Das Beste kam zum Schluss: Am Ende eines langen Olympiawinters hat sich Nicole Schott den bislang größten Erfolg ihrer Karriere erlaufen. Die sechsmalige deutsche Eiskunstlauf-Meisterin landete bei den Welttitelkämpfen in Montpellier auf einem nie erwarteten zehnten Platz und fuhr mit einem Strahlen im Gesicht vom Eis.
In Abwesenheit ihrer drei russischen Konkurrentinnen nutzte die Olympia-Dritte Kaori Sakamoto die Gunst der Stunde und gewann zum ersten Mal WM-Gold. Der Japanerin am nächsten kamen Loena Hendrickx aus Belgien sowie die US-Amerikanerin Alysa Liu.
Während noch um das Edelmetall gekämpft wurde, konnte Schott ihr Ergebnis kaum fassen. "Gerade nach Olympia ist ein solches Resultat sehr schön für mich", sagte die 25-Jährige, die mit Rang sechs im Kurzprogramm den Grundstein gelegt hatte. In Peking hatte die Sportsoldatin aus Essen eine schwache Kür bis auf Rang 17 zurückgeworfen.
Dank ihrer Platzierung sind bei den nächstjährigen Weltmeisterschaften im japanischen Saitama zwei deutsche Läuferinnen startberechtigt. Wie schon in der Kurzkür blieb Schott auch im langen Programm ohne Sturz, einziger kleiner Makel war der letzte Salchow, den sie nur doppelt statt dreifach drehte.
Bei ihrem Heimspiel in Montpellier hatten Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron bereits am Nachmittag Kurs auf ihren fünften Weltmeistertitel im Eistanz genommen. Die Olympiasieger von Peking überboten im Rhythmustanz den bisherigen Weltrekord um fast zwei Punkte und kamen auf 92,73 Zähler.
Ukrainer*innen frenetisch gefeiert
Direkt hinter den Franzosen platzierten sich Madison Hubbell und Zachary Donohue, die Olympia-Dritten aus den USA. Dritte sind ihre Landsleute Madison Chock und Evan Bates.
Emotionaler Höhepunkt des Wettkampfs war der Auftritt von Alexandra Nasarowa und Maxim Nikitin. Die sechsmaligen ukrainischen Meister traten in schlichten T-Shirts in gelb und blau an und wurden vom Publikum für ihr Programm zu einem ukrainischen Volkslied lautstark gefeiert.
Ohne Training und auf Umwegen aus der vom Krieg erschütterten Heimat angereist, kämpfte sich das Duo im Zwischenklassement auf Rang 16, wird aber zur Kür-Entscheidung am Samstag (17:00 Uhr/Eurosport 1 und ONE) nicht mehr antreten. "Wir konnten die Panzer sehen und die Bomben hören. Mein Haus hat keine Fenster mehr", berichtete Nasarowa aus ihrer Geburtsstadt Charkiw.
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Die Medaillenvergabe findet ohne deutsche Beteiligung statt, nachdem die deutschen Meister Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan ihren WM-Start kurzfristig absagen mussten. Der 26-Jährige aus Oberstdorf war kurz vor der Abreise nach Frankreich positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Die Welttitelkämpfe werden am Samstag (11:00 Uhr/Eurosport 1 und ONE) mit der Kür der Männer fortgesetzt. Für die Deutsche Eislauf-Union startet der Dortmunder Nikita Starostin.