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Seit 1978 wird auf der Ile Notre-Dame der Große Preis von Kanada ausgefahren. Das wohl legendärste Montreal-Rennen aus deutscher Sicht fand am 10. Juni 2001 statt, als zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 ein Bruderpaar ganz vorne landete.
Dem amtierenden Weltmeister und großen Bruder Michael Schumacher blieb an diesem Rennsonntag auf dem Circuit Gilles-Villeneuve nur die Rolle des ersten Gratulanten. Mit über 20 Sekunden Rückstand sah der Formel-1-Superstar beim Grand Prix von Kanada im Jahr 2001 erst als Zweiter die Zielflagge, nachdem er zuvor vier der ersten sieben Saisonrennen gewonnen hatte.
Als strahlender Sieger in Montreal ließ sich der jüngere Schumacher-Bruder Ralf feiern, der an diesem Sommertag einen wahren Husarenritt hingelegt hatte.
Der Williams-BMW des Deutschen war in jenem Jahr 2001 ohnehin so stark wie nie. Vor allem die Hochgeschwindigkeits-Strecken kamen dem mit Michelin-Pneus bereiften Boliden des britisch-deutschen Teams entgegen. So auch der 4,361 Kilometer lange Rundkurs auf der Île Notre-Dame mit seiner ellenlangen Casino-Geraden vor Start und Ziel.
Das mit großer Spannung erwartete Bruderduell hatte sich in diesem Jahr schon über Monate angekündigt. Allerdings wurden die Formel-1-Fans immer wieder enttäuscht, da vor allem Ralf Schumacher mit einigen Performance-Problemen zu kämpfen hatte. Trotz der Konkurrenzfähigkeit seines Williams-BMW war er in den ersten sieben Rennen fünfmal ausgefallen, hatte gleich mehrere Unfälle unbeschadet überstanden.
Michael und Ralf Schumacher ziehen der Konkurrenz davon
In Montreal gab es dann aber endlich den großen Showdown zwischen dem mittlerweile dreimaligen Weltmeister Michael und Herausforderer Ralf. Schon im Qualifying am Samstag dominierten die Schumacher-Brüder, rasten zusammen in die erste Startreihe.
Michael Schumacher konnte seine Pole Position beim Start verteidigen und bog vor Ralf in die erste Schikane ein. Es entwickelte sich schnell ein hochspannender Zweikampf zwischen den beiden, der das gesamte Renngeschehen prägen sollte.
Michael und Ralf zogen Runde um Runde an der Spitze davon, die versammelte Konkurrenz um die McLaren-Mercedes-Fahrer Mika Häkkinen und David Coulthard hatte an diesem Tag nichts zu bestellen.
44 Runden lang hing der jüngere Schumacher seinem Bruder praktisch direkt im Heck, ohne aber zum entscheidenden Manöver ansetzen zu können.
Die Entscheidung über den Rennsieg musste in der Boxengasse fallen. In der 45. von 69 Runden bog Michael Schumacher als Erster zum ersten und einzigen Stopp ab. Da im Jahr 2001 noch nachgetankt wurde, kam der Ferrari-Star mit deutlich mehr Gewicht als sein Bruder zurück auf die Piste.
Ralf Schumacher witterte jetzt seine große Chance, in seinem leichteren Williams-BMW den entscheidenden Vorsprung für einen Platztausch an der Spitze herauszufahren. Und tatsächlich: Vier Runden lang flog der damals 25-Jährige nur so um den Kurs, machte dabei die dringend benötigten Sekunden auf seinen sechs Jahre älteren Bruder gut.
Ralf Schumacher übernimmt nach Boxenstopps die Führung
Nach seinem Tankstopp kehrte Ralf mit knapp vier Sekunden Vorsprung auf die Strecke zurück und führte so die Entscheidung herbei. In den letzten 18 Rennrunden konnte Michael Schumacher dem Speed des kleinen Bruders nicht mehr folgen und erreichte mit großem Rückstand als geschlagener Zweiter das Ziel.
Drei Jahre, nachdem Michael als Erster und Ralf als Dritter schon in Monza Formel-1-Geschichte als erstes Bruderpaar auf dem Podium geschrieben hatten, setzten die beiden nun tatsächlich noch einmal einen drauf.
Ausgelassen freute sich der spätere Rekordweltmeister mit seinem Bruder, beide jubelten völlig euphorisiert gemeinsam mit dem Dritten Mika Häkkinen auf dem Siegertreppchen.
"Ich glaube, Mama und Papa sind sehr stolz auf uns", freute sich Michael Schumacher im Anschluss über den ersten Doppelsieg zweier Brüder in der Königsklasse des Motorsports.
