Zwei Ferraris voran, das hat's in der Formel 1 seit dem zweiten Training in Monaco nicht mehr gegeben. Im zweiten Freien Training zum Grand Prix der Niederlande in Zandvoort fuhr aber Charles Leclerc (1:10.902 Minuten) Bestzeit vor seinem Teamkollegen Carlos Sainz (+0,154) und Alpine-Pilot Esteban Ocon (+0,172).
Das ist nicht zwingend ein Indiz dafür, dass die Favoriten in Zandvoort nicht in Form sind - sondern aufgrund zahlreicher Unterbrechungen fand das Freitagstraining nie einen normalen Rhythmus, und als die Zeit zu drängen begann, endlich mit den Longruns zu beginnen, hatten viele ihre schnellen Runs mit dem Fokus auf Qualifying noch gar nicht absolviert.
So kam es, dass Lokalmatador Max Verstappen (Red Bull) nur auf Rang fünf landete, mit einem Rückstand von 0,362 Sekunden - obwohl er der einzige Pilot ist, der schon mit einem Formel-1-Auto im Circuit Park Zandvoort gefahren ist. 0,132 Sekunden vor Verstappen wurde Valtteri Bottas im schnelleren der beiden Werks-Mercedes Vierter.
Mercedes war am Freitag das große Thema. Bereits im ersten Training war Sebastian Vettel (Aston Martin) mit Verdacht auf ein Problem mit der MGU-K ausgerollt. Kurz nach Beginn der zweiten Session war es dann Lewis Hamilton (Mercedes), der unter frenetischem Jubel der Verstappen-Fans mit dem Funkspruch "losing Power" stehen blieb.
Weil der Aussetzer der Powerunit bei beiden an der gleichen Stelle auftrat, nämlich unmittelbar vor der Steilkurve, wurde im Paddock natürlich sofort darüber spekuliert, ob Mercedes möglicherweise ein generelles Problem mit der Streckencharakteristik in Zandvoort haben könnte.
Mercedes: Kein Zusammenhang bei Motor-Problemen
Aber: Anhand der Daten sei kein Zusammenhang zwischen den beiden Defekten zu erkennen, sagt Mercedes auf Anfrage von "Motorsport-Total.com". Und dass sich Hamilton, als er schon auf dem Weg zurück zur Box war, noch einmal zu seinem Auto fahren ließ, habe damit zu tun gehabt, dass er sichergehen wollte, dass sein Mercedes komplett ausgeschaltet ist.
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Hamilton hatte im ersten Training zwar in 1:11.500 Minuten Bestzeit aufgestellt, da aber auch nur 17 Runden absolviert. Am Nachmittag kamen bis zu seinem Defekt nur drei weitere Runden dazu. Das ist keine optimale Vorbereitung auf den Rest des Wochenendes, und damit möglicherweise ein Nachteil im Duell gegen Verstappen.
Kaum war die Hamilton-Situation bereinigt, gab's die nächste Unterbrechung, diesmal wegen eines Abflugs von Nikita Mazepin (Haas) ins Kiesbett. "Das ist doch verrückt", fluchte Verstappen da am Boxenfunk. "Du kriegst hier nicht eine freie Runde hin!"
Schon im ersten Training waren wegen Vettel 38 Minuten Fahrzeit verloren gegangen. "Das macht es schon kompliziert, die Reifentests und die Rennvorbereitungen hinzukriegen. Aber es ist für alle gleich", seufzt Marcin Budkowski, der Exekutivdirektor des Alpine-Teams.
Was das Ergebnis für den Rest des Wochenendes bedeutet? "Ich glaube, dass diese Strecke den Fahrern besser liegt, die vielleicht ein bisschen aggressiver sind", spekuliert "Sky"-Experte Anthony Davidson. Und zu denen, sagt er, gehört eben auch Leclerc, der Schnellste am Freitag.

