Simon Schempp sorgt sich um die Zukunft des deutschen Biathlon-Sports. In der Gegenwart erwartet der Ex-Weltmeister aber noch Erfolge - sowohl von Franziska Preuß als auch den schlecht gestarteten Männern.
So ganz kann es Simon Schempp nicht lassen. Vor dem malerischen Panorama der Chiemgauer Alpen schnallte sich der ehemalige Biathlon-Star im Dreiseengebiet doch wieder die Bretter unter. Endlich ohne den großen Leistungsdruck, einfach mal nur für den Spaß. Sein Herz schlage "natürlich immer noch für Biathlon", sagte der Ende Januar zurückgetretene Ex-Weltmeister im "SID"-Interview. Er "verfolge den Sport nach wie vor" - und genau deshalb sorgt er sich auch etwas um die Zukunft des deutschen Biathlon.
Gerade der fehlende hochkarätige Nachwuchs treibt Schempp um. Der Altersdurchschnitt der Männer sei "schonmal deutlich niedriger" gewesen, monierte der 33-Jährige: "Wir müssen das schnell wieder in den Griff kriegen, weil ein Benedikt Doll oder ein Erik Lesser wahrscheinlich keine fünf Jahre mehr Biathlon machen werden. Damit wir kein Loch bekommen, braucht es viel Arbeit und eine schnelle Weiterentwicklung der Athleten."
Ein erstes kleines Loch hat sich durch seinen Rücktritt und den von Arnd Peiffer vor dem Start des dritten Weltcups in Hochfilzen aber schonmal aufgetan. "Dadurch ist es sicher so, dass die Podestplätze weniger werden", zeigt sich Schempp vom durchwachsenen Saisonstart der deutschen Herren wenig überrascht. Doch die Chance sei "nach wie vor da. Läuferisch haben einige das Potenzial dazu. Mit einem guten Tag am Schießstand, kann es auch in dieser Saison mehrere Podestplätze geben."
Biathlon: "Problem" im Nachwuchsbereich
Die Nachwuchssorgen verknüpft Schempp dabei vor allem mit der fehlenden Risikobereitschaft junger Athleten. "Ich sehe das Problem, dass sich junge Sportler den Übergang in den Erwachsenenbereich nicht so richtig zutrauen", erklärt der gebürtige Schwabe: "Bei den meisten Sportlern ist im Kopf, dass man sich nach der Schule mit einem Studium oder einer Ausbildung nebenbei absichern sollte. Manchmal muss man als Athlet aber Risiko gehen, das habe ich nach der Schule auch gemacht."
Es gäbe definitiv die Chance, "als sehr ehrgeiziger und fleißiger Sportler früh im Weltcupteam anzuklopfen", so Schempp: "Man wächst mit seinen Aufgaben, und je früher man den Kontakt zu den Allerbesten sucht, desto schneller entwickelt man sich auch weiter." Dies zeigt sich perfekt an seiner Freundin Franziska Preuß. Die kam schon mit 19 Jahren in den Weltcup und entwickelte sich über die Jahre zur Weltklasseathletin.
Während Schempp in der kommenden Woche seine Biografie "Zieleinlauf" vorstellt, trägt Preuß ab Freitag am Ort seines WM-Triumphs im Massenstart die größten deutschen Hoffnungen. "Das kann eine sehr, sehr gute Saison werden", prophezeit ihr Freund. Er stehe Preuß wenn nötig mit Rat und Tat zur Seite. "Aber sie ist die letzten Jahre eine sehr selbstständige Sportlerin geworden, hat sich unheimlich weiterentwickelt", schwärmt Schempp.
Er sei bei der "Franzi" generell "sehr positiv" gestimmt - anders als bei der nachfolgenden Biathlon-Generation.