Als einzige Frau hat es Stefanie Noppinger ins Finale von Ninja Warrior Germany geschafft. Und fest steht: Ihre Reise ist noch nicht zu Ende, in einem Wahnsinnslauf ließ die amtierende Last Woman Standing viele Männer hinter sich und ist damit auch in Stage 2 vertreten - als erste Athletin überhaupt.
Bevor sie am im großen Finale zu sehen ist, blickt die Österreicherin im exklusiven sport.de-Interview noch einmal auf den Parcours zurück und erzählt, warum sie zwischenzeitlich nicht mehr ans Weiterkommen geglaubt hat. Außerdem erklärt die 28-Jährige, warum sie als Frau keine Sonderbehandlung möchte und verrät ob es einen Konkurrenzkampf mit ihrem Verlobten Oliver Edelmann gibt.
Steffi, du hast erst in Österreich und jetzt auch bei Ninja Warrior Germany in der Finalstage gebuzzert. Das hat vor dir noch keine Frau in Europa geschafft. Hast du dir das im Vorfeld zugetraut?
Stefanie Noppinger: Schwer zu sagen, der Parcours von Deutschland und Österreich ist doch unterschiedlich. Als ich die Finale Stage 1 in Österreich geschafft habe, war ich schon sehr überrascht. Ich habe eigentlich nicht gedacht, dass ich es auch in Deutschland schaffe. Ich wusste, dass ich fit genug dafür bin, aber Fitness ist nur ein kleiner Teil, von dem ein Buzzern abhängt.
Mit welchem Gefühl bist du in den deutschen Final-Parcours gegangen? Du sahst vorm Start sehr glücklich aus.
Ich denke, mein Mindset hat in Stage 1 eine große Rolle gespielt. Dank Oli kann ich bei Ninja Warrior inzwischen relativ befreit an den Start gehen und ich bin nicht mehr so verbissen. Wenn ich auf der Startplattform stehe, bin ich endlich da angelangt, wofür ich trainiert und mich vorbereitet habe. Natürlich habe ich Riesenrespekt vor den Hindernissen. Und was in der Stage 1 noch dazu kommt, ist der Zeitdruck. Aber das ist dann Nebensache und der Spaß steht im Vordergrund.
Hattest du denn ein Ziel für die erste Stage?
Mein Ziel war es, Spaß zu haben und so viele Hindernisse wie möglich mitzunehmen. Natürlich war auch der Buzzer mein Ziel, ob inner- oder außerhalb der Zeit, war mir zu dem Zeitpunkt egal.
Du hattest einen kleinen Wackler am zweiten Hindernis. Gab es im Parcours einen Moment, in dem du gezweifelt hast, dass du durchkommst?
In dem Moment in dem ich die Stange bei der Sprungstange verkantet habe, habe ich eigentlich schon damit abgeschlossen, den Parcours in der vorgegeben Zeit zu schaffen. Danach habe ich die Zeit nicht mehr beachtet, sondern einfach mein Ding durchgezogen und dachte, irgendwann wird die Zeit schon ablaufen.
Gerade wenn du nicht damit gerechnet hast: Wie sah es mit der Kraft am Ende des Tages aus? Hast du dich erschrocken, dass du am nächsten Tag noch mal ranmusst?
Ich war schon echt k.o. nach dem Finallauf und habe mich aufs Essen gefreut. Erschrocken habe ich mich nicht. Ich wusste ja, was auf mich zu kommt und hatte dann einfach nur noch Bock auf die Stage 2.
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Was machst du in den wenigen Stunden zwischen den Finalstages? Kannst du da am Abend noch regenerieren?
Das Wichtigste für mich ist es, nach dem Aufzeichnungstag etwas zu essen. Durch die Aufregung bekomme ich nicht wirklich etwas runter. Da bin ich am Abend einfach hungrig und freu mich auf etwas Gutes zu essen - und das darf dann auch in dem Fall ein geiles Tiramisu sein, ich brauche dann einfach Zucker. Und zum Glück habe ich Oli dabei, der ist immer ganz lieb, massiert mir die Arme und macht alles, was möglich ist. Ansonsten geht’s nur noch in die Badewanne. Das ist für mich der Wohlfühlort.
Merkt man während der Aufzeichnungen eigentlich irgendwelche Schmerzen?
Man hat dann schon das eine oder andere Wehwehchen, ich glaube, viele Athleten haben mit Verletzungen zu kämpfen. Aber wenn ich wieder auf der Startplattform stehe, ist das alles weg, da sind die Schmerzen vergessen.
Wie ist die Gefühlslage bei dir und Oli am Abend gewesen? Er ist nach seinem Wahnsinns-Halbfinale im Finale in Stage 1 gescheitert, du bist weitergekommen. Sprecht ihr darüber?
Natürlich sprechen wir darüber. Für uns ist es wichtig, offen über alles zu sprechen, weil wir versuchen, mit einem freien Kopf in die Stage zu starten. Ich glaube, an dem Abend war ich wegen Olis Ausscheiden trauriger als er selbst. Er konnte beim Halbfinale zeigen, dass er unheimlich viel draufhat und sein Ziel geschafft, das Finale zum sechsten Mal in Folge zu erreichen. Und das haben ja auch nur ganz wenige erreicht.
Wie ist das generell bei euch: Gibt's da auch einen kleinen Konkurrenzkampf?
Es gibt einen scherzhaften Konkurrenzkampf, um den Druck drumherum rauszunehmen. Oli sieht da absolut keinen Konkurrenzkampf, aber er macht mit, weil er weiß, dass ich das brauche. Für mich ist es tatsächlich schon so, dass ich gerne an seine Leistungen herankommen will.
Oli ist für mich ein riesengroßes Vorbild im Sport. Er hat einfach – auch abseits von Ninja Warrior – so viel drauf und ich habe einen Riesenrespekt davor, wie er seinen Körper unter Kontrolle hat. Ich habe ihm jetzt Skifahren beigebracht und dachte, ich hätte es selbst schnell gelernt. Aber bei ihm ist das schon next level. Dahinter steckt aber auch viel Ehrgeiz und Arbeit – und wir haben beide unsere Kindheit und Jugend mit Sport verbracht.
Welchen Sport hast du in der Jugend gemacht?
Nach dem ich die Volksschule absolviert habe, bin ich zur Sportschule gegangen. Dort habe ich mich auf das Geräte- und Kunsturnen spezialisiert und bis zu 25 Stunden pro Woche trainiert. Später habe ich noch das Teamturnen für mich entdeckt und war dort Teil der österreichischen Nationalmannschaft.
Wie ist es für dich, wenn du dich als Frau mit Männern misst? Spielen unterschiedliche körperliche Voraussetzungen in deinen Augen eine Rolle?
Es gibt so viele Hindernisse, die ganz unterschiedliche Dinge erfordern: Bei manchen sind größere Menschen im Vorteil, bei manchen die kleineren Menschen. Bei einigen Hindernissen braucht man Sprungkraft, bei anderen die Hangelkraft. Für mich macht Ninja Warrior aus, dass man von allem etwas braucht. Natürlich hat jeder irgendwo Vorteile, aber auch woanders Nachteile.
Dass es einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt, ist wissenschaftlich bewiesen. Dennoch denke ich, wir Frauen können ganz gut bei den Männern mithalten und sie mit unseren Leistungen auch ein bisschen ärgern.
Hast du dich jemals gefragt, ob du als Frau etwas nicht schaffen kannst?
Ich habe noch nie gedacht: "Ich bin eine Frau, deshalb schaffe ich das nicht!" Bei Hindernissen habe ich auch nicht die Einstellung, dass ich einen Nachteil habe, nur weil ich eine Frau bin. Ich versuche einfach, das Hindernis zu machen.
Ich habe ein Beispiel aus der österreichischen Show 2021: Dort gab es wie in der ersten Staffel in Deutschland eine eigene Frauenhöhe bei der Wand. Als ich dann die einzige Frau im Finale war, habe ich gesagt, dass ich die ganz normale Wand machen möchte – wie alle anderen auch. Beim nächsten Hindernis haben sie dann mir einen Kasten hingestellt, da ich zu klein war. Ich fand das aber unfair, weil alle mit meiner Körpergröße diesen Kasten bekommen sollten, egal ob Mann oder Frau. So wurde es dann letztlich auch gemacht, weil es bei einer gewissen Größe nicht möglich gewesen wäre, ans Hindernis zu kommen.
Du bist sehr ehrgeizig und sehr erfolgreich bei Ninja Warrior. Musst du dir die Herausforderungen irgendwann außerhalb der Shows oder in anderen Sportarten suchen?
Dadurch, dass sich der Parcours ja ständig ändert, ist der Anreiz immer da und es gibt immer Ziele. Aber ich probiere auch immer gern neue Sachen aus. Seit Juni mache ich Cheerleading und lerne extrem viel dazu. Mein Ziel ist es, so lange wie möglich neue Sachen zu lernen. Ich liebe es einfach, meinem Körper neue Sachen beizubringen. Ich habe schon sehr viele verschiedene Sportarten gelernt und auch viele schon auf einem relativ hohen Niveau gemacht, aber es gibt definitiv noch einiges, das ich gerne lernen würde. Und es gibt auch Sportarten, in denen ich echt mies bin. Mir darf man zum Beispiel echt keinen Ball zuwerfen, ich kann wirklich nicht fangen.
Gibt es überhaupt Tage, an denen du keine Lust auf Sport hast und einfach nichts machst?
Die gibt‘s definitiv. Ich war auch mal lange verletzt und habe ein Dreivierteljahr gar keinen Sport machen dürfen, nicht mal dehnen. Aber auch jetzt gibt es solche Tage. Ich denke, daraus schöpft man auch neue Kraft. Also, warum nicht in die Therme gehen und einfach rumliegen? Jederzeit!
Das Gespräch führte Maike Falkenberg