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Düstere Aussichten trotz glänzendem Winter

Warum sich Deutschlands Biathlon um die Zukunft sorgt

Erik Lesser verlässt die große Biathlon-Bühne
Erik Lesser verlässt die große Biathlon-Bühne
Foto: © IMAGO/JON OLAV NESVOLD
21. März 2022, 17:48
sport.de
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Vier Einzelsiege im Weltcup, Olympiagold von Denise Herrmann: Die Ausbeute der deutschen Biathlon-Stars im Winter 2021/22 kann sich sehen lassen. Von glänzenden Aussichten kann aber dennoch nicht die Rede sein.

Denise Herrmann (33 Jahre), Erik Lesser (33), Benedikt Doll (31) und Johannes Kühn (30) sorgten für die deutschen Siege im Biathlon-Winter 2021/22 - so weit, so gut.

Aber: Lesser beendete am vergangenen Sonntag seine Laufbahn, Herrmann verriet der "Freien Presse", dass sie nur weitermache, wenn "das Gesamtpaket" stimme und Doll nannte gegenüber "Sports Illustrated" die Heim-WM 2023 als Ziel, ließ sich danach aber alles offen.

Bleibt mit Kühn das "Küken" im Sieger-Quartett, der gebürtige Passauer muss allerdings erst noch bestätigen, dass sein Erfolg keine Eintagsfliege war.

Neues Gesicht für deutsches Biathlon-Team

Klar ist allerdings ohnehin, dass das deutsche Biathlon-Team sein Gesicht in den kommenden Wintern verändern wird. Wer dann in die Bresche springen soll, drängt sich derzeit allerdings nicht wirklich auf.

Mit ihrem überragenden Debüt-Winter im Weltcup brachte sich Vanessa Voigt bei der Suche nach dem künftigen Zugpferd der Biathlon-Nation Deutschland in die Pole Position.

Mut macht vor allem, dass sich die 24-Jährige im Saisonverlauf merklich steigerte und beim sensationellen zweiten Platz im Sprint von Otepää am Schießstand und in der Loipe vollends überzeugte.

Ein Trio macht Hoffnung

Im Schatten von Herrmann, die vor der WM in Oberhof wohl eher nicht das Handtuch werfen wird, und Franziska Preuß, der nach ihrem verletzungs- und Corona-bedingt schwierigen Winter 2022/23 auf jeden Fall wieder einiges zuzutrauen ist, hat Voigt beste Aussichten, ihren Traumwinter zu bestätigen und sich in der Weltspitze festzusetzen. Hinter dem Trio klafft aktuell allerdings eine riesige Lücke.

Viertbeste Deutsche im Gesamtweltcup war in der vergangenen Saison nicht umsonst Franziska Hildebrand, die sich mit 34 Jahren im Verlauf des Winters noch einmal in den Weltcup-Kader zurück kämpfte, damit aber auch den Finger in die Wunde des DSV legte: Eine breite Basis von Top-Athletinnen, wie sie Norwegen, Schweden und Frankreich im Nachwuchs vorfinden, sucht man in Deutschland vergeblich.

Neben Voigt bekamen von der jungen Garde Juliane Frühwirt (24) und Hanna Kebinger (24) eine Chance im A-Kader. Nachhaltig Eigenwerbung betrieben sie jedoch nicht.

Düstere Aussichten bei Deutschlands Biathlon-Männern

Noch düsterer sieht es bei den deutschen Männern aus. Nach Lessers Rücktritt bleiben mit Doll, Kühn und Philipp Nawrath nur noch drei Athleten, denen recht regelmäßig ein Platz unter den besten zehn zuzutrauen ist. Kühn und Nawrath sind am Schießstand allerdings zu häufig unberechenbar.


Mehr dazu: Das Saisonzeugnis der deutschen Biathlon-Stars 


Lucas Fratzscher (27), Philipp Horn (27) und Justus Strelow (25) überzeugten bei ihren Einsatz-Zeiten im Weltcup zu selten. Bleibt David Zobel (25), der im Saisonendspurt andeutete, dass er im Konzert der Großen mithalten kann.

Ein Hoffnungsschimmer sind immerhin die Ergebnisse der Junioren-WM in Soldier Hollow, bei der Deutschland mit zwölf Medaillen so mächtig abräumte, wie seit 2009 nicht mehr.

Damals brillierten unter anderem Miriam Neureuther (geb. Gössner), Simon Schempp, Lesser und Doll, die später insgesamt 22 WM-Medaillen im Profibereich  sammelten.

Was reißen die deutschen Biathlon-Hoffnungen?

Bis neue deutschen Biathlon-Hoffnungen wie Selina Grotian (17), Iva Moric (17), Albert Engelmann (17), Luise Müller (21), Lisa Spark (21) oder Johanna Puff (19) diese Fußstapfen ausfüllen können, dürften allerdings noch einige Winter ins Land ziehen. 

Bis dahin muss es das vorhandene Personal richten. Immerhin: Im November 2021 hätten auch nur die kühnsten Optimisten den erfolgreichsten Biathlon-Winter seit dem Karriere-Ende von Laura Dahlmeier vorhergesagt.

Marc Affeldt

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