Skirennläuferin Kira Weidle hat beim letzten Rennen vor den Olympischen Spielen enttäuscht.
Kira Weidle war verärgert, das war nicht zu übersehen. Schon während ihrer Fahrt schimpfte sie, im Ziel dann erst recht.
Und wie sehr es in der Vizeweltmeisterin brodelte nach der Olympia-Generalprobe, war spätestens in dem Moment klar, als sie noch vom Siegerpodest gefahren wurde: Wütend pfefferte Weidle ihre Handschuhe in den Schnee am Fuße der Kandahar in Garmisch-Partenkirchen.
Dabei war Platz vier in der letzten Abfahrt vor Olympia alles andere als ein Stimmungstöter, und die nur 0,04 Sekunden Rückstand auf den dritten Rang zu verschmerzen.
Das sah auch Weidle mit Verzögerung ein. "Das ist jetzt nicht dramatisch", sagte sie, und ergänzte mit einem Lächeln: "Es gibt definitiv wichtigere Rennen, wo man auf dem Podest stehen will."
Als da wäre: die olympische Abfahrt am 15. Februar in Yanqing.
Kira Weidl als Medaillen-Kandidatin zu Olympia
Weidle fliegt als Anwärterin auf eine Medaille nach Peking, das will sie nicht mal selbst wegdiskutieren. "Das Ziel ist klar", sagte sie, ohne es nochmal klar zu benennen. Lieber macht die 25-Jährige Andeutungen, die freilich vielsagend sind. "Bei der WM hat man schon gesehen, dass ich das Timing", also zum Höhepunkt in Form zu kommen, "mittlerweile ganz gut raus habe", erwähnte sie in den vergangenen Tagen mehrfach.
In der Abfahrt hat Weidle trotz der Unzufriedenheit mit ihrer Fahrt in Garmisch gute Chancen auf mindestens einen Podestplatz. Das liegt auch am Pech der Konkurrenz: Die verletzte Sofia Goggia, Olympiasiegerin und Weltcup-Dominatorin, kämpft nach einem schweren Sturz vor einer Woche um ein schnelles Comeback, Breezy Johnson (USA), dreimal Zweite hinter der Italienerin in diesem Winter, wird Peking verpassen: Knie kaputt.
Medaillenanwärterin ist in jedem Fall Weltmeisterin Corinne Suter aus der Schweiz, die in der Abfahrt vor ihrer Teamkollegin Jasmine Flury und der Österreicherin Cornelia Hütter gewann. Fürchten muss sich Weidle vor diesen Konkurrentinnen nicht, aber eine Steigerung ist vonnöten, wie sie nach dem Super-G am Sonntag, als sie beim Sieg der zeitgleichen Hütter sowie Federica Brignone aus Italien Rang 20 belegte, zugab.
Kira Weidle will ihr "Skifahren wiederfinden"
Sie hoffe jetzt "natürlich, dass ich mein Skifahren wiederfinde", sagte Weidle, über deren Resultate der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier urteilte: "Es ist nicht ganz das, was wir uns vorgestellt haben." An der Erwartung für Peking ändere sich dadurch nichts. "Wir sind dabei, um dort um die Medaillen mitzufahren", sagte Maier mit Blick auf die Rennen in Peking. Was die Frauen angeht, denkt er an Lena Dürr im Slalom - und eben Weidle in der Abfahrt.
"Wenn ich sauber Ski fahre, kann ich weiter vorne landen", versicherte Weidle angesichts ihrer Probleme in Garmisch, die sie freilich auch auf die Schnee-Bedingungen am Samstag zurückführte. "Wenn es Plusgrade hat, ist eine leicht schmierige Schicht obendrauf, und dann bin ich nicht mehr ganz selbstbewusst auf dem Ski", erklärte Weidle, stellte aber zugleich fest: "In China soll es ja 20 Grad kälter sein."
Tatsächlich lagen die Temperaturen in Yanquing am Wochenende tagsüber zwischen minus zwei und minus fünf Grad - immerhin rund zehn Grad weniger als in Garmisch.
