Das erste Biathlon-Weltcup-Wochenende des olympischen Winters lief für die deutsche Mannschaft durchwachsen. Allerdings gab es auch im DSV-Team einige Lichtblicke. Sorgen macht gleichzeitig der Blick auf die anderen Nationen, die sich schon wieder in Ausnahmeform präsentierten. Bei einem Superstar läuft es allerdings noch nicht nach Wunsch.
Allzu viel lässt sich aus den ersten vier Biathlon-Rennen des olympischen Winters zwar noch nicht herauslesen, doch einige Erkenntnisse brachten auch die beiden Einzel- und Sprint-Rennen in Östersund schon zutage. Dazu gehören unter anderem:
Preuß ist bereit für den Angriff
Die Plätze 23 und 7 in Einzel und Sprint täuschen über das gute Wochenende von Franziska Preuß hinweg. Die Gesamtweltcup-Dritte der Vorsaison lieferte in Östersund eine ganz starke Vorstellung ab und spielte im Konzert der Großen mit.
Vor allem läuferisch wusste die 27-Jährige vollends zu überzeugen. Im Einzel verbuchte Preuß die viertschnellste Laufzeit aller Starterinnen, im Sprint die zehntschnellste. Das Grundlagentraining im Sommer zahlt sich also schon früh aus. "Ich bin grundsätzlich erst mal zufrieden mit dem Einstand. Vor allem läuferisch passt es schon besser, als ich es erwartet habe", zeigte sie sich selbst überrascht.
Letztlich verhinderten ihre vier Strafminuten im Einzel und eine Strafrunde im Sprint einen ersten Platz auf dem Podium. Der Auftakt macht dennoch Hoffnung. So ist das erste Top-Resultat nur noch eine Frage der Zeit.
Norwegen verbreitet Angst und Schrecken
Der Sieg im 10-km-Sprint der Herren ging zwar an den Schweden Sebastian Samuelsson. Dennoch wurde das Wochenende zu einem einzigen Triumphzug der norwegischen Herren-Mannschaft. Von sechs Podestplatzierungen gingen vier (!) an das Team Norge. Vier weitere Top-Ten-Platzierungen kamen noch hinzu. Eine Bilanz, von der andere Nationen nur träumen konnten.
Der Konkurrenzkampf im Team um die sechs Olympia-Startplätze wird dafür sorgen, dass das Niveau nicht nur hoch bleibt, sondern auch noch steigt. Dabei sind sich die Stars auch nicht zu schade, sich einiges von der Konkurrenz abzuschauen. Als Johannes Thingnes Boe davon erfuhr, dass Samuelsson im Sommer 200.000 Euro in privates Trainings-Equipment investierte, orderte der Superstar umgehend das gleiche Equipment.
"Samuelsson hat einen klaren Vorteil und wir haben eine olympische Saison. Der Einsatz ist also hoch", begründete er seinen Schritt. Er könne es nicht erwarten, die neuen Trainingsgeräte zu nutzen. Schlechte Nachrichten für Samuelsson - und den Rest der Konkurrenz.
Weltspitze? Ohne Deutschland!
So sehr die Norweger die ersten beiden Wettbewerbe dominierten, so sehr waren die deutschen Herren im Kampf um die Top-Platzierungen nur eine Randerscheinung. Philipp Nawraths Leistung (Platz 6 im Sprint) bezeichnete Bundestrainer Mark Kirchner immerhin als "Fingerzeig". Auch Benedikt Doll traue er diesen zu. Beide sieht Kirchner "im Anschluss zur Weltspitze" - mehr aber auch nicht.
Vor allem das Einzel wurde für das DSV-Team zu einem Debakel. Dort erwischte auch Nawrath (sieben Strafminuten) einen rabenschwarzen Tag. Justus Strelow und Roman Rees kratzten immerhin an den Top 10. Ein schwacher Trost, im besten Fall.
Noch ist es zwar sehr früh in der Saison, Sorgen sollten den Verantwortlichen aber vor allem die Laufzeiten der Herren machen. Nawrath schaffte es als einziger DSV-Starter hier immerhin ein Mal in die Top 10. Benedikt Doll verlor hingegen im Einzel allein in der Loipe zwei Minuten auf die Besten. Auch angesichts dieser Zahlen musste der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler nach dem Wochenende eingestehen: "Wir haben logischerweise noch ein paar Dinge zu tun."
Wierers verkorkstes Wochenende
In den vergangenen Wochen schrieb Superstar Dorothea Wierer regelmäßig Schlagzeilen - oft aus den falschen Gründen. Diese Pannenserie setzte sich in Östersund fort.
Die Italienerin landete auf den Plätzen 37 und 23. Das Einzel begann für den Superstar noch vielversprechend, doch Probleme mit ihrem Gewehr machten alle Chancen zunichte. Auch im Sprint bockte ihre Waffe, dazu fühlte sie sich dort laut eigener Aussage auch auf ihren Skiern nicht wohl.
Bis die Fans die "alte Wierer" wieder zu sehen bekommen, wird es auch noch eine ganze Weile dauern. Das zumindest deutete die 31-Jährige an, die immer noch unter gesundheitlichen Beschwerden leidet. "Ich muss die Probleme mit meiner Schilddrüse lösen. Das ist nichts, was sich in ein paar Tagen lösen lässt. Es wird noch ein paar Wochen dauern, ich muss einfach geduldig sein", sagte sie nach den Rennen.
Christian Schenzel
