Nach elf Jahren kehrt der langjährige NHL-Verteidiger Korbinian Holzer in die DEL zurück. Er will mit Mannheim endlich Meister werden. Aber auch München hat aufgerüstet.
Der gescheiterte Titelfavorit hat noch eine Rechnung offen. "So wie Mannheim letzte Saison ausgeschieden ist, sind wir die Angepissten, das kann man so sehen", sagt Nationalspieler Korbinian Holzer im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst" und lacht. Die Adler, das überragende Team in der Coronasaison der Deutschen Eishockey Liga, waren in den verkürzten Playoffs im Halbfinale gescheitert - mit viel Wut im Bauch.
"Der Anspruch ist hoch hier, die Meisterschaft immer das Ziel", sagt Holzer, der nach elf Jahren vorwiegend in Nordamerika zurückgekehrt ist. Der langjährige NHL-Verteidiger, beim WM-Halbfinaleinzug im Mai ins All-Star-Team gewählt, ist einer der Neuen, mit denen der achtmalige Meister noch weiter aufgerüstet hat.
Denn es stimmt natürlich, was Trainer Doug Shedden vom Ligarivalen ERC Ingolstadt in einer Umfrage der Eishockey News drastisch formuliert hat: "Keine Frage, in Mannheim und München hat man offensichtlich zwei ziemlich angepisste Teams, die im Vorjahr früh ausschieden. Sie haben alles dafür getan, um sich nochmal zu verbessern."
Die Adler, 2019 letzter Meister vor Corona, und Red Bull München, Titelträger in den drei Jahren davor, haben auf das Aus in den Mini-Play-offs "best of three" mit weiteren Investitionen in ihre ohnehin hochkarätig besetzten Teams reagiert. Allein 18 aktuelle Nationalspieler stehen bei den alljährlichen Topfavoriten unter Vertrag. Selbst Meister Eisbären Berlin kann mit vier nicht annähernd mithalten.
Mannheim verpflichtete neben Holzer, der nach 211 Spielen in der NHL und 332 in der unterklassigen AHL noch ein Jahr in Russland angehängt hatte, auch Nordamerika-Heimkehrer Lean Bergmann und den Ingolstädter Tim Wohlgemuth. München schnappte sich unter anderem den Kölner Nationalstürmer Frederik Tiffels.
"Die Liga ist ausgeglichener, als man denkt"
Dennoch zählt Holzer Titelverteidiger Berlin mit zu den Großen. "Einmal ist Ingolstadt dazwischen gegrätscht, ansonsten haben nur die drei den Titel unter sich ausgemacht", sagt der 33-Jährige mit Blick auf die letzten zehn Meisterschaften. Die Befürchtung, dass der Abstand zum Rest der Liga durch die Coronakrise noch einmal größer geworden ist, teilt er nicht ganz. "Die Liga ist ausgeglichener, als man denkt", sagt Holzer, "du kannst gegen jeden Probleme kriegen. Auf lange Sicht ist es allerdings schwer, einen der großen Drei zu schlagen."
Alimentiert von der Mäzenfamilie Hopp (Mannheim), dem Getränkehersteller Red Bull (München) und dem Konzern des US-Milliardärs Philip Anschutz (Berlin) haben die Drei, die 18 der 26 DEL-Titel gewannen, die Pandemie mit weit weniger Einschnitten überstanden als die Konkurrenz.
Auch wenn DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke diesem Eindruck zu widersprechen versucht. "Gerade die Klubs mit den großen Arenen haben extrem unter Corona gelitten", sagte Tripcke dem "SID", "das konnten die mit den kleineren Stadien ein bisschen besser kompensieren."
Köln und Düsseldorf keine DEL-Favoriten
Die fehlenden Zuschauereinnahmen schmerzten vor allem in Mannheim und Berlin, doch die Gesellschafter glichen die Defizite aus. Es drohte nicht die Pleite wie beim Zuschauerkrösus Kölner Haie, der erst nach drastischen Sparmaßnahmen an den Start ging.
Die Haie, 1995 erster DEL-Meister, zählt niemand mehr zu den Favoriten. Auch die Düsseldorfer EG nicht, mit der Holzer 2009 Vizemeister wurde. So nah dran an einem Titel war der gebürtige Münchner nie mehr. Nicht mit den Toronto Maple Leafs, den Anaheim Ducks oder den Nashville Predators in der NHL, auch nicht mit Awtomobilist Jekaterinburg in der KHL. Jetzt will er endlich Meister werden - mit den "Angepissten".


















