Der Verdacht wegen Fälschung des Impfpasses gegen Markus Anfang verhärtet sich immer mehr. Nun äußerten Oliver Reck und Peter Neururer scharfe Kritik am zurückgetretenen Trainer von Werder Bremen.
"Wenn es sich alles bewahrheiten sollte, ist er im Trainergeschäft untragbar", stellte Neururer im "Sport1-Doppelpass" klar und erklärte: "Es geht im Fußball um Vertrauen. Werder hat eine Ablöse für ihn gezahlt. Wenn man dieses Vertrauen so missbraucht, wird er in Deutschland keine Chance mehr haben."
Anfang habe nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Mitmenschen Schaden zugefügt. "Der Mannschaft auch noch zu sagen, da ist nichts dran, das ist schon sehr starker Tobak. Das ist eine Sache, die man erklären, aber nicht entschuldigen kann", so die 66 Jahre alte Trainerlegende.
Neururer sprach außerdem ein Foto an, das in den vergangenen Tagen aufgetaucht ist und Anfang feiernd beim Kölner Karneval zeigt. Bei jeglichen Veranstaltungen in der Domstadt galt am 11. November die 2G-Regel. "Wenn ich ohne eine gültige Impfung noch so dämlich bin, in Köln beim Karneval aufzutreten, dann ist ihm nicht mehr zu helfen", urteilte der ehemalige Bundesliga-Coach.
Reck: "Da kommt eine Lawine auf ihn zu"
Auch Ex-Torwart Oliver Reck nahm Markus Anfang in die Mangel. "Die Sache sollte man aufrollen. Da kommt eine Lawine auf ihn zu. Er muss sich öffentlich äußern. Er muss es erklären. Um auch für sich einen Neuanfang zu wagen", so der ehemalige Torwart des FC Schalke 04, der allerdings nicht glaubt, dass Anfang - sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten - noch als Trainer arbeiten kann: "Mit dieser Geschichte weiterzuleben, wird nicht einfach."
Der Schaden für Werder Bremen, wo Reck von 1985 bis 1998 spielte, sei "noch gar nicht abzusehen", führte der 56-Jährige weiter aus. "Als Trainer kann ich nur sagen: Wir predigen den Jungs jeden Tag als Vorbild vorwegzugehen. Er hat das mit Füßen getreten. Es keine gute Geschichte für den Fußball." Reck trainiert derzeit den Regionalligisten SSV Jeddeloh II.
Tatverdacht gegen Anfang "hat sich erhärtet"
Die Staatsanwaltschaft Bremen hat im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu dem vermeintlich gefälschten Impfnachweis von Markus Anfang offenbar belastende Informationen gefunden. "Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die für das Impfzentrum Köln zuständig ist, hat uns mitgeteilt, dass die Personalien des Herrn Anfang nicht im EDV-System vorhanden sind. Das heißt, er wurde nicht in Köln geimpft", sagte Oberstaatsanwalt Frank Passade dem "SID": "Der Tatverdacht, dass es sich um eine Fälschung handelt, hat sich erhärtet."
Anfang war am Samstag von seinem Posten als Trainer des Fußball-Zweitligisten Werder Bremen zurückgetreten. Davor war bekannt geworden, dass gegen den 47-Jährigen Ermittlungen wegen eines gefälschten Impfzertifikates laufen. Anfang hatte die Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen.
Anfang, so Oberstaatsanwalt Passade, werde über seinen Anwalt zunächst Akteneinsicht fordern. Die die Zweitimpfung betreffende Chargen-Nummer, die in Anfangs Impfpass aufgeführt ist, sei verimpft worden. Sollte Anfang diese Charge erhalten haben, müsste sein Name im EDV-System vermerkt sein, folgerte Passade. Zudem sei die Chargen-Nummer der Erstimpfung nicht in einem Impfzentrum verimpft worden.
Nach einem Bericht des "kicker" wird nun auch der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes gegen den 47-Jährigen ermitteln. Anfang drohen demnach sportrechtliche Konsequenzen, die von einer Geldstrafe bis zu einem zeitweisen Funktionsverbot als Trainer reichen könnten.



























