Der Auftritt einiger russischer Sportlerinnen und Sportler bei der Propaganda-Show von Vladimir Putin im Luzhniki Stadium in Moskau am vergangenen Freitag rief scharfe Kritik hervor. Neu veröffentlichte Bilder deuten womöglich drauf hin, dass zumindest die beiden Turnerinnen Dina und Arina Averina nicht ganz freiwillig an der Veranstaltung teilnahmen.
Insgesamt acht russische Sportlerinnen und Sportler waren am Freitag Teil der Propaganda-Show von Vladimir Putin im Moskauer Luzhniki Stadium. Sieben von ihnen trugen das "Z", das sich in Russland seit Kriegsbeginn zu einem nationalistischen Symbol entwickelt hat, deutlich sichtbar auf der Brust. Auch bei den beiden Turnerinnen Dina und Arina Averina war der Buchstabe auf der Trainingsjacke zu sehen.
Nach der Veranstaltung schossen die beiden Schwestern in den Katakomben des Stadions noch ein paar Bilder für ihren Telegram-Kanal. Zwar trugen sie dabei augenscheinlich die gleichen Trainingsjacken, das "Z" ist auf den Bildern aber nicht mehr zu sehen. Und auch bei Eiskunstläufer Nikita Katsalapov verschwand der Buchstabe von seinem Oberteil.
Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass das "Z" nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm wegretuschiert wurde. Warum die beiden Schwestern das Bild bearbeitet haben, ist nicht klar. Möglich ist in den Augen einiger Experten aber, dass sie damit andeuten wollten, nicht freiwillig an der Propaganda-Show teilgenommen zu haben.
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Das "Z" aus dem Bild zu entfernen könne ein Weg sein, die Zugehörigkeit zur Opposition zu zeigen, sagte die Russland-Expertin Irina Anisimova dem norwegischen TV-Sender "NRK". "Außerdem ist das ein Weg, sich von dem Symbol zu distanzieren, das schnell mit einem Hakenkreuz oder einem faschistischen Symbol in Verbindung gebracht werden kann", meinte die Dozentin der Universität Bergen.
Fremdsprachen-Experte Kåre Johan Mjør erklärte: "Vielleicht gibt es mehrere Gründe, warum das retuschiert wurde. Generell ist das 'Z' zu einem polarisierenden Symbol geworden. Wenn man es nutzt, kann man stigmatisiert werden, vor allem international." Vielleicht haben die beiden Turnierinnen das Bild daher auch aus strategischen Gründen bearbeitet, mutmaßte der Professor: "Das sind Sportlerinnen, die internationale Karrieren haben und an diesen auch festhalten wollen."
"Viele russische Sportler sind abhängig vom Staat"
Ob das retuschierte Bild ein Zeichen sei, dass sich Dina und Arina Averina gegen den Krieg stellen, konnte und wollte Mjør nicht abschließend beurteilen. "Das ist schwer zu sagen, wenn sie überhaupt an so einer Veranstaltung teilnehmen. Vielleicht versuchen sie einfach nur, sich selbst zu schützen."
Und auch bei Anisimova bleiben noch einige Zweifel. "Selbst wenn sie das Bild bearbeitet haben, haben sie sich immer noch nicht öffentlich positioniert. Es wäre besser gewesen, wenn sie es durch ein Video oder Ähnliches publik gemacht hätten."
Dass dieser Weg kompliziert ist, weiß allerdings auch die Expertin: "Viele russische Sportler sind abhängig vom Staat, weil sie wenig Sponsoren haben. Vor allem jetzt, wo sich so viele Firmen aus dem Land zurückgezogen haben. Es ist schrecklich schwer, sich zu widersetzen."
Zu dem Bild äußern, wollten sich Dina und Arina Averina bislang nicht. Eine Anfrage von "NRK" ließen die beiden Turnerinnen unbeantwortet.
