Bis zum Großen Preis von Australien gab es noch Zweifel, ob Ferrari oder vielleicht doch Red Bull das beste Auto der Formel-1-Saison 2022 gebaut hat. In Melbourne wischte die Scuderia diese Zweifel mit einer starken Performance aber beiseite. Das hinterließ auch bei Helmut Marko großen Eindruck.
Beim Großen Preis von Australien legte Charles Leclerc in seinem Ferrari eine Dominanz an den Tag, die man in den vergangenen Jahren lediglich von Mercedes und gelegentlich von Red Bull sah.
Am Ende betrug der Vorsprung des Monegassen zwar "nur" 20 Sekunden, gefühlt hätte es aber auch eine volle Minute sein können. Das bereitet vor allem Red Bull große Sorgen.
Gleich "zwei oder drei Dinge" spielen beim Abstand der Roten Bullen auf die Scuderia im Moment eine Rolle, urteilte Helmut Marko nach dem Rennen. "Erstens die Probleme mit der Zuverlässigkeit, die wir letztes Jahr kaum hatten", sagte der Berater gegenüber "ServusTV". Zudem sei die Lücke zu den Roten in Melbourne "alarmierend" gewesen.
"Sie haben die Pace kontrolliert, ohne Probleme mit dem Graining gehabt zu haben. Wenn Max Gas gegeben hat, konnte Leclerc ohne Probleme reagieren", ergänzte Marko, der zugab, dass sein Team vom Ferrari-Speed "negativ überrascht" wurde.
Nachdenklich stimmt Red Bull vor allem der offenkundig sanfte Umgang der Roten mit den Reifen. "Sie hatten fast kein Graining, wir bekamen es schon nach ein paar Runden. Ferrari findet eine gute Balance mit dem Auto leichter", befand Marko.
Formel 1: Red Bull hadert mit Übergewicht
Ein weiteres Manko erkannte der Österreicher im Gewichtsvorteil der Scuderia. "Wir sind ganz klar schwerer als Ferrari. Ich denke, das Handicap sind rund zehn Kilo. Auf die Rundenzeit gerechnet entspricht das ungefähr drei Zehnteln", rechnete der Berater vor.
Besorgniserregend aus Sicht von Red Bull: Der Nachteil lässt sich weder leicht noch schnell ausgleichen.
"Das Gewicht zu reduzieren ist teuer. Das ist erstens ein finanzielles Problem und hängt zweitens mit der Zuverlässigkeit zusammen. Durch den Budgetdeckel ist das ein schwieriger Spagat", sagte Marko, der seinem eigenen Team eine "schwierige Zeit" vorhersagte.
Für das kommende Rennen in Imola kündigte der Berater immerhin schon ein kleines Upgrade an, das zur Gewichtsreduzierung beitragen wird. "Wenn es so wie unser erstes Update funktioniert, können wir mit dem Paket auf Augenhöhe mit Ferrari sein", so Marko, für den die Zuverlässigkeit aber eine noch wichtigere Rolle spielt, denn: "Wenn du nicht ins Ziel kommst, ist ein schnelles Auto nicht zu gebrauchen."


