Immerhin acht Millionen Euro zahlte der FC Bayern im Sommer 2019 für Michael Cuisance an Borussia Mönchengladbach. Zweieinhalb Jahre später hat sich die Liaison zwischen dem 22 Jahre alten Franzosen und dem Rekordmeister längst als großes Missverständnis entpuppt. Nach einem Eklat gegenüber Trainer Julian Nagelsmann droht Cuisance mehr denn je das Aus in München.
Die TV-Kameras fingen Michael Cuisances Frust-Ausbruch beim Heimspiel des FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg nicht ein.
Pech für den Youngster, dass "Bild" ganz genau hinsah und später berichtete, wie er nach dem Aufwärmen sein Leibchen über die Bande in Richtung Julian Nagelsmann feuerte.
Dass er bei der letzten Partie des für ihn extrem unglücklichen Kalenderjahres 2021 nicht zum Einsatz gekommen war, hatte Cuisance offenbar zu der respektlosen Geste gegenüber seinem Coach verleitet.
FC Bayern: Michael Cuisance zu bequem für einen Wechsel?
Ohne Echo blieb der Vorfall im Anschluss nicht. "Solche Aktionen sind sinnbildlich für den Charakter eines Spielers. Früher hätte es wahrscheinlich eine Watschn gegeben. Das darf man heutzutage nicht mehr. Man muss damit anders umgehen. Aber so ein Spieler hat bei Bayern nichts zu suchen", polterte der frühere Bayern-Star Sandro Wagner bei "Bild TV".
Cuisance wisse wahrscheinlich "seit dem Sommer" um sein Standing bei Nagelsmann, habe sich aber aus "Bequemlichkeit, finanziellen Motiven oder anderen Gründen" nicht für einen Wechsel entschieden, mutmaßte Wagner.
Tatsächlich liegt eine solche Sichtweise beim Blick auf die letzten Monate nah: Lediglich zweimal kam Cuisance unter Nagelsmann als Einwechselspieler zum Zuge, 56 Minuten insgesamt beträgt seine Spielzeit in Pflichtspielen.
Regelmäßig berief ihn der neue Chefcoach des FC Bayern nicht einmal in den Spieltagskader - aus Leistungsgründen, denn lediglich das Rückspiel in der Champions League bei Dynamo Kiew verpasste Cuisance wegen einer Corona-Quarantäne.
Julian Nagelsmann: Abgang von Michael Cuisance "nicht dramatisch"
Es sei "nicht dramatisch", wenn ein oder zwei Dauerreservisten im Winter wechseln würde, erklärte Nagelsmann nach dem 5:0-Sieg beim VfB Stuttgart in der Englischen Woche zuletzt betont diplomatisch auch in Bezug auf Cuisance.
Der ehemalige Gladbacher sei "ein Spieler, der mehr Einsatzzeiten braucht, um sich zu entwickeln. Das ist selbsterklärend. Von daher müssen wir Gespräche führen, was sinnvoll ist und dann entscheiden".
Der Trikot-Wurf war Nagelsmann zwar entgangen, weil er in diesem Moment mit dem Gesicht zum Spielfeld und damit mit dem Rücken zur Bank stand. Der Eklat dürfte Cuisance, den der FC Bayern angeblich vor der Saison schon gerne losgeworden wäre, in München aber endgültig ins Abseits manövriert haben.
Schlechtes Image für Michael Cuisance beim FC Bayern
Ohnehin konnte der ehemalige Junioren-Nationalspieler Frankreichs in seinen zweieinhalb Jahren an der Isar nie nachweisen, auch nur annähernd das Format für die Ansprüche des FC Bayern zu haben.
Das gilt sowohl für seine Leistungen auf dem Spielfeld als auch auf dem Trainingsplatz, wo der technisch starke Linksfuß dem Vernehmen nach klubintern als zu wenig arbeitswillig und zu sehr von seinen eigenen Fähigkeiten überzeugt wahrgenommen wird.
Anders ausgedrückt: Einer, der sich für den eigenen Erfolg (und den des Teams) quälen will, ist Cuisance nicht.
Den Ruf des Problem-Profis erwarb er sich schon in Gladbach. Dort forderte er nach zwei vielversprechenden Saisons eine Stammplatzgarantie, wie Sportdirektor Max Eberl später verriet. Als die Borussia ihm diese nicht gewähren wollte, trieb Cuisance seinen Abgang voran.
Mehrere Klubs bemühen sich um Michael Cuisance
Ob er solche Bestrebungen aktuell ebenfalls wieder hegt oder, wie von Wagner vermutet, seinen gut dotierten und bis 2024 datierten Vertrag beim FC Bayern erst einmal weiter aussitzen will, ist nicht überliefert.
Klar ist aber, dass hochkarätige Interessenten für den einst als Top-Talent gehandelten Straßburger nicht Schlange stehen - zumal sich Cuisance auch bei einer Leihe zu Olympique Marseille in der vergangenen Saison nicht in den Vordergrund spielen konnte.
Lediglich die französischen Abstiegskandidaten FC Metz und ESTAC Troyes, Serie-A-Aufsteiger FC Venedig sowie jeweils ein Klub aus der Türkei und Russland sollen sich um eine Ausleihe von Cuisance bemühen.
Tobias Knoop