2021 gewann Eva Lys durchaus überraschend die deutsche Tennis-Meisterschaft, die ganz großen Stars des DTB schlugen Ende Dezember in Biberach an der Riß allerdings auch nicht auf. Dass sie mit den Großen mithalten kann, stellte Lys nun jedoch eindrucksvoll unter Beweis.
Beim WTA-Turnier von Stuttgart überraschte Lys mit ihrem ersten Sieg auf der Tour: Die Nummer 342 der Welt rang Viktorija Golubic aus der Schweiz (Rang 38) trotz eines Satzrückstandes mit 5:7, 7:5 und 7:5 nieder. Das Match dauerte insgesamt 3:09 Stunden.
Lys spielte gegen Golubic unerschrocken und mutig. Mit ihrer druckvollen Vorhand ließ sie die Weltranglisten-38. laufen und ging zu Beginn mit 4:1 und 5:3 in Führung. Zum Ende des ersten Satzes steigerte sich dann die Favoritin aus der Schweiz und nutzte die Schwächen der jungen Deutschen besser aus, der teilweise die Geduld fehlte. Aber Lys kämpfte und nutzte im zweiten Durchgang ihren ersten Satzball zum Ausgleich. Dass sie im letzten Satz ein 4:2 wieder hergab, brachte Lys nicht von ihrem Weg ab.
Auffallend: Lys und Golubic hatten teils große Probleme ihre eigenen Aufschlagspiele zu gewinnen. Das DTB-Talent konnte nur einen von zehn Breakbällen abwehren, die Eidgenossin immerhin 17, Lys erkämpfte sich allerdings auch 27 Chancen, ihrem Gegenüber den Service abzuknöpfen. Insgesamt gewann die Deutsche letztlich 126 Punkte und damit sieben mehr als Golubic.
Das nächste Highlight lässt nicht lange auf sich warten. Im Achtelfinale trifft Lys nun auf Iga Swiatek aus Polen, die derzeit die Nummer eins der Tennis-Welt ist.
Lys kämpfte sich in Schwaben übrigens durch die Qualifikation und bezwang auf ihrem Weg ins Hauptfeld Cristina Bucsa aus Spanien (129 der Welt) und Kathinka von Deichmann aus Liechtenstein (243 der Welt). "Das sind Emotionen, die man nirgendwo anders hat", jubelte die Hoffnungsträgerin bei "Eurosport" nach der gemeisterten Qualifikation.
Geboren wurde Lys in der Ukraine, als Kleinkind wanderte sie mit ihrer Familie nach Deutschland aus. Viele ihrer Angehörigen wohnten zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Ende Februar allerdings noch in der Hauptstadt Kiew. Lys sprach in diesem Zuge Anfang März offen das schändliche Verhalten einiger russischer Kolleginnen an.
Auch Korpatsch überrascht
"Viele russische Spielerinnen, die hier sind, verhalten sich respektlos gegenüber denjenigen, die vom Ukraine-Krieg betroffen sind", beklagte Lys gegenüber "Eurosport": "Sie lachen darüber, machen sich lustig. Einige ziehen demonstrativ einen Trainingsanzug in den russischen Nationalfarben an."
Inzwischen dürfen Russlands Tennis-Spieler*innen nur noch unter neutraler Fahne auflaufen.
Derweil hat in Stuttgart auch Tamara Korpatsch den Einzug in die zweite Runde geschafft. Die 26 Jahre alte Hamburgerin setzte sich gegen die Italienerin Camila Giorgi 3:6, 7:6 (7:2), 6:1 durch. Im Achtelfinale bekommt sie es mit der britischen US-Open-Siegerin Emma Raducanu oder der australischen Qualifikantin Storm Sanders zu tun. Korpatsch war kurzfristig als Lucky Loserin ins Hauptfeld des hochklassig besetzten Sandplatz-Turniers gerückt, nachdem sie zuvor in der Qualifikation eigentlich ausgeschieden war