Nach dem Rücktritt früheren Junioren-Weltmeisters Viktor Polásek mit nur 24 Jahren wird das Thema Untergewicht im Skispringen wieder intensiv diskutiert. Tschechiens Ex-Star und heutiger Skisprungdirektor Jakub Janda appelliert an die FIS - und warnt in deutlichen Worten.
In den deutschen Medien blieb der Rücktritt von Viktor Polásek Anfang März weitgehend unbeachtet - kein Wunder, hatte Tscheche doch im Weltcup bislang nicht für Furore gesorgt und nur mit der Goldmedaille im Einzel bei der Junioren-WM 2017 in Park City sowie mit je einmal Platz eins und Platz zwei bei den nationalen Meisterschaften tolle Ergebnisse erzielt.
Dass Polásek aber dem Skispringen bereits im Alter von 24 Jahren den Rücken kehrte, sorgte in der Szene für Aufsehen.
Er habe es "in Sachen Abnehmen und Übergewicht übertrieben, so dass ich nicht mehr die Energie hatte, normal zu leben", begründete er gegenüber tschechischen Medien seine Entscheidung. Seine Zeit als Skisprung-Profi sei für ihn "keine gute Reise" gewesen, so Polásek.
Skispringen: Untergewicht immer wieder ein Thema
Immer wieder ist das Untergewicht der Athletinnen und Athleten ein Thema im Skispringen. Einige Stars der Szene wandelten und wandeln am Rande der Magersucht - so wie Polásek, offenbar.
"Ehrlich gesagt habe ich nicht gesehen, dass Viktor solche Probleme hat", kommentierte der frühere Skispringer Jakub Janda, heute Skisprungdirektor im tschechischen Verband, gegenüber "Isport.blesk.cz" die Causa Polásek.
Zwischen Trainer Vasja Bajc und den Springern habe es eine Vereinbarung gegeben, "wie viel sie wiegen sollen", berichtete Janda. "Ich wusste aber nicht, dass Viktor beim Erreichen des Sollgewichts immer weiter nach unten gegangen ist."
"Das ist gefährlich für das Leben der Springer!"
Die vor einigen Jahren eingeführten Gewichtsregeln des Internationalen Ski-Verbands FIS haben nach Ansicht des sechsmaligen Weltcup-Siegers an der Problematik nichts geändert. Janda appellierte: "Die FIS muss eingreifen und die Regeln ändern. Eine Kommission sollte sich treffen und sagen: Das ist gefährlich für das Leben und die Gesundheit der Springer, tut etwas dagegen!"
Aktuell wird im Skispringen anhand des Body-Mass-Index (BMI) der Springerinnen und Springer ihre Ski-Länge festgelegt. Ist eine Athletin oder ein Athlet zu leicht, müssen die Skier gekürzt werden. Die Tragfläche wird verkleinert, was tendenziell die Sprungweite verringert.
Für Polásek ließ Janda die Tür zum Comeback offen. "Wir haben darüber gesprochen. Er macht gerade eine sehr hektische Zeit durch. Vielleicht wird er in zwei oder drei Monaten alles überdenken und entscheiden, dass es sich lohnt, weiterzumachen."