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"Wir tun uns gesamtheitlich extrem schwer"

Nicht am Limit: Alpin-Chef nach Streif-Debakel wütend

Wolfgang Maier rechnete nach dem Streif-Rennen mit seinen Schützlingen ab
Wolfgang Maier rechnete nach dem Streif-Rennen mit seinen Schützlingen ab
Foto: © GEPA pictures/ Mathias Mandl via www.imago-images.
23. Januar 2022, 16:05

Die deutschen Abfahrer kassieren auf der Streif eine Watschn, Slalom-Ass Linus Straßer schimpft - Alpinchef Wolfgang Maier fehlt die Risikofreude.

Der schwer geschlagene Vize-Weltmeister Andreas Sander zitterte nach dem bitteren Streif-Debakel um seinen Olympia-Startplatz, Slalom-Ass Linus Straßer schimpfte zerknirscht auf den "Schweinsberg": Angesichts der Nackenschläge in Kitzbühel wurde der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier deshalb wenige Tage vor den Winterspielen deutlich.

Er frage sich, sagte Maier kritisch, "ob sich die Athleten bewusst sind, dass hier immer die Limits gefordert sind". Die großen WM-Erfolge mit dreimal Silber im vergangenen Februar seien Vergangenheit, die Gegenwart wirkt grau. "Wir tun uns gesamtheitlich extrem schwer", sagte Maier zerknirscht.

Wie der Boss vermisste auch "ARD"-Experte Felix Neureuther die letzte Risikofreude auf der diesmal in voller Länge gefahrenen schwierigsten Abfahrtsstrecke der Welt. "Wenn man sieht, wie frech und mit welcher Angriffslust ein Marco Odermatt da runterfährt", sagte er über den zweitplatzierten Schweizer Wunderknaben, "das fehlt mir."

Romed Baumann war als 15. beim dritten Streif-Sieg von Kitz-Blitz Beat Feuz (Schweiz) noch der beste DSV-Athlet, Sturzopfer Josef Ferstl kämpfte sich auf nachlassender Piste schwer gezeichnet auf Platz 20, zwei Ränge vor Dominik Schwaiger. Sander blieb auf Rang 30 nur ein mickriges Weltcup-Pünktchen.

Sander ehrlich: "Die Form passt überhaupt nicht"

"Ganz klar: Wenn man so eine Leistung bringt, würde ich mich als Trainer auch nicht aufstellen", sagte Sander mit Blick auf die Olympia-Abfahrt am 6. Februar, bei der nur vier der fünf qualifizierten Deutschen starten dürfen. "Die Form", gestand er, "passt überhaupt nicht".

Einmal in Rage, malte der 32-Jährige ein düsteres Gesamtbild. "Es war von allen eine schlechte Leistung, jeder hat ein anderes Problem gehabt." Baumann wollte das so nicht stehen lassen. "Da muss ich nochmal mit dem Andi reden", sagte er schmunzelnd, "ich bin nicht komplett im Nirwana unterwegs gewesen". Sein Rat: "Nicht verkopfen und Hokuspokus machen, nur weil jetzt Olympia kommt."

Wie es geht, machte Altmeister Feuz bei seinem ersten Saisonsieg vor. Mit einer taktisch klugen Fahrt hielt er seinen jungen Teamkollegen Odermatt knapp auf Abstand (+0,21) und räumte neben der goldenen Gams 100.000 Euro Siegprämie ab. "Wir hatten einen guten Plan - und der ist aufgegangen", sagte er.

Brite sorgt für Sensationssieg im Slalom

Den guten Plan hatte sich auch Straßer im Slalom zurechtgelegt, doch als er im dichten Schneetreiben am Fuße des Ganslernhang angekommen war, schimpfte er auf den "heiligen Berg" der Österreicher. Platz 14 beim Sensationssieg des Briten Dave Ryding - "ich bin zu sicher gefahren, habe zu viel gebremst", klagte Straßer. Auch Anton Tremmel (17.) fehlte "ein bisschen der Mut".

Ryding dagegen ging volles Risiko, sank nach seiner historischen Fahrt auf die Knie und küsste den Schnee. "Es war eine lange und wahnsinnige Reise", sagte der erste britische Triumphator in 55 Jahren Weltcup, "von einem kleinen Plastikhügel zum Kitzbühel-Sieger".

Der 35-Jährige lernte auf einer Mattenpiste im englischen Norden das Skifahren, fuhr mit 13 sein erstes Rennen auf Schnee. Nicht nur Neureuther hatte bei seinem Coup "Pippi in den Augen".

Kira Weidle als Lichtblick im DSV-Team 

Halbwegs zufrieden war der "ARD"-Experte nur mit Kira Weidle. Die WM-Zweite in der Abfahrt war mit Rang zehn bei der Rückkehr auf ihre Silberstrecke in Cortina d'Ampezzo nicht zufrieden. "Nur weil ich letztes Jahr gut gefahren bin, heißt es ja nicht, dass ich auch dieses Jahr gut fahre", sagte sie. Tags darauf gefiel sie als Zwölfte mit ihrem besten Resultat in einem Super-G.

Für die Frauen geht es nun nach Garmisch-Partenkirchen, zur Generalprobe für Peking. "Man hofft natürlich auf ein gutes Ergebnis, um mit einem guten Gefühl zu Olympia zu fahren", sagte Weidle, betonte aber: "Ich bin zuversichtlich."

Für Sofia Goggia scheint das nicht zu gelten: Die Olympiasiegerin aus Italien gewann die Abfahrt, stürzte im Super-G allerdings schwer und verletzte sich am linke Knie.

Kitzbühel 2021/2022

1SchweizBeat Feuz1:56.68m
2SchweizMarco Odermatt+0.21s
3ÖsterreichDaniel Hemetsberger+0.90s
4ÖsterreichMatthias Mayer+0.94s
5FrankreichJohan Clarey+1.17s

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