Max Verstappen hat im verregneten Qualifying zum Grand Prix von Kanada in Montreal eine wahre Meisterleistung abgeliefert und sich mit einer Bestzeit von 1:21.299 Minuten überlegen die Poleposition gesichert.
Verstappen nahm seinem ersten Verfolger Fernando Alonso (Alpine) 0,645 Sekunden ab. Carlos Sainz (Ferrari) wurde Dritter, vor Lewis Hamilton (Mercedes), Kevin Magnussen und Mick Schumacher (Haas).
"Ich erwarte kein klares Rennen. Aber ich bin superhappy mit der Pole - keine Fehler gemacht, alles richtig entschieden", sagte Verstappen. Routinier Alonso (40) meinte selbstbewusst: "Ein tolles Gefühl, ein unglaubliches Wochenende. Das Auto war im Nassen mega. Wir werden Max attackieren - in der ersten Kurve schon."
Esteban Ocon (Alpine) wurde Siebter, vor George Russell (Mercedes). Russell war der einzige Fahrer, der es in Q3 riskierte, von Intermediates auf Slicks zu wechseln. Ein Experiment, das nicht aufging.
Daniel Ricciardo (McLaren) und Guanyu Zhou (Alfa Romeo) komplettierten die Top 10.
Schumacher zum zweiten Mal in Q3: Wie geht das?
Über weite Strecken des Qualifyings lag Schumacher mit Respektabstand hinter seinem Teamkollegen Kevin Magnussen. Doch am Ende von Q2, als die Strecke immer trockener wurde, drehte er groß auf. Zwischenzeitlich fuhr er sogar pinke Sektoren, also absolute Zwischenbestzeiten. Am Ende belegte er P6, 1,938 Sekunden hinter Verstappen und 0,570 Sekunden vor Magnussen.
Das bedeutete zum zweiten Mal nach Barcelona den Einzug in Q3. Und dort fuhr Schumacher beeindruckend weiter. Als er seine erste schnelle Runde absolviert hatte, lag er 0,787 Sekunden hinter Spitzenreiter Verstappen auf Platz 2.
Letztendlich belegte Schumacher Rang 6 und holt damit das beste Resultat seiner Formel-1-Laufbahn.
Warum konnte Pérez nicht weiterfahren?
Neun Minuten waren noch auf der Uhr, als Q2 per roter Flagge unterbrochen werden musste. Sergio Perez (Red Bull) war in Kurve 3 geradeaus gerutscht. Anders als kurz zuvor Alexander Albon (Williams) konnte er sich aber nicht selbst aus der misslichen Situation befreien. Obwohl sein Auto nur am Frontflügel beschädigt war.
"Er hat den Bremspunkt verpasst. Vielleicht hat er sich verschätzt und dachte, dass der Regenreifen besser verzögert", analysiert 'ORF'-Experte Alexander Wurz.
Mehr dazu: Die Startaufstellung zum GP von Kanada
Perez versuchte zunächst, den Rückwärtsgang einzulegen und an die Box zu fahren, doch das ließ sein Auto nicht zu. Sein Renningenieur gab ihm noch Instruktionen durch, was er zu tun hat. Doch letztendlich musste Perez entnervt aufgeben: "Klappt nicht!"
Zum Zeitpunkt seines Unfalls lag er an achter Stelle. Letztendlich beendete er Q2 als 13. Mit ihm schieden auch Valtteri Bottas (11./Alfa Romeo), Albon (12.), Lando Norris (14./McLaren) und Leclerc (15.) in Q2 aus. Bei Norris war dafür ein Problem mit der Mercedes-Powerunit verantwortlich.
Warum war Vettel so langsam?
Im Abschlusstraining, ebenfalls bei Regen, hatte er noch den dritten Platz belegt. Dementsprechend groß waren die Erwartungen. Aber als es in Q1 zur Sache ging, ging plötzlich gar nichts mehr. Als Vettel gesagt wurde, dass er als 17. ausgeschieden ist (immerhin einen Platz vor seinem Teamkollegen Lance Stroll), war er fassungslos.
"Ich kann's nicht glauben. Was war das? Ganz anders als heute Morgen! Oh Mann", ärgerte er sich - und präzisierte auf Nachfrage: "Es ist einfach merkwürdig, hinten hatte ich keinen Grip. Links hinten fühlte es sich merkwürdig an. Mir kommt fast vor, dass da was gebrochen ist, um ehrlich zu sein."
Als er aus dem Auto ausgestiegen war, konnte sich Vettel immer noch keinen Reim auf das schlechte Abschneiden machen: "Wir waren extrem langsam. Ich hatte sehr viel Übersteuern. Phasenweise hat es sich so angefühlt, als sei das Auto kaputt. Zum jetzigen Zeitpunkt verstehe ich das noch nicht", rätselt er.
"Schade, denn FT1 und FT2 waren so gut, auch heute Morgen. Die, die heute Morgen schnell waren, sind auch jetzt wieder schnell, zum Beispiel die Alpines. Wir waren mit beiden Autos schlecht unterwegs. An irgendwas wird's gelegen haben", sagt Vettel.
Neben den beiden Aston Martins schieden in Q1 auch Pierre Gasly (16./AlphaTauri), Nicholas Latifi (19./Williams) und Yuki Tsunoda (20./AlphaTauri) aus.
Wie waren die Wetterbedingungen?
Geregnet hatte es schon im dritten Freien Training zu Mittag. Hamilton meinte in Q1, als alle mit Full-Wets unterwegs waren und die Gischt extrem war: "Ich kann vor mir nicht viel sehen." In Q2 wurde die Strecke dann nach und nach trockener. Es waren noch sieben Runden zu fahren, als Hamilton (auf Intermediates) funkte: "Ich sehe langsam eine trockenere Linie."
Gibt's eigentlich Rückversetzungen in der Startaufstellung?
Ja. Stand Ende Qualifying sind zwei Fahrer betroffen. Leclerc hat seine Powerunit gewechselt und sein Motorenkontingent für die Saison erstmals überzogen. Er muss ans Ende der Startaufstellung. Gleiches gilt für Tsunoda. Wegen des besseren Qualifyingergebnisses startet Leclerc als 19. und Tsunoda als 20.
Für Leclerc wäre unter normalen Umständen sicher mehr drin gewesen als P15: "Wir sind nur ein paar Runden gefahren, damit ich eine Zeit habe. Ich habe kein Risiko genommen", sagt der Ferrari-Fahrer. "Das Gefühl für das Rennen ist aber gut."

