Daniil Medvedev hatte gerade den Tennis-Thron erklommen, doch nach Feiern stand dem russischen Ausnahmekönner ganz und gar nicht der Sinn.
In Zeiten wie diesen, sagte Medvedev, der ab Montag als neue Nummer eins der Weltrangliste geführt wird, verstehe man, "dass Tennis manchmal nicht so wichtig ist".
Die Gedanken des 26-Jährigen kreisten um die schlimmen Geschehnisse in der Heimat. Er sei mit "vielen Emotionen" aufgewacht, so Medwedew nach dem 6:2, 6:3-Erfolg im Viertelfinale des ATP-Turniers in Acapulco gegen Yoshihito Nishioka: "Dieser Tag war eine Achterbahnfahrt."
Der furchtbaren Nachricht vom Krieg in der Ukraine folgte für Medvedev der sportliche Sprung auf Platz eins.
Der Russe übernimmt den Spitzenplatz von Novak Djokovic, nachdem der Serbe im Viertelfinale des ATP-Turniers in Dubai überraschend am tschechischen Qualifikanten Jiri Vesely gescheitert war. Djokovic hatte die Liste 361 Wochen lang angeführt.
Er habe die Niederlage von Djokovic mitbekommen, sagte Medvedev, "aber ich wusste nicht, dass ich die Nummer eins werde, wenn er verliert. Ich dachte, ich müsste hier etwas Großes tun. Als ich dann alle Nachrichten erhielt, verstand ich: Okay, es wird passieren."
Erstmals seit 2004 keiner der "großen Vier" an der Spitze
In Medvedev wird erstmals seit 2004 nicht einer der "großen Vier" an der Spitze der Tennis-Weltrangliste stehen. Fast zwei Jahrzehnte lang hatten Djokovic, Rafael Nadal, Roger Federer oder Andy Murray die Weltrangliste angeführt. Zudem ist Medvedev nach Jevgeni Kafelnikow und Marat Safin erst der dritte Russe überhaupt, der das Tableau bei den Männern anführt.
Im Halbfinale von Acapulco trifft Medvedev nun in einer Neuauflage des Australian-Open-Endspiels auf Nadal. Der Spanier wurde in Bezug auf die russische Invasion in die Ukraine deutlicher.
"Das sind traurige Neuigkeiten", sagte Nadal: "Es scheint mir unglaublich, dass es in diesem Jahrhundert, in dem wir leben, Kriege gibt. Ich kann es nicht verstehen. Das Einzige, was ich mir wünsche, ist, dass so wenig Menschen wie möglich betroffen und getötet werden."