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"Der Weg ist lang und es gibt viele Variablen"

Allstars-Sieger Kilian: "Es war ein Auf und Ab der Gefühle"

Lukas Kilian freut sich über Allstars-Titel und 50.000 Euro dazu
Lukas Kilian freut sich über Allstars-Titel und 50.000 Euro dazu
Foto: © RTL/Markus Hertrich
23. Mai 2022, 15:40
sport.de
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Nach einem spektakulären Finale steht fest: Lukas Kilian ist der zweiten Ninja Warrior Germany Allstar - und so richtig glauben kann es der 29-Jährige noch nicht. Seit 2019 betreibt er den Ninja-Sport, gut drei Jahre später hat er nicht nur seinen ersten großen Titel geholt, sondern auch noch sein Hobby zum Beruf gemacht.

Im exklusiven sport.de-Interview erklärt "Clucky Luke", wie der Sport sein Leben verändert hat, wie er den großen Finalabend erlebt hat und was er mit den 50.000 Euro Preisgeld vorhat. Außerdem verrät er, dass er nach dem frühen K.o. im Vorjahr kurz ans Aufgeben gedacht hat.

Lukas, hast du mittlerweile realisiert, dass du Ninja Warrior Germany Allstar bist?

Lukas Kilian: Noch nicht so richtig! Ich bin ja noch nicht so lange dabei und komme auch nicht aus dem Leistungssport, deswegen fällt es mir viel schwerer, als Normalo mit den Anderen mitzuhalten.

Glaubst du, dass dich jemand als Sieger auf dem Zettel hatte?

Nicht unbedingt. Aber ich glaube, viele beschäftigen sich auch nicht richtig mit den Athleten und andere Namen sind ja in der Show einfach präsenter. Jeder kennt Sladjan Djulabic, René Casselly oder Moritz Hans. Aber wenn man nicht großer Fan der Show ist, hat man Leute wie mich nicht so auf dem Zettel. Ich selbst hätte es schon bei der normalen Staffel sechs, sieben Leuten zugetraut, das Ding zu gewinnen. Und bei Allstars ist noch mal schwieriger, es vorherzusagen.

Hat dich der Sieg selbst überrascht?

Der Weg ist lang und es gibt viele Variablen. Bisher war es in allen Staffeln so, dass ich einen Fehler gemacht habe, den ich nicht mehr korrigieren konnte, ich war dann raus. Meine Vorrundenläufe waren diesmal auch ein bisschen wacklig, deswegen konnte ich es nicht richtig fassen. Meine Priorität war nach dem letzten Jahr auch sowieso erstmal, mir den Kopf nicht anzuhauen, sodass ich schon zufrieden war, das Finale zu erreichen. Ich brauchte etwas, um reinzukommen, aber ich bin in dem Wettkampf gewachsen.

Konntest du danach noch feiern oder warst du platt?

Mental war ich extrem fit und hellwach, aber körperlich war ich extrem kaputt. Ich habe mir auch einen ziemlich tiefen Cut am Finger geholt und konnte ihn lange nicht mehr knicken. Wir haben abends zwar noch zusammengesessen und ein bisschen drüber gequatscht. Aber es gibt ein Video vom Frühstück am nächsten Tag, auf dem man sieht, dass ich eigentlich einen Gehstock gebraucht hätte. Danach habe ich eine Woche lang nur auf der Couch gelegen, weil ich mich nicht mehr bewegen konnte. Die richtige Feier habe ich mir für die Ausstrahlung aufgespart.

Blicken wir auf deine Duelle am großen Abend zurück: Was ging dir durch den Kopf, als du gegen René Casselly, erster Ninja Warrior Germany und jemand, der gern Vollgas gibt, gelost wurdest?

Als René gezogen wurde, haben alle gesagt: "Bitte nicht gegen mich!" Ich habe nicht so gute Augen. Dass ich gegen ihn antrete, habe ich erst gecheckt, als mich alle angeschaut haben. Ich glaube, dass mich da auch schon viele abgeschrieben haben. Mir kam selbst der Gedanke: "Es war eine coole Staffel und ich habe es immerhin ins Finale geschafft."

Aber dann habe ich mich gefragt, warum ich mich jetzt schon aufgeben sollte. Ich habe jeden schon fallen sehen und auch René ist nur ein Mensch. Ich wollte mir keine Hürde im Kopf aufbauen. Aber das war natürlich schwer, weil dir alle erzählt haben, wie krass dein Gegner ist. Man muss mental stark sein. Und ich habe mir dann gesagt, dass er als Favorit nur verlieren kann. Es war ein Auf und Ab der Gefühle.

Im zweiten Duell gegen Max Görner war es dann wahrscheinlich fast andersherum, oder?

Ich weiß ja, dass Max super viel trainiert und schon länger Ninja macht als ich. Aber er meinte vor dem Duell zu mir, dass er Respekt vor der endlosen Himmelsleiter hat und da gar nicht unbedingt hoch muss. Aber dann haben ihm alle gesagt, dass er sich nicht abschreiben soll. Das war dann auch bei ihm eine Gratwanderung im Kopf und er sagte mir fünf Minuten später, dass er alles geben wird.

Da war mir klar, dass ich Gas geben muss. Und das habe ich dann auch geschafft, ich war komplett im Modus. Normalerweise spare ich mir meine Energie immer auf, weil ich Angst habe, dass ich nicht mehr kann und irgendwo runterfalle. Aber da war mir alles egal und ich kannte kein Limit mehr, full send einfach.

Gab es an dem Abend einen Moment, in dem du gemerkt hast, dass du es wirklich schaffen kannst?

Als wir vor der endlosen Himmelsleiter standen, war ich mir sicher, dass da außer Sladi kein anderer hochkommt. Ich hatte sie vorher trainiert, weil ich mich immer auf alles vorbereite und wusste, dass ich die mit meiner Technik schaffe. Aber als ich gefallen bin, habe ich an Yasin gedacht, der letztes Jahr nach einem Fehler an der gleichen Sprosse Dritter geworden ist. Deswegen habe ich mich so geärgert.

Hast du eigentlich mit Sladi gesprochen, der jetzt zweimal in Folge Zweiter geworden ist?

Meine ersten Worte auf dem Power Tower waren: "Es tut mir so leid, Bro!" Ich hätte es niemandem mehr gegönnt als ihm, weil er schon zum zweiten Mal an dieser Stelle war. Ich mag ihn super gerne und er ist ein Grund dafür, dass ich den Sport überhaupt noch ausübe. Als ich gerade mit Ninja angefangen hatte, hat er mir auf einem Wettbewerb mal viel Mut zugesprochen. Das hat mich damals sehr gepusht, weil er ein Vorbild für mich war.

Es war natürlich nicht cool für ihn, aber er wird weitermachen und sich auch irgendwann einen Titel holen. Wenn du nach solchen Momenten weitermachst, wirst du irgendwann gewinnen, das ist immer so.

Du bist das beste Beispiel: Letztes Jahr bist Du in der ersten Allstars-Staffel in deinem ersten Duell ausgeschieden. Wie schnell hast du das weggesteckt?

Ich war kurz davor aufzuhören, weil es mich einfach gebrochen hat. Ich war körperlich fit wie nie und habe mir zugetraut, das Ding zu gewinnen. Aber ich war mental nicht fit genug. Danach fragt man sich dann schon erstmal, ob einen das wirklich glücklich macht. Aber eine Woche später war ich dann schon wieder in der Trainingshalle, weil ich Bock hatte. Da wusste ich, dass es das Richtige ist – und das zahlt sich dann irgendwann auch aus. Ich habe jahrelang nach meinem Sport gesucht und ihn in Ninja gefunden.

Jetzt hast du mit deinem Sport sogar 50.000 Euro verdient. Welche Rolle spielt das Geld für dich?

Mir ist die Kohle nicht wichtig. Deswegen fällt es mir auch so leicht, immer etwas mitzunehmen – egal ob durch den Power Tower oder die Mega-Wand. Ich denke immer nur darab, dass ich etwas schaffen will - nicht daran, dass es Geld dafür gibt. Das realisiere ich erst, wenn es auf dem Konto ist. Tatsächlich habe ich noch nichts ausgegeben. Ich kann ganz gut mit Geld umgehen und kaufe nicht so viel Schwachsinn wie andere Menschen vielleicht. Wahrscheinlich werde ich es in unsere Halle investieren.

Du machst jetzt tatsächlich bald deine eigene Halle auf? Wie kam es dazu?

Ja, ich bin geschäftsführender Gesellschafter im Stuntwerk Senden gemeinsam mit einem Kumpel zusammen. Wir bauen da jetzt gerade noch. Das war schon länger ein Traum von mir, aber nie konkret. Letztes Jahr habe ich das Stuntwerk über Instagram angeschrieben und gefragt, ob sie jemanden suchen, der den Ninja-Bereich in der Halle betreut oder Hindernisse baut. So kamen wir ins Gespräch.

Ich war bis Ende 2020 beim Bund, habe danach angefangen zu studieren. Aber im zweiten Semester hat es mir gar keinen Spaß mehr gemacht. Ich wollte das in der Halle erst nur nebenbei machen, aber letztlich hat sich herauskristallisiert, dass ich noch komplett einsteigen kann – auch weil ich in der Szene schon gut vernetzt war.

Wie leicht fiel dir die Entscheidung?

Ich habe mir noch zwei Wochen Zeit damit gelassen, weil es eine Lebensentscheidung war, bei der mir 99 Prozent der Leute geraten haben, lieber das Studium zu Ende zu machen. Natürlich ist das ein Commitment, aber ich lasse gerade einen Traum wahr werden. Ich sehe jetzt jeden Tag, dass es genau das ist, was ich immer haben wollte – auch wenn es gerade stressig ist. Der Gewinn bei Allstars macht es perfekt, weil wir jetzt kurz nach der Ausstrahlung eröffnen werden.

Das heißt, du hast in Ninja jetzt nicht nur den Sport gefunden, den du immer gesucht hast, sondern auch deinen Job.

Das ist schon eine witzige Wendung, aber ich habe auch viel dazu beigetragen. Ich habe in den letzten Jahren viel gemacht, das mir auf den ersten Blick gar nichts gebracht hat. Einmal habe ich bei Benni und Arleen im Garten den ganzen Alu-Truss mit umgebaut ohne daran zu trainieren. Dabei habe ich vieles gelernt, das mir jetzt hilft – mal abgesehen davon, dass ich den beiden gerne einen Gefallen tue.

Ich habe mich auch extrem viel mit der Materie beschäftigt, habe alle Staffeln aus den USA und Deutschland angeschaut. Ende 2019 habe ich angefangen, selbst Hindernisse zu bauen und durfte sie bei Christian Balkheimer in die Halle hängen. Mein Vater hat sich dann gefreut, dass er mir das Handwerk beibringen konnten, das mich vorher nie interessiert hat.

Glaubst du, dass dir dieser Ehrgeiz jetzt den ersten Titel eingebracht hat?

Wenn du Talent hast, das ich schon mitbringe, weil ich mein Leben lang irgendwelche Sportarten mache, und dann noch viel Energie reinsteckst, kann es ja fast nur gut werden. Das habe ich einfach genutzt. Ich habe mich nicht damit zufriedengegeben, nur meine Leistungen zu bestätigen.

Es gibt ja ein paar Leute, die immer ins Finale kommen, aber immer fast an der gleichen Stelle scheitern. Dabei hätten sie alle das Potenzial, die Show zu gewinnen. Es ist immer entscheidend, wie man an die Sache rangeht. Ich habe seit 2019 direkt Vollgas gegeben, habe nicht aufgehört, als ich gut schwingen konnte, weil ich perfekt schwingen wollte.

Wohin geht es für dich mit dieser Einstellung in der nächsten regulären Staffel Ninja Warrior Germany?

Wahrscheinlich werde ich in Staffel 7 nicht so krass sein, weil ich gerade nicht viel Zeit zum Trainieren habe. Aber ich weiß auch, dass ich in Staffel 8 um den Titel kämpfe, weil ich so fit sein werde, wenn alles gut geht. Ich werde physisch in der Lage sein, das Ding zu holen. Ich weiß, was ich trainieren muss. In meiner Halle kann ich meine eigenen Hindernisse bauen und daran arbeiten, meine Schwächen auszugleichen. Das bringt mich noch mal aufs nächste Level.

Das Gespräch führte Maike Falkenberg

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