Marco Sturm drückt dem deutschen Eishockey-Team aus dem fernen Kalifornien die Daumen. Der Silber-Trainer von 2018 traut der Mannschaft wieder einen Coup zu.
Marco Sturm muss früh aufstehen. Genauso früh wie vor vier Jahren die deutschen Eishockey-Fans, die das Olympia-Finale seiner Silberhelden in Südkorea sehen wollten. Diesmal ist der ehemalige Bundestrainer selbst Fan und drückt in seiner Wahlheimat Los Angeles die Daumen, wenn die Nationalmannschaft in Peking wieder auf Medaillenjagd geht.
5:10 Uhr ist es in Kalifornien, wenn am Donnerstag das Team seines Nachfolgers Toni Söderholm gegen Kanada seine Olympia-Mission beginnt.
"Wir brauchen uns mit Sicherheit nicht zu verstecken", sagt Sturm im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst", "vielleicht die Russen, ich weiß nicht, ob Schweden oder Finnland - das sind schon die einzigen Mannschaften, die ich auf dem Papier besser sehe als die deutsche. Es ist wieder alles möglich."
Dass noch zehn Silbermedaillengewinner von Pyeongchang dabei sind, sieht der 43-Jährige als großen Vorteil. "Sie bringen die gewisse Ruhe rein, wenn das Spiel in Hektik kommt", sagt Sturm und nennt Kapitän Moritz Müller oder den damaligen Topscorer Patrick Hager, "das sind genau die richtigen Leute, die es damals gelernt haben und jetzt selber die Führung übernehmen".
Positive Erinnerungen an Eishockey-Märchen 2018
Mit den Helden von 2018, die Eishockey in Deutschland ins Rampenlicht holten, hat Sturm, heute Co-Trainer beim NHL-Klub Los Angeles Kings, noch immer Kontakt. "Da kommen immer wieder die Erinnerungen hoch", sagt er. An das 4:3 im Halbfinale gegen Kanada etwa, "nach dem Spiel hab ich allein in der Kabine gehockt, war fix und fertig". An die Kabine mit den Namen derer, die fehlten, an der Wand, "ich wollte, dass die Jungs auch dabei waren".
Oder auch an die besonderen Helfer Kim und Kim: die beiden koreanischen Teambetreuer Taeyun und Joshua Kim, die zu Glücksbringern wurden. "Vor dem Achtelfinale waren sie beim Essen und haben sehr viel getrunken, am nächsten Tag haben sie nicht so gut ausgeschaut", erinnert sich Sturm und lacht: "Wir haben das Spiel gewonnen. Dann haben sie gesagt: Das müssen wir jetzt wieder machen, weil es ja funktioniert hat. Das ging dann weiter bis zum Finale."
Doch nicht nur ihr Alkoholkonsum erwies sich als gutes Omen, auch ein besonderes Ritual vor jedem Spiel: "Ich wollte, dass sie die Starting-Lineup vorlesen, auf Englisch und Koreanisch." Das Duo war "auch Teil unserer Familie" - und damit Teil des Erfolgsrezepts.
Seinen Abschied im November 2018 bereut Sturm nicht, "es war der perfekte Zeitpunkt". Was er in der NHL seitdem "mitgenommen habe, hätte ich als Bundestrainer niemals geschafft". Eine Rückkehr hat er dennoch im Blick: "Ich hoffe, dass ich irgendwann noch einmal Bundestrainer werde. Ich bin ja noch jung."





