Natalie Geisenberger gegen Julia Taubitz: Vor dem deutschen Duell um Rodel-Gold schärfte ein Schreckmoment am Sonntag die Sinne.
Natalie Geisenberger fand nach ihrem Schreckmoment schnell das Lächeln wieder. "Gut so", scherzte die deutsche Rodlerin angesichts der zunächst fehlenden TV-Bilder ihres Sturzes im vorletzten Trainingslauf. Das Malheur in der kniffligen Kurve 13 zeigte jedoch einmal mehr die Tücken der Olympia-Bahn in Yanqing auf.
So verpatzte erst Geisenberger wegen ungewohnter Lichtverhältnisse und anschließend auch Weltmeisterin Julia Taubitz einen Durchgang im Abschlusstraining. Wenn es ab Montag in den Wettkampf geht, dürften ähnliche Fehler eine Medaille kosten. Die beiden so unterschiedlichen Top-Favoritinnen - hier die Erfahrene, dort die Debütantin - sind gewarnt.
"Wer hier vier Mal sauber runterkommt, wird vorne dabei sein", prognostizierte die 34-jährige Geisenberger, die unter dem Strich optimistisch sein darf. Von den insgesamt sechs Übungsläufen entschied die viermalige Olympiasiegerin schließlich fünf deutlich für sich, nur bei Geisenbergers Sturz am Sonntagmorgen hatte Taubitz die Nase vorn.
Rekorde sind "völlig egal"
Ein Fingerzeig? "Alle Karten werden erst zum Rennen auf den Tisch gelegt, das wissen wir alle", behauptete Taubitz bereits am Samstag vielsagend. Die stets strahlende 25-Jährige gewann im olympischen Winter die Kristallkugel im Gesamtweltcup und machte eigentlich den stärkeren Eindruck als Geisenberger. Bisher bestätigte sich dies in China nicht.
Es wird spannend in den insgesamt vier Läufen - und vielleicht sogar historisch. Geisenberger könnte mit einem Erfolg nach Goldmedaillen mit der besten deutschen Olympionikin Claudia Pechstein gleichziehen. Im Teamwettbewerb gäbe es dann sogar die Chance auf den sechsten olympischen Coup.
Derartige Rekorde sind der Miesbacherin aber "völlig egal", versicherte sie dem SID. Seit der Geburt ihres Sohnes Leo im Mai 2020 ordnet die "Rodel-Mama" nicht mehr alles dem Erfolg unter, die Prioritäten haben sich verschoben. Das druckbefreite Rodeln scheint im Eiskanal von Yanqing jedoch ihr Erfolgsrezept zu sein.
Ob es wieder zu Gold führt, wird von ihr, aber auch der Konkurrenz um Taubitz abhängen.