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Eigentlich hat Hannah Neise Angst vor Geschwindigkeit, zum Skeleton kam sie eher zufällig - und schreibt in Peking dennoch Geschichte.
Plötzlich war Hannah Neise also Olympiasiegerin im Skeleton, die erste deutsche, die jüngste der Geschichte. Das alles höre sich "ziemlich komisch an", gab die 21-Jährige zu - und lieferte gleich ein paar Gründe mit. Denn zumindest auf den ersten Blick ist Neises Goldmedaille ein völlig unwahrscheinlicher Erfolg.
Grundsätzlich habe sie nämlich "ziemliche Probleme mit Geschwindigkeit, ich bin ein sehr ängstlicher Mensch", sagte Neise. Nachdem sie gerade mit 130 km/h durch einen Eiskanal gerutscht war, den Kopf voran, auf einem Schlitten ohne Lenkvorrichtung.
"Das passt nicht ganz zusammen", sagte sie lachend, "ich kann es auch nicht erklären." Auf dem Sportgerät sei eben alles anders. Auch das musste die Sauerländerin allerdings erst herausfinden, als "Auserwählte" sieht sie sich keineswegs. In den Sport stolperte sie eher zufällig.
Vor zehn Jahren, bei einer Sichtung in der Schule, hatte sie einfach keine große Lust auf die anstehende Englisch-Stunde: "Dem wollte ich aus dem Weg gehen, deswegen habe ich mich da reingedrängt."
Neise dominiert bei Olympia in Peking
Talent zeigte sich schnell, bei den Junioren wurde Neise sogar Weltmeisterin, der Schritt zu den Erwachsenen schien aber noch zu groß. Seit zwei Jahren fährt die Winterbergerin im Weltcup, das Podest sah sie immer nur aus der Ferne. Für Olympia qualifizierte sie sich ganz knapp.
Und dominierte in China dann ein Rennen, das für die deutschen Skeletonis über lange Jahre eine Nummer zu groß wirkte. Ab dem dritten Lauf war sie ganz vorne, verbrachte plötzlich sehr viel Zeit in der Leaderbox, in der die Führenden dauergefilmt werden. "Ich wusste gar nicht, wie ich da stehen sollte", sagte Neise grinsend.
Auf dem Schlitten kam sie aber bestens zurecht. Neise sei zwar "ruhig und zurückhaltend", sagt Bundestrainer Christian Baude, "aber auch zielstrebig. Wenn sie etwas möchte, zieht sie es durch." Und irgendwie wirken weitere Erfolge gar nicht mehr so unwahrscheinlich.
