Im Sommer litt Michelle Gisin am Pfeifferschen Drüsenfieber, jetzt hat sie ihren Olympiasieg in der Kombination wiederholt. Ihr Geheimnis? Wein.
Sommer 2021, Michelle Gisin liegt untätig zu Hause herum und schaut Olympia in Tokio. Doch die Skirennläuferin macht keine Pause in der Saison-Vorbereitung, sie ist dauerhaft an die Couch oder ans Bett gefesselt: Pfeiffersches Drüsenfieber, "ich war ein halblebiges Elend". Sieben Monate später holt Gisin in Peking wie 2018 Gold in der Kombination.
"Das ist unfassbar, wenn man an den Sommer zurückdenkt", sagt die Schweizerin, "es war die verrückteste Achterbahnfahrt, die man sich vorstellen kann, aber wunderschön." Damals, auf der Couch, habe sie nicht nur um ihre Karriere gebangt, sondern "Angst gehabt, dass ich nicht mehr gesund werde, das war das Schlimmste".
Ihr Umfeld fing sie auf. Freund Luca De Aliprandini, selbst erfolgreicher Skirennläufer, Bruder Marc oder Schwester Dominique, die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2014, die beide ihre Karrieren beendet haben. Die Winterspiele, sagt Gisin, habe sie nie aus dem Blick verloren.
Gisin "die ultimative Skifahrerin"
Schon mit Bronze im Super-G schrieb sie ein kleines Ski-Märchen. Ihr Geheimnis? Am Vorabend habe sie mit den Kollegen Loic Meillard und Luca Aerni ein Glas Wein getrunken. "Wein macht schnell", hätten die Jungs ihr danach an die Zimmertür geschrieben, und sie wiederholten das Ritual vor der Kombi.
Auch Riesenslalom-Olympiasieger Marco Odermatt hatte seine Finger im Spiel - und am Glas. Dessen Goldparty raubte Gisin im Nebenzimmer den Schlaf. Also schnappte sie sich ihr Bettzeug, schlurfte um Mitternacht hinüber und holte sich Tipps: "Er war angetrunken, ich müde, aber es war sehr witzig."
Gisin, sagt Cheftrainer Beat Tschuor, "ist die ultimative Skifahrerin". Und Teil der besten Alpin-Nation in Peking mit fünfmal Gold. Alles wegen ein paar Gläsern Wein? "Wir hatten ein bisschen Bündnerfleisch dabei", berichtete Tschuor, "geschmuggelt in Skischuhen."
