Auch wenn Angelique Kerber und Alexander Zverev seit Jahren zur Weltspitze gehören, ist der Glanz der einstigen Tennis-Nation Deutschland längst verflogen. Ganz langsam zeichnet sich allerdings ein Trend ab, der Hoffnung macht.
Alexander Zverev grüßt von Platz drei der Weltrangliste und ist damit zumindest sportlich das Flaggschiff des deutschen Tennis-Sports, dahinter melden bei den Herren allerdings kaum Athleten Ansprüche an.
Unter den besten 200 der Welt tummeln sich - abgesehen von Zverev - gerade einmal acht weitere Deutsche. Dass Oscar Otte auf Rang 58 die Nummer zwei des DTB und Daniel Altmaier (Rang 66) mit 23 Jahren deutlich der jüngste Spieler der zweiten Garde ist, untermauert, wie schlecht es um den Weißen Sport in der Bundesrepublik bestellt ist.
Zumal das Bild bei den Damen noch erschreckender ist: Kerber ist als 19. der Weltrangliste weiterhin der Spitze zuzuordnen, unter den besten 200 sind aber gerade einmal fünf weitere DTB-Spielerinnen platziert - und dennoch gibt es gerade beim Blick auf das WTA-Ranking zarte Anzeichen, dass es bergauf geht.
Zum einen ist da die 20-jährige Eva Lys, die nach dem überraschenden Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2021 langsam aber sicher auch bei der Elite Fuß fasst. Derzeit ist die Deutsch-Ukrainerin die Nummer 251 der Welt, für Lys ist das allerdings der bislang beste Platz ihrer Karriere, die Tendenz stimmt.
In Stuttgart feierte Lys unlängst ihren ersten Sieg auf der WTA-Tour, es folgten solide Auftritte bei kleineren Turnieren in Zagreb und Wiesbaden und in Karlsruhe steht das Talent nach einem 2:1-Satzsieg gegen Ekaterine Gorgodze, immerhin die 111 der Welt, derzeit in der 2. Runde.
Niemeier ist schon die deutsche Nummer drei
Noch besser läuft es bei der 22-jährigen Jule Niemeier, die seit dieser Woche auf Rang 94 erstmals unter den besten 100 Spielerinnen der Welt gelistet ist - nur zwei Deutsche sind besser.
Auf Sand verlor Niemeier in diesem Jahr erst zwei Matches (8 Siege). Das 6:7 und 3:6 gegen die einstige US-Open-Siegerin Bianca Andreescu darf dabei gerne als Pleite der besseren Art gewertet werden.
Die Veranstaltung in Zagreb konnte Niemeier sogar gewinnen und in Wiesbaden scheiterte sie zuletzt erst im Halbfinale. In Karlsruhe steht die Deutsche übrigens wie Lys in Runde zwei.
Dieses Kunststück gelang Nastasja Schunk nach einem knappen 6:4, 4:6 und 1:6 gegen US-Girl Bernarda Pera zwar nicht, die dritte Senkrechtsraterin des deutschen Damentennis verlor in Wiesbaden allerdings erst das Finale, nachdem sie im Halbfinale für Niemeiers zweite Sandplatzniederlage 2022 verantwortlich war.
Für Schunk bedeutete dieser Erfolg einen Sprung um 63 Plätze auf Rang 165 der Weltrangliste. Mit gerade einmal 18 Jahren tauchte sie außerdem schon einige Male auf der WTA-Tour auf. Die ganz großen Erfolge blieben bislang zwar aus, das Viertelfinale in Karlsruhe 2021, Runde zwei in Marbella 2022 und knappe Auftaktpleiten in Miami und Stuttgart 2022 schüren allerdings die Erwartungen, dass das aufgeführte Trio das deutsche Tennis wieder etwas aufleben lässt.
Bei den Herren gibt es nur ein Hoffnungsschimmerchen
Und bei den Herren? Das Tal, das die DTB-Herren in der Masse durchschreiten, scheint derzeit zugegebenermaßen sehr wenig Sonne zu sehen, aber mit Max Hans Rehberg gibt es aktuell einen 18-Jährigen, der 2022 seinen Durchbruch einleiten könnte.
Momentan rangiert der Youngster noch auf Platz 1062 der ATP-Weltrangliste. In den vergangenen Wochen feierte er aber erste Erfolge bei kleineren Turnieren. Auf dem Weg ins Finale von Meerbusch besiegte der Newcomer immerhin unter anderem Louis Wessels, der auf Rang 345 gelistet wird.
Ein Erfolg, von dem Rehberg noch vor wenigen Monaten meilenweit entfernt zu sein schien.
Marc Affeldt












