Zwei Ninjas, die nicht nur gute Freunde, sondern auch Geschäftspartner sind: Chris Harmat und Dominique Karlin. Die beiden Schweizer treten am Sonntag in der vierten Vorrundenshow von Ninja Warrior Allstars an (20:15 Uhr bei RTL, RTL+ und im sport.de-Liveticker).
Dominique gab 2021 sein Debüt in Deutschland, Chris, seines Zeichens Gewinner von Ninja Warrior Hungary, ist seit 2017 durchgehend dabei. Zusammen haben die beiden die Ninja- und Parkour-Halle "Overground" in Basel aufgemacht. Im exklusiven sport.de-Interview geben die beiden Einblicke in die Planung ihrer Halle, ihre persönliche Work-Training-Balance und verraten, wer in einem direkten Duell der beiden die Nase vorne hätte.
Chris und Dominique, was habt ihr euch persönlich für die diesjährige Allstars-Staffel vorgenommen?
Dominique Karlin: Grundsätzlich hat man immer das Finale im Auge, das war mein Ziel.
Chris Harmat: Ich habe mich nicht so gut vorbereiten können. Deswegen wusste ich, dass es schwierig wird, den Sieg mitzunehmen. Ich habe mir aber gewünscht, dass einer von uns beiden die 5.000 Euro für die Bestzeit in der Vorrunde mitnimmt.
Die Allstars-Staffel besticht durch das Duell-Format. Würdet ihr gerne mal in einer Show gegeneinander antreten? Wer hätte die Nase vorne?
Dominique: Das würde ich auf keinen Fall gerne machen. Ich bin nicht so der kompetitive Typ, auch wenn ich bei Ninja Warrior mitmache. Ich denke, es ist sehr abhängig von den Hindernissen. Wenn es Balance-Hindernisse sind, dann wäre Chris besser, beim Hangeln eher ich.
Chris: Ich bin ziemlich kompetitiv unterwegs. Wenn dann würde ich bei den Allstars in einem ultimativen Finale gegen Dominique antreten.
Welche Art von Hindernissen liegt euch beiden jeweils? Woran müsst ihr noch arbeiten?
Dominique: Mir persönlich liegen Hangel-Elemente. An der Kraftausdauer muss ich auf jeden Fall noch arbeiten. Das wäre vor allem für das Finale wichtig.
Chris: Mir liegen Hindernisse, die man gut miteinander verbinden und bei denen man Zeit sparen kann. Kraftausdauer ist auch mein Manko.
Chris, du warst schon Gesamtweltcupsieger im Parkour und Nr. 1 der Weltrangliste in der Kategorie Speed. Bei Ninja Warrior bist du 2018 und 2020 ins Finale gekommen, mit den vorderen Plätze hat es bisher aber noch nicht geklappt. Auch wenn es zwei verschiedene Sportarten sind: Warum hat es für dich bei NWG noch nicht zum großen Wurf gereicht?
Chris: Ninja Warrior Germany bereitet mir in erster Linie sehr viel Spaß. Der Nervenkitzel über den Wasserbecken ist etwas sehr Spezielles. Das kann man in keiner Halle ausprobieren. Deswegen bin ich immer wieder richtig gerne dabei. Ich müsste aber mit Vollgas nur darauf trainieren und alle anderen Dinge in meinem Leben ausblenden, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Bei Ninja Warrior Hungary habe ich schon bewiesen, dass ich zum Mount kommen kann.
Seit 2021 betreibt ihr die Ninja-Halle "Overground" in Basel. Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Dominique: Die Idee kam ursprünglich von Chris. Er wollte eine Parkour-Halle mit seinem Freund Maurice Ndotoni aufmachen. Die beiden sind dann aber auf Fabian Kägi gestoßen, der einen portablen Ninja-Warrior-Parcours bauen wollte.
Chris: Genau. Fabian war es wichtig, den Sport allen Menschen zugänglich zu machen. Unsere Ideen haben wir dann vereint. Und Dominique habe ich bei einem Interview zu Ninja Warrior Switzerland für eine Zeitung hier in Basel kennengelernt. Dann habe ich ihn direkt angesprochen, ob er mitmachen will.
Dominique, du bist auch Schreiner. Hast du viel in der Halle selbst gemacht?
Dominique: Ja. Wir haben alle sehr viel gemacht, aber aus baulicher Sicht hatte ich einen großen Anteil – vor allem in der Planung und der Koordination, aber auch beim Bau selbst.
Chris: Dominique hat extrem viel selbst gebaut. Sein Know-How als Schreiner konnte er uns sehr gut vermitteln. Wir alle haben dadurch quasi ein Viertel einer Schreiner-Lehre mitgemacht.
Wie habt ihr beschlossen, welche Hindernisse in die Halle sollen? Habt ihr andere Athlet:innen gefragt, was ihnen wichtig ist?
Chris: Wir haben überlegt, was aktuell gefragt ist. Parkour und Ninja Warrior wurde der Hauptbereich. Danach kam der "Chasetag" zum Fangen spielen, der Sprungboden für die akrobatischen Elemente und das Trampolin. Der Bereich für das "Street Workout" ist extrem groß geworden und dann noch etwas "Slackline".
Wie sehr sind eure eigenen Vorlieben im Training in die Planung der Halle eingeflossen?
Dominique: Da haben wir alle unsere Präferenzen durchgepusht. Natürlich haben wir aber auch bedacht, dass nicht alle Kunden so sportlich sein werden. Entsprechend mussten wir alles so planen, dass es auch wirklich viele Menschen machen können. Trotzdem haben wir immer mal wieder Hindernisse mit reingenommen, die uns persönlich viel Freude bereiten, zum Beispiel ein Campusboard vom Klettern.
Chris: Ich habe alle sieben Sportarten, die in unserer Halle vertreten sind, in der Vergangenheit schon einmal betrieben. Es ist einfach alles unter einem Dach, was ich gerne mache.
Inwiefern habt ihr die Elemente in der Halle selbst getestet, bevor die ersten Gäste kamen?
Chris: Wir haben selbst getestet, vor allem in der Bauphase. Da hatten wir noch nicht viele Matten, konnten aber die Tests in einem sicheren Rahmen machen.
Was waren eure größten Sorgen? Wie läuft es aktuell?
Dominique: Befürchtet haben wir, dass wir unser Zielpublikum falsch einschätzen. Was können die Leute wirklich? Bei vielen Elementen ist es zum Beispiel schon eine Voraussetzung, dass man einen Klimmzug machen kann. Aktuell sehen wir dank unserer Trainer, dass man auch schwierige Hindernisse auf kleine Übungen herunterbrechen kann, die man dann zusammensetzt.
Chris: Wir haben eine ganz spezielle Form unserer "Ninja Truss", die haben wir an die Decke gehangen – eine Weltneuheit. Dadurch haben wir regelmäßig unsere Schrauben geprüft und machen das immer noch. Aktuell läuft die Halle sehr gut, es kommen viele Leute und wir haben mehr Kurse als gedacht. Wir freuen uns auf einen Sommer voller Kids Camps und auf einige Ninjas, die uns immer wieder unterstützen.
Welche Elemente sind aus eurer Sicht vor allem für Ninja-Neulinge geeignet?
Dominique: Jeder Trainer behauptet etwas anderes. Ich denke, dass die Fünfsprünge, die Wall, Mikado-Stäbe, Monkey Bars, die Balancerolle und die Türen Einsteiger-Elemente sind. Da muss man auch keinen Klimmzug machen.
Chris: Der Hangelträger ist auch gut machbar. Dafür haben wir eine Hilfestange gebaut. Und das Fly Wheel, das Schwingen von Stange zu Stange und das Flying Squirrel.
Leidet das eigene Training darunter, wenn man Betreiber einer Ninja-Halle ist und sich um das Business kümmern muss oder kommt es euch entgegen, dass Hobby und Beruf so nahe beieinander sind?
Dominique: Das Training leidet auf jeden Fall darunter. Das liegt aber auch daran, dass ich weiterhin viel im Bau gearbeitet habe. Ich habe noch die Duschen und Umkleiden gebaut. Die anderen haben den Betrieb geschmissen. Da hatte ich sehr wenig Zeit fürs Training. Nach so einem langen Tag in der Halle gehe ich dann gerne mal Bouldern oder Beachvolleyball spielen.
Chris: Das Training steht nicht so im Vordergrund. Wir genießen einfach die sportliche Abwechslung, die uns unsere Location hier bietet.
Viele bekannte Ninja-Gesichter waren schon bei euch in der Halle. Auf welches Feedback wart ihr besonders gespannt?
Dominique: Ich hatte keine klare Präferenz, ich war auf alle gespannt. Das Feedback der Finalisten ist natürlich spannend, aber uns war auch wichtig, was eher schwächere Athleten sagen und wir wollten darauf aufbauen.
Chris: Ich war auf die Meinungen von Benni, Arleen, Oli und Sladi gespannt. Bisher war das Feedback grandios, sogar USA-Standards würden hier passen. Das macht uns sehr stolz.
Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Dominique: Eine Halle bringt ganz viele administrative Aufgaben mit sich, die wir vorher alle nicht gekannt haben. Da wünsche ich mir eine perfekte Struktur für einen reibungslosen Ablauf. Für Ninja Warrior wünsche ich mir ein Jahr, in dem ich mich mehr auf die Show und meinen Trainingsplan fokussieren kann, um mein Potenzial zu zeigen.
Chris: Das mit der Halle sehe ich genauso. Ich möchte auch gerne immer wieder neue Hindernisse hier reinbringen und fröhliche Gesichter sehen. Vielleicht wollen wir auch irgendwann eine zweite Halle aufmachen. In Ungarn habe ich Blut geleckt und weiß, wie es sich anfühlt, an dem Seil zu sein. Ich würde sehr gerne über Finalstage 1 kommen – dann mit mehr Training und vollem Fokus.
Das Gespräch führte Lionard Tampier

