Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund ist die Mannschaft mit den meisten Verletzten in dieser Saison, immer wieder fallen wichtige Stammspieler aus. Beim BVB ist man längst auf der Suche nach den Hintergründen, ein Experte hat nun eine Einschätzung gegeben. Bei den Schwarz-Gelben stößt diese nicht gerade auf offene Ohren.
"Die große Zahl von Verletzungen hat uns in diesem Jahr natürlich sehr beschäftigt", bekannte Borussia Dortmunds Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl, ab Sommer Sportdirektor, gegenüber "Sport Bild": "Im Wissen, dass jeder Fall individuell zu betrachten ist, versuchen wir dennoch, Muster zu erkennen, befinden uns fachübergreifend inmitten der Analyse und werden anschließend Ableitungen treffen."
Jene Vorgehensweise ist bitter nötig, sind beim BVB in unschöner Regelmäßigkeit die Stars verletzt. Eines der großen Probleme sind immer wieder auftretender Muskelverletzungen. Mittelstürmer Erling Haaland etwa verpasste schon 16 Pflichtspiele in dieser Saison, stets wurde er durch Muskelverletzungen ausgebremst. Linksverteidiger Raphael Guerreiro, eigentlich einer der Schlüsselspieler im Kader, verpasste dadurch ebenfalls jede Menge Spiele.
Klar ist, dass die Anzahl der Dortmunder Ausfälle, und damit auch die Ausfalltage, im Vergleich zur Konkurrenz deutlich zu hoch ist. Das Sportblatt rechnet vor, dass ein BVB-Profi seinem Trainer im Schnitt pro Saison 67 Tage nicht zur Verfügung steht. Ein Spieler des FC Bayern fällt hingegen "nur" 39 Tage im Schnitt aus.
Der Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln gab gegenüber "Sport Bild" eine Einschätzung ab: "Es ist leider nicht das erste Mal, auch in der Ära Jürgen Klopp war das Problem mit den Muskelverletzungen sehr manifest. Da muss man sich fragen: Was läuft im Fitness-Training möglicherweise falsch?"
Sebastian Kehl wehrt sich vehement gegen Fern-Diagnosen
Froböse zufolge sei von außen betrachtet klar: "Es ist auf jeden Fall kein Spielproblem, sondern ein Trainingsproblem, da bin ich mir sicher." Muskelverletzung entstünden, "wenn Muskeln ermüdet sind". Seine Vermutung: Die Muskulatur der BVB-Profis ist "überproportional gefordert", etwa durch "zu viel Schuss-Training, zu viel Sprint-Training und das dann noch in Kombination". Der Sportwissenschaftler empfiehlt daher, "noch mehr Fokus auf Regeneration zu legen."
Sebastian Kehl und die gesamte Dortmunder Führung hatten bereits in der Vergangenheit klar gemacht, dass man bei der Ursachenforschung jeden Stein umdreht und womöglich auch personelle Konsequenzen zieht.
Fern-Diagnosen lehnt Kehl jedoch kategorisch ab: "Ich persönlich halte jegliche Bewertung von außen - ohne genaue Diagnosen, Verletzungshistorien, aktuelle Bilder oder Belastungsanalysen unserer Spieler zu kennen - für grenzwertig und möchte daher nicht näher darauf eingehen", sagte er dem Sportmagazin.
Vor dem Bundesliga-Spiel des BVB gegen RB Leipzig fehlen Cheftrainer Marco Rose in Nico Schulz, Thomas Meunier, Mateu Morey und Felix Passlack gleich vier Verteidiger. Für Angreifer Steffen Tigges (Sprunggelenksverletzung) ist die Saison bereits beendet.






























