz mit Bundesstützpunkten Erfolg haben könne, habe die Vergangenheit gezeigt.
In den nächsten beiden Jahren könne Deutschland noch näher an die Top-Nationen heranrücken, "wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen" betonte Menke-Salz. Spätestens bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris werde man dann sehen, "ob es möglich ist, diese Dominanz zu durchbrechen".