Ohne Vier hat das deutsche Eishockey-Team seine Olympia-Mission begonnen. Corona ist ein ständiger Begleiter, soll die Spieler aber nicht vom Weg abbringen.
Am Morgen nach dem Corona-Schock testeten die deutschen Eishockey-Nationalspieler in Unterzahl zum ersten Mal das olympische Eis - und verdrängten die Gedanken an die ständige Gefahr. "Olympia ist immer aufregend, dieses Jahr unter besonderen Umständen", sagte Kapitän Moritz Müller nach der ersten Trainingseinheit im Nationalen Hallenstadion in Peking, "wir machen das Beste aus unserer Situation."
Die Verteidiger Korbinian Holzer und Marcel Brandt fehlten ebenso wie die Stürmer Stefan Loibl und Daniel Pietta. Drei waren nach der Ankunft am Donnerstag auf dem Flughafen positiv getestet worden, der vierte soll nach einer überstandenen Infektion nachreisen. Noch am selben Tag gab es Nachtests - und am Freitag Entwarnung, alle waren negativ.
Über das Virus, das die Eishockeyprofis schon um eine deutsche Meisterschaft und eine WM gebracht hat, wollte aber niemand reden. Müller überließ das Thema Sportdirektor Christian Künast, der den Puck zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) weiterspielte. "Bei allem, was Tests und Corona angeht, kann ich nur auf den DOSB verweisen", sagte Künast, gab sich aber betont entspannt: "Wenn ihr mich anschaut, ich schaue jetzt nicht irgendwie nervös oder niedergeschlagen aus."
Der Sportchef des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hat schon eine gewisse Routine. "Ich mache seit zwei Jahren nichts anderes", meinte er mit Blick auf die ausgefallene A-WM im Frühjahr 2020, den Corona-Ausbruch vor der Junioren-WM im darauffolgenden Dezember und den Abbruch der Junioren-WM Ende des vergangenen Jahres. "Wenn ich hierher gefahren wäre und hätte erwartet, es läuft alles reibungslos, dann wäre ich naiv gewesen", sagte der ehemalige Torhüter.
Nach dem Ausfall der Playoffs 2020 und der anschließenden Geisterspielsaison hatten sich in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in den vergangenen Wochen die Coronafälle gehäuft, die Sorgen reisten mit nach China. Die größte Hürde schien der Sprung in die "Blase" zu sein, doch auch im "geschlossenen Kreislauf" zwischen dem Olympischen Dorf und den Wettkampfstätten droht Ansteckung.
"Wenn wir im Zimmer oder im Apartment im Dorf zusammen sind, sind immer alle mit Mundschutz", berichtete Künast, selbst auf dem Eis trugen Bundestrainer Toni Söderholm und seine Assistenten Maske. "Wir können nichts besser machen", sagte der Sportdirektor: "Wir haben im Vorfeld noch weitere Tests eingestreut, da sind wir typisch deutsch."
Wichtigste Aufgabe für Söderholm und Künast vor dem Vorrundenauftakt am kommenden Donnerstag gegen Kanada: den Fokus wieder auf Eishockey zu richten. "Wir konzentrieren uns nur auf den Sport", betonte Stürmer Dominik Kahun, einer von zehn Silberhelden von 2018, der das Wunder von Pyeongchang gerne in China wiederholen möchte: "Es ist schön, wieder bei Olympia zu sein. Wir haben natürlich schöne Erinnerungen, aber wir haben uns gesagt: Wir wollen nicht zu viel darüber nachdenken, was passiert ist. Wir sind jetzt hier in 22." Mit ganz anderen Herausforderungen.