Tobias Müller ist mehrfacher Weltmeister - musste aber die Sportart wechseln, um endlich bei Olympia starten zu können.
Für den Traum von Olympia opferte Tobias Müller seine Leidenschaft. Vor vier Jahren wurde der Dominator des Telemark-Sports kurzerhand zum Skicrosser, um endlich den Spirit der Ringe erleben zu können. Statt in der Urform des alpinen Skilaufs die Piste hinab zu gleiten, jagt er sie jetzt im Nahkampf auf zwei Brettern hinunter - in Peking vielleicht sogar zu einer Medaille.
"Es muss weit nach vorne gehen", sagte Heli Herdt, sportlicher Leiter der Skicrosser, dem "SID" - und meint damit auch Müller. Der hat immerhin sieben WM-Titel und 33 Siege im Weltcup, war zweimal im Gesamtweltcup vorne - aber: im Telemark. In der hierzulande wenig populären Abfahrtstechnik aus Norwegen räumte der 29-Jährige alles ab, das Problem: Der Sport ist nicht olympisch.
Also gab das Bewegungstalent seine Erfolgsgarantie auf und wagte 2017 eine neue Herausforderung. Langsam tastete sich Müller, der im Sommer Mountainbike-Rennen fährt, an die spektakulären Cross-Läufe heran. Nach drei Jahren landete er erstmals in die Top-Ten. In der Olympia-Saison gelang ihm Mitte Januar im 48. Anlauf mit Rang drei der erste Podestplatz - der die Hoffnung auf mehr nährt.
"Es ist ziemlich cool hier und lässig zu fahren"
Zumal der Erfolg auf Skiern in der Familie liegt. Opa Hans Peter fuhr früher Alpin-Rennen, Mama Sandra wurde dreimal Skibob-Weltmeisterin. Ebenfalls populär: Seine Cousins Manuel und Alexander Schmid. Beide sind alpine Skirennläufer - letzterer ist in Peking Olympiastarter.
Für Müller passt der erste Eindruck schon mal. Kurz nach der Ankunft ging es zunächst noch auf "Touri-Tour durchs Olympische Dorf", wie er bei Instagram unter ein Foto vor den Ringen schrieb. Vor dem Rennen am Freitag ließ er außerdem wissen: "Es ist ziemlich cool hier und lässig zu fahren." Wie man gewinnt, weiß er ja sowieso.
