Beim hart erkämpften 2:1 (2:0) des FC Bayern in der Champions League bei Dynamo Kiew erhielt Dauer-Reservist Bouna Sarr mal wieder eine Bewährungschance. Doch erneut offenbarte der Millionen-Flop erschreckende Defizite. Dass die Münchner ihn zeitnah loswerden, ist dennoch unwahrscheinlich.
Als Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Oktober des Vorjahres über die Beweggründe des FC Bayern für die Verpflichtung von Bouna Sarr sprach, glichen seine Worte einer Lobpreisung.
Der Neuzugang sei "ein dynamischer Rechtsverteidiger, der sehr gut zu unserer Spielauffassung passt. Er wird uns auf einer wichtigen Position helfen", kündigte der Kaderplaner selbstbewusst an. Mehr noch: "Sarr bringt mit seinen 28 Jahren Erfahrung und Stabilität ein, zudem glauben wir, dass er sich beim FC Bayern noch einmal weiterentwickeln wird."
Aus heutiger Sicht klingen Salihamidzics Ausführungen wie blanker Hohn. Auch nach knapp 14 Monaten im Verein fragen sich Fans wie neutrale Beobachter immer noch, was die Münchner Scouts in Sarr jemals gesehen haben wollen. Ein zu den Ansprüchen des Rekordmeisters passendes Niveau, so der einhellige Tenor, kann es nicht gewesen sein.
FC Bayern: Sarr wirkt auch in Kiew "überfordert"
Sarrs Joker-Performance beim mühevollen Sieg in Kiew lieferte seinen zahlreichen Kritikern nun frisches Futter. Nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit für den angeschlagenen Lucas Hernández rollten nahezu alle gegnerischen Angriffe über die rechte Seite.
Regelmäßig ließ sich Sarr überlaufen oder überraschend einfach ausspielen. Hinzu kam ein extrem riskanter Rückpass auf Manuel Neuer, den dieser in höchster Not in den anlaufenden Gegenspieler dreschen musste. Glück für den FC Bayern, dass der Abpraller nicht aufs Tor flog.
Ebenfalls bezeichnend: Keine sieben Minuten nach seinem Start ins Spiel kassierte Sarr bereits die Gelbe Karte. Kiews Vitaliy Buyalskyi war ihm zuvor einfach davongerannt.
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Entsprechend dürftig fiel die Einzelkritik von sport.de aus: Sarr habe "teilweise vom Niveau überfordert" gewirkt, lautete das vernichtende Urteil, das in der schwachen Note 4,5 mündete. Zahlreiche Bayern-Fans verhöhnten den 29-Jährigen in den sozialen Netzwerken.
Ist Bouna Sarr der größte Fehlgriff von Salihamidzic?
Nicht zum ersten Mal stellte Sarr die Geschwindigkeit und Zweikampfführung eines Gegners vor schier unlösbare Aufgaben. Immerhin 23 Mal trug er seit seinem Wechsel von Olympique Marseille an die Säbener Straße das Trikot des FC Bayern. Auf einen Nachweis seiner Qualität wartet man seither vergebens. Sie ist nicht einmal in Ansätzen zu erkennen.
Zur Wahrheit gehört freilich, dass Sarr auch in Frankreich zuvor kein Überflieger war und verhältnismäßig spät ins Ausland gewechselt ist.
Zum Zeitpunkt des Transfers eilte ihm der Ruf voraus, ein solider Arbeiter zu sein - nicht mehr und nicht weniger. Erfahrung in der Champions League konnte der Abwehrmann nicht vorweisen, ebenso wenig Länderspiele.
Eine gewisse Skepsis für Salihamidzics Entscheidung, immerhin acht Millionen Euro für Sarr zu investieren, herrschte also schon damals vor. Heute wird der bald 30-Jährige als Total-Flop gesehen - und als Brazzos womöglich größter Fehlgriff.
Sarr verdient beim FC Bayern fürstlich
Die Crux: Der FC Bayern stattete Sarr mit einem bis 2024 laufenden Langzeitvertrag aus. Er kassiert ein sattes Millionengehalt. Dieses soll, je nach Quelle, zwischen 2,5 und etwas mehr als fünf Millionen Euro pro Jahr liegen.
Welche der Summen auch immer zutrifft - Sarr wäre es kaum zu verübeln, sollte er seinen Vertrag in München aussitzen wollen. Derart viel Geld würde ihm sicherlich kein anderer Verein auf der Welt zahlen.
Zugleich wird dem Defensiv-Akteur bewusst sein, dass nach Hansi Flick auch sein zweiter Trainer beim FC Bayern nicht auf ihn setzt. Unter Julian Nagelsmann schafft es Sarr häufig nicht einmal in den Kader.

Gewiss war er von Beginn an nur als Backup geholt worden. Einen totalen Karriere-Absturz dürfte Sarr bei seiner Unterschrift jedoch nicht im Sinn gehabt haben.
Bouna Sarr wohl mit dem Senegal beim Afrika-Cup
Kuriose Randnotiz: Rund um seinen Wechsel zum FC Bayern sollte Sarr, der zuvor nie für eine französische Juniorenauswahl aufgelaufen war, erstmals in den Kader der Équipe tricolore nominiert werden. Ein Veto aus München verhinderte die Berufung allerdings. Im Anschluss meldete sich der Verband nie wieder.
Sarr entschied sich daher für einen Nationenwechsel. Im Oktober debütierte er für den Senegal, drei weitere Einsätze folgten. Nicht unwahrscheinlich, dass er im Januar für den Afrika-Cup in Kamerun nominiert wird und die Vorbereitung auf die Rückserie beim FC Bayern verpasst.
Spötter behaupten, dass beim deutschen Branchenprimus nicht jeder darüber traurig wäre.
Heiko Lütkehus






























