Wochenlang wurde verhandelt, doch am Ende kamen Henk Groener und der Deutsche Handballbund (DHB) nicht auf einen Nenner. Nach gut vier Jahren als Frauen-Bundestrainer hört der Niederländer mit sofortiger Wirkung auf, beim letzten EM-Qualifikationsspiel im April in Griechenland wird der 61-Jährige schon nicht mehr an der Seitenlinie stehen.
"Unser Wille war es, die seit mehr als vier Jahren laufende Zusammenarbeit mit Henk Groener weiterzuführen", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann, "daher bedauern wir sehr, dass wir uns letztlich nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnten."
Groener hatte bei den DHB-Frauen nach der enttäuschenden Heim-WM 2017 die Nachfolge von Michael Biegler angetreten. Bei allen vier Turnieren unter der Führung des früheren Oranje-Coaches schied die deutsche Mannschaft stets vor dem Halbfinale aus, auch die Olympischen Sommerspiele in Tokio verpassten die DHB-Frauen.
Zwischendurch gab es Stress, Anfang 2021 traten die langjährige Kapitänin Kim Naidzinavicius (118 Länderspiele) und Kreisläuferin Julia Behnke (85 Länderspiele) nach einem Zerwürfnis mit dem Trainer zurück. Nun ist auch Groener weg, es kommt zum Neustart.
"Mehreren Wochen im intensiven Dialog"
Es ist der Schlusspunkt eines langwierigen Prozesses, der DHB hatte vor der WM in Spanien im vergangenen Dezember Groeners Vertrag unüblicherweise lediglich um vier Monate verlängert und nach dem Aus im Viertelfinale eine ausführliche Analyse angekündigt. Eigentlich sollte im Februar eine Entscheidung fallen, daraus wurde nichts. Erst Anfang März erklärte der Verband, mit dem Bundestrainer weitermachen zu wollen, doch der zähe Vertragspoker endete mit der Trennung.
"Wir waren seit mehreren Wochen im intensiven Dialog und wollten, wie auch schon öffentlich kommuniziert, gerne mit Henk Groener verlängern", betonte Axel Kromer, Vorstand Sport beim DHB. Leider habe man "inhaltlich nicht zueinanderfinden" können. Der volle Fokus liege nun "auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger".
Abschiedsvorstellung gegen das Heimatland
Die Zeit drängt dabei etwas, am 20. April steht der Abschluss der EM-Qualifikation bei Gastgeber Griechenland in Chalkida auf dem Programm. Mit einem Sieg bucht die DHB-Auswahl das Ticket für die diesjährige Endrunde in Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien (4. bis 20. November). Nach dem 36:10 im Hinspiel sollte das Formsache sein.
Durch die vorzeitige Trennung gab Groener seine Abschiedsvorstellung gegen sein Heimatland. Zuletzt hatten die DHB-Frauen die beiden Qualispiele gegen die Niederlande, als verlustpunktfreier Tabellenführer der Gruppe 3 durch, in Krefeld und Rotterdam verloren.
Groener war im Januar 2018 mit dem klaren Auftrag gestartet, die Mannschaft Schritt für Schritt in Richtung der Weltspitze zu entwickeln. "Mittelfristig ganz oben angreifen" (Kromer) war das Ziel. Doch auch unter dem Niederländer wurden bei jeweils zwei WM- und EM-Endrunden die ersehnten Medaillenspiele nicht erreicht.