Nach dem 1:5 gegen Kanada bemühen die deutschen Eishockey-Spieler den Vergleich mit 2018. Auch damals ging es mit einer frustrierenden Pleite los.
Am Tag nach dem schmerzhaften Olympia-Fehlstart war der Frust schnell verflogen. Bundestrainer Toni Söderholm überraschte mit einem besonderen Spielchen, beim wilden Scheibenschießen zum Abschluss des Trainings wurde viel geflachst und gelacht. "Wir sind alle schon lange genug im Eishockey-Business, dass wir wissen, dass schlechte Laune nichts bringt", sagte Stürmer Matthias Plachta nach der Übungseinheit im Nationalen Hallenstadion in Peking.
Der Mannheimer Stürmer weiß auch: 2018 begann das silberne Wintermärchen der deutschen Puckjäger ebenfalls mit einer frustrierenden Pleite. "Wir haben es vor vier Jahren gesehen: Das ist ein Prozess", sagte Angreifer Patrick Hager, "ein Turnier wird nicht im ersten Spiel gewonnen oder verloren." In Pyeongchang folgte dem 2:5 gegen Finnland sogar noch ein 0:1 gegen Schweden, ehe der sensationelle Sturmlauf bis ins Endspiel losging.
Diesmal soll nach dem ernüchternden 1:5 gegen Kanada schon am Samstag (9:40 Uhr MEZ/ZDF und Eurosport) gegen Gastgeber China die Wende kommen. Allerdings wohl ohne Verteidiger Marco Nowak, der bei einem sehr harten Check am Kopf getroffen worden war und am Freitag noch nicht wieder aufs Eis durfte.
"Es ist gut, dass wir nicht viel Zeit zum Nachdenken haben", meinte Plachta, wie Hager schon in Südkorea dabei. Auch der Trainer half mit, die Enttäuschung schnell zu überwinden: Söderholm stapelte vor beiden Angriffsdritteln je fünf Pucks übereinander und ließ die rotgekleidete Hälfte des Team gegen die schwarze antreten. Wer nicht traf, musste die Scheibe wieder auf den Stapel legen. Schwarz versenkte zuerst alle Pucks im Tor - und jubelte lautstark. "Toni hat immer ein paar Sachen in petto, die Spaß machen und die Stimmung auflockern", sagte Plachta.
Ernster war es zuvor in der Analyse der Auftaktniederlage zugegangen. "Es ist wichtig, dass wir Effizienz lernen", mahnte Söderholm, "wie gradlinig wir eigentlich spielen müssen." Und fügte an: "Den einen oder anderen qualitativ besseren Pass brauchen wir auch." Gegen die Kanadier hatte sein Team vor allem noch Probleme mit der kleineren Eisfläche gehabt. "Wir müssen gedankenschneller sein, die Scheibe schneller spielen, schneller in die Zweikämpfe kommen", forderte Kapitän Moritz Müller.
Der krasse Außenseiter China, der trotz 15 Eingebürgerter aus Nordamerika und Russland 0:8 gegen die USA verlor, kommt da gerade recht. "Es ist", betonte Müller, "noch ein langes Turnier." Bei dem die Deutschen bis zum Ende mitwirken wollen - ganz so wie vor vier Jahren. "Wir wissen", meinte Hager, "dass wir hier jeden Gegner schlagen können. Dafür brauchen wir 60 Minuten Top-Eishockey. Aber da mache ich mir keine Sorgen."