Zum Rückrunden-Auftakt am Freitagabend mischte im Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach ein deutscher Nationalspieler zum letzten Mal im Gladbach-Trikot in der Allianz Arena mit. Matthias Ginter stand beim 2:1-Überraschungssieg seiner Gladbacher in München wie gewohnt über 90 Minuten auf dem Feld. Er lässt seinen Vertrag am Niederrhein auslaufen, sucht im kommenden Sommer nach dann fünf Jahren im Verein die nächste Herausforderung.
Immer wieder wurde und wird auch der FC Bayern als möglicher neuer Klub für Ginter gehandelt. Es wäre ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter für den Weltmeister von 2014, der in der Bundesliga schon für den SC Freiburg, den BVB und eben Gladbach gespielt hat.
sport.de erklärt: Deshalb passt Matthias Ginter (nicht) zum FC Bayern!
Die vielleicht wichtigste Anforderung für einen möglichen Bayern-Neuzugang bringt der Defensivspieler auf jeden Fall mit: Mit der Erfahrung aus mittlerweile elf Bundesliga-Spielzeiten ist Ginter zu einem gestandenen und erprobten Erstliga-Profi gereift.
In Gladbach ist er eine absolut gesetzte Größe. In zwei seiner bislang vier kompletten Saisons am Niederrhein verpasste er keine einzige Bundesliga-Minute. Unter allen Gladbacher Trainern (Dieter Hecking, Marco Rose, Adi Hütter) war Ginter gleichermaßen in der Abwehr gesetzt und entwickelte sich in den letzten Jahren zum 279-fachen Bundesliga-Spieler.
Beim BVB nur Mitläufer, in Gladbach ein Leader
Anders als noch bei seiner Vorgängerstation Borussia Dortmund ist Ginter in Gladbach zu einem Führungsspieler gereift. Nicht nur fußballerisch, auch kommunikativ hat der 1,91-m-Mann beim VfL die nächsten Schritte gemacht und sich zu einem Leader entwickelt. Qualitäten, die beim extrem hohen Anspruchsdenken in München stets besonders gefragt sind.
Galt Ginter in BVB-Tagen doch trotz vieler Einsatzminuten neben den damaligen Topstars wie Mats Hummels, Ilkay Gündogan oder Pierre-Emerick Aubemeyang nur als Mitläufer, zählt er bei den Gladbachern selbst zu den Aushängeschildern des Klubs.
In der prekären pandemie-geprägten Situation sind beim FC Bayern keine allzu ausufernden Aktivitäten auf dem Transfermarkt zu erwarten. Auch dieses Argument spricht im Zweifel klar für eine mögliche Ginter-Verpflichtung - im Gegensatz beispielsweise zu seinem Nationalmannschafts-Kollegen Antonio Rüdiger vom FC Chelsea.
So werden Ginter keine ausufernden Gehaltsforderungen nachgesagt. Vier bis fünf Millionen Euro netto will er Medienberichten zufolge künftig einstreichen. Chelsea-Star Rüdiger soll mehr als das Doppelte für sich verlangen.
Dieses Preis-Leistungs-Verhältnis könnte den Ausschlag für Ginter geben, der zudem mit einer hohen taktischen Flexibilität aufwarten kann. Wenngleich der gebürtige Freiburger in Gladbach zumeist als Innenverteidiger aufläuft und gesetzt ist, hat er sowohl bei seinem Verein als auch in der Nationalmannschaft schon viele Spiele als Rechtsverteidiger bestritten.
Die rechte Position in der Viererkette gilt immer wieder als Schwachpunkt des deutschen Rekordmeisters. Platzhirsch Benjamin Pavard will lieber im Zentrum ran, Joshua Kimmich ist längst Mittelfeld-Chef vor der Abwehrreihe. Niklas Süle gilt ebenfalls nur als Notlösung als Rechtsverteidiger und Bouna Sarr und Josip Stanisic sind den Beweis bisher noch schuldig geblieben, dauerhaft eine Alternative auf höchstem europäischen Niveau zu sein.
Eine Verpflichtung eines Spielers, der im Zweifel auch diese Position bekleiden könnte, würde also durchaus Sinn ergeben.
Ginter droht beim FC Bayern nur die Bank
Ginters Spielweise und fußballerischen Fähigkeiten sind gleichzeitig aber wohl auch das größte Gegenargument, tatsächlich ein Kandidat für das Team von Cheftrainer Julian Nagelsmann zu werden.
Das Tempospiel gilt nicht als große Stärke des Abwehrrecken. Bei den für gewöhnlich sehr hoch anlaufenden und verteidigenden Bayern birgt das ein größeres Gefahrenpotenzial.
Auch das Kreativspiel zählt gewiss nicht zu den besten Eigenschaften Ginters - zu häufig waren in der Vergangenheit Defizite in der Spieleröffnung zu erkennen. Vor allem bei Europapokal-Spielen der Gladbacher und nach Auftritten im DFB-Dress wurden ihm diese fehlenden Ideen mit dem Ball am Fuß in der Vergangenheit immer wieder vorgehalten.
Durch die vielen Einsatzminuten im Trikot der derzeit abstiegsbedrohten Borussia hat sich das Anspruchsdenken Ginters logischerweise weiterentwickelt. Er will auf dem Platz stehen, keinesfalls wieder mit einer Reservistenrolle vertröstet werden.
Ein Stammplatz wäre ihm in München neben den Platzhirschen Dayot Upamecano und Lucas Hernández aber alles andere als sicher. Trotz der vielen Gegentreffer in der Hinrunde baute Bayern-Coach Nagelsmann voll auf sein Franzosen-Duo. Beide standen in der Bundesliga 14 Mal in der Startelf.
Nicht zuletzt aufgrund dieser mäßigen Perspektive hinsichtlich der Einsatzzeit dürften Klubs aus dem europäischen Ausland bei Ginter derzeit die Nase vorn haben.
Laut eines jüngsten Berichts von "Bild"-Fußballchef Christian Falk soll sich Inter Mailand weiterhin in der Pole Position befinden. Inter könnte Ginter neben seinen Gehaltsvorstellungen wohl auch den Wunsch nach Einsatzzeit erfüllen.
Ein Wettbieten wird es im Falle des Abwehrspielers aus Bayern-Sicht nicht geben, weshalb der italienische Traditionsverein nach derzeitigem Stand wohl die besten Karten in der Hand hält.
Mats-Yannick Roth





























