Auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 sorgt Profi-Speed-Kletterer Tobias Plangger, auch bei Ninja Warrior Germany Allstars für Furore. Nach seinem souveränen Auftritt in der Vorrunde tritt er am Sonntag im großen Finale an (20:15 Uhr bei RTL, RTL+ und im sport.de-Liveticker).
Im exklusiven Interview lässt der 21-Jährige seine bisherigen Läufe bei den Allstars Revue passieren, verrät seine Ninja-Ziele und berichtet neben seiner Liebe zum Klettern über seinen Fahrplan bis zu Olympia. Außerdem gibt es eine spezielle Absage an Buschi.
Tobi, was hast du dir für das Finale von Ninja Warrior Allstars vorgenommen?
Tobias Plangger: Mein Ziel war es, Spaß zu haben. Wenn man Spaß hat, fällt einem alles leichter. Dann nimmt man sich den Druck von den Schultern.
In der ersten Runde hast du gegen Marco Layer ordentlich aufs Tempo gedrückt und trotz eines Fehlers bei der Ringjagd fast die aktuelle Bestzeit geknackt. War es dein Ziel, zu den Schnellsten der Vorrunde zu gehören? Wie hast du den Run erlebt?
Ich wusste, dass ich die Bestzeit knacken kann, deshalb habe ich Gas gegeben. Ich habe aber gemerkt, dass mir die Erfahrung im Ninja-Sport fehlt. Auch wenn ich sehr schnell bin, fällt es mir schwer, das im Lauf umzusetzen. Mein Problem ist, dass ich manchmal noch etwas zu hastig bin, vor allem jetzt bei den Allstars, wo es um die Zeit geht. Da tue ich mich schwer, sehr effizient zu sein. Es ist mir aber gut gelungen, mich auch mich zu konzentrieren. Der Parcours war auf mich zugeschnitten.
In der zweiten Runde ist dein Gegner Artur Sommer dann am Anfang des Parcours bei den Sprungfedern ins Wasser gefallen. Hast du spontan entschieden, dass du dann den Lauf abbrichst, um Kräfte zu schonen oder war das vorher geplant?
Vor der Runde kann man den Parcours testen. Da habe ich gesehen, dass sich Artur bei den Sprungfedern schwergetan hat. Deswegen war mein Plan abzubrechen, sobald er fällt.
Am Power Tower musstest du dann gegen Yasin El Azzazy ran – ein erfahrener und starker Gegner. Welche Chancen hast du dir im Vorfeld ausgerechnet? Wo hast du dir aus deiner Sicht den entscheidenden Vorsprung erarbeitet?
Yasin ist ein sehr ernstzunehmender Gegner. Dennoch habe ich gewusst, dass mir der Power Tower sehr liegt. Die Holzleisten waren genau mein Element und es war mein großes Ziel, da den entscheidenden Vorsprung rauszuarbeiten. Bei den Stempeln kann man nicht mehr viel rausholen, da muss man einfach sein Ding machen und nicht zu viel schwingen. Ich habe während des Laufs gecheckt, dass ich ungefähr einen halben Schwung Vorsprung habe. Deswegen wusste ich, dass er riskieren muss, wenn er gewinnen will. Das hat er dann gemacht. Dass es am Ende gereicht hat, ist extrem lässig.
Dein Debüt bei Ninja Warrior Germany hast du erst im letzten Jahr gegeben und bist direkt in die zweite Finalshow und Stage 2 gekommen. Hast du das damals erwartet?
Wenn ich es nicht erwartet hätte, hätte ich mich vermutlich nie angemeldet. Ich habe gewusst, dass mein Oberkörper fit ist und erwartet, dass ich ins Finale einziehen kann. Dass ich mich aber wirklich so gut zurechtgefunden habe, war aber schon eine kleine Überraschung für mich. Schon während des ersten Laufs hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Man merkt, dass die Pumpe geht und dass die anderen Ninjas einen unterstützen. Das Gefühl habe ich den Rest der Staffel mitgenommen. Stage 3 wäre natürlich cooler gewesen als Stage 2, aber eins nach dem anderen. In naher Zukunft ist es aber mein Ziel, den Mount zu bezwingen und Ninja Warrior zu werden.
Wie hast du dich auf deine erste Staffel vorbereitet? Hat sich deine Vorbereitung vor der Allstars-Staffel nochmal geändert?
Ich habe sehr wenig Zeit gehabt, um mich spezifisch auf Ninja Warrior vorzubereiten, da ich mitten in der Kletter-Saison war. Ich bin vom Weltcup direkt zu den Aufzeichnungen von Ninja Warrior Germany Allstars gefahren. Am Vortag war noch Weltcup in der Schweiz, am nächsten Tag bin ich nach Deutschland gefahren und am Tag danach hatte ich schon meine Vorrunde. Mein Kletter-Training funktioniert sehr gut für Ninja Warrior. Auf die Allstars-Staffel hin habe ich das erste Mal eine Ninja-Halle in Rosenheim besucht. Da war ich zusammen mit meinem Freund Simon Brunner.
Als Profikletterer hast du sehr gute Voraussetzungen für Ninja Warrior. Wo hast du aus deiner Sicht aber noch Luft nach oben?
Mein großes Manko ist die Kraftausdauer. Beim Speedklettern trainiert man hauptsächlich die Schnell- und Maximalkraft. Vor allem in der Stage 3 kommt es sehr auf die Kraftausdauer an, weil man wenig auf den Plattformen steht, sondern andauernd und über mehrere Minuten hängt. Außerdem tue ich mich mit allen Hindernissen, die sich bewegen, noch schwer, zum Beispiel mit der doppelten Himmelsleiter.
Als Speedkletterer bist du Teil des österreichischen Nationalteams, warst Jugend-Europameister, mehrmaliger Staatsmeister, Fünfter bei der WM und hast Anfang Mai beim Weltcup in Seoul deinen eigenen österreichischen Speed-Rekord im 15-Meter-Wand-Klettern auf 5,69 Sekunden verbessert. Auf welchen Erfolg bist du bisher am meisten stolz?
Auf der Hand liegt der Jugend-Europameister, das war emotional der größte Erfolg für mich. Das war kein fehlerfreier Wettkampf, aber ich bin immer weitergekommen und hatte ein paar knappe Rennen. Das war der erste internationale Erfolg für mich und hat meine Speed-Karriere ins Rollen gebracht. Der fünfte Platz bei der WM kommt dahinter, da war ich sehr gut vorbereitet, hatte nur konstante Läufe und sehr wenig Fehler. Aus athletischer Sicht war das sicher mein größter Erfolg.
Wie bist du zum Klettern gekommen? Wann hast du gemerkt, was für ein Potenzial du hast?
Ich habe mit vier Jahren mit dem Klettern begonnen. Ich hatte einen Tumor in der linken Hand. Nach der Entfernung des Tumors hat der Arzt gesagt, dass ich einen Sport brauche, bei dem ich meine Hand wieder verwende. Meine Schwester Katharina ist zu der Zeit geklettert und dann war ich bei einem Probetraining mit. Eigentlich haben die erst Kinder ab neun oder zehn Jahren genommen, in mir aber sehr viel Potenzial gesehen. Am Anfang habe ich Klettern als Therapie gemacht, irgendwann ist es in meinen Alltag eingeschmolzen. In der Jugend habe ich sehr viele Landesmeister-Titel gewonnen, ich habe über 25 Tiroler Meistertitel in allen Disziplinen. Irgendwann habe ich entschieden, mich aufs Speedklettern zu fokussieren, da habe ich das meiste Potenzial gesehen.
Was reizt dich so sehr am Kletter-Sport?
Klettern ist für mich ein großer Teil meines Lebens. Es gibt keine andere Sportart, in der ich mich so entfalten kann. Ich habe meine Persönlichkeit durch den Kletter-Sport entwickelt. Es ist so vielfältig: Wenn man mal aus der Halle will, geht man einfach mit den Freunden raus und genießt einen ruhigen Kletter-Tag am Felsen. Man ist so nah an der Natur, kann eine schöne Zeit mit Freunden verbringen und betätigt sich dabei auch noch sportlich. Beim Speedklettern ist das Coole, dass die Zeit sofort Feedback gibt, wie gut man an dem Tag ist.
Dein Ziel ist unter anderem Olympia 2024 in Paris. Wie sieht dein sportlicher Fahrplan bis dahin aus?
Die jetzige Saison hat mit dem Weltcup in Seoul sehr gut begonnen. Mein Ziel ist es, im Gesamt-Weltcup in die Top 10 zu kommen. Außerdem steht noch die Europameisterschaft im August in München an. Das ist ein großes Ziel für mich, aber das größte Ziel ist natürlich Olympia. Bis dahin versuche ich, an meiner Konstanz zu arbeiten, meine Technik zu verbessern und an meiner Athletik zu arbeiten, die hat noch sehr viel Potenzial. Dass jetzt die Zeit schon so gut passt, ist ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Buschi hat in der letzten Staffel über dich gesagt "Das ist einer, den könnte ich mir als Schwiegersohn vorstellen." Was sagst du dazu?
Das ist eine witzige Aussage. Fun Fact: Während der Aufzeichnung habe ich gar nicht gecheckt, dass er das gesagt hat. Ich habe einfach nur gelacht und "ja" gesagt. Ich war einfach so erschöpft vom Lauf und überglücklich, sodass ich das gar nicht verstanden habe. Als ich es im Fernsehen gesehen habe, habe ich das als große Ehre empfunden. Buschi ist ein sehr bekannter Mann, ein sympathischer Typ und am Boden geblieben. Ich bin glücklich vergeben, also schaut es für Buschi eher schlecht aus mit dem Schwiegersohn, aber es ehrt mich wirklich.
Werden wir dich auch in Zukunft weiter bei NWG sehen? Was sind deine Ninja-Ziele für die Zukunft?
Mein Plan ist es auf jeden Fall, wieder zurückzukommen. Für die siebte Staffel sieht es leider schlecht aus, dafür habe ich abgesagt. Das passt leider nicht mit der Wettkampfsaison, weil zwei Wettkämpfe während der Aufzeichnungen sind. Mein Ziel, unter die Top 10 im Gesamt-Weltcup zu kommen, hat Priorität. Ich möchte keine halben Sachen machen und mit vollem Herzen und gut vorbereitet dabei sein. Ich habe aber schon zu Laura Wontorra gesagt, dass ich sehr gerne wieder bei der Allstars-Staffel dabei bin, sofern es wieder eine gibt.
Das Gespräch führte Lionard Tampier

