Vom Supercup zwischen Meister Kiel und Pokalsieger Lemgo vor Zuschauern soll ein Zeichen ausgehen. Über den Berg ist der Handball aber noch nicht.
Filip Jichas Lust auf den Supercup ist ungezügelt. Der erste Titel der Saison ist für ihn eine Ehrensache, doch vor allem freut sich der Meistertrainer des THW Kiel nach der nervenzehrenden Corona-Saison auf den Neustart vor Zuschauern.
"Wir freuen uns auf ein Handball-Fest", sagte Jicha vor dem prestigeträchtigen Duell des Meisters gegen den Pokalsieger TBV Lemgo. Und auch Lemgos Coach Florian Kehrmann betonte: "Es ist ein Titel. Dafür spielt man. Aber ich gebe zu, dass ich mich generell auch total auf das Event freue. Endlich sind wieder Zuschauer dabei."
Von der Saison-Ouvertüre am Samstag (19:00 Uhr/Sky) vor bis zu 8000 Fans in Düsseldorf soll ein Zeichen ausgehen. Die Zuschauer kehren zumindest teilweise zurück in die Arena - und mit ihnen die Hoffnung auf Normalität.
Die Handball-Bundesliga (HBL) sieht zumindest Licht am Ende des Tunnels und startet verhalten optimistisch und "gut vorbereitet" in die neue Spielzeit, dennoch erwartet HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann "nochmal ein Krisenjahr. Es wird immer noch große Unsicherheiten geben, vor allem, was die Zuschauerauslastung betrifft", sagte er dem SID.
Kiel beispielsweise darf dank einer Ausnahmegenehmigung der Stadt zu seinen Heimspielen bis zu 9000 Zuschauer in seiner Halle begrüßen, Vizemeister Flensburg startet immerhin mit einer Kapazität von 4600 - alles natürlich in Abhängigkeit von der allgemeinen Infektionslage. Die Freude darüber, "dass wir wieder halbwegs mit Zuschauern starten können", sei groß, betonte Bohmann, der sogar davon ausgeht, "dass wir wieder zu einer Vollauslastung kommen werden. Die Rückkehr zur Normalität ist schon ein hehrer Wunsch von uns."
Mit Blick auf das vergangene Spieljahr ist dieser Wunsch nur allzu verständlich. Die Saison weitgehend mit Geisterspielen habe nur funktioniert, erklärte Bohmann in einem Interview der Rheinischen Post, "weil Partner und Fans uns sehr entgegengekommen sind, Spieler massiv auf Gehalt verzichtet haben, Eigenkapital aufgezehrt wurde und Staatshilfen den Ausfall von Ticketeinnahmen abgemildert haben".
Über den Berg sieht der Ligen-Chef den Handball aber noch nicht - und warnt. "Es wird Zeit, sehr bald zu unserem etablierten Geschäft zurückzukommen", so Bohmann: "Alles andere würde zu bedrohlichen wirtschaftlichen Schieflagen führen." Umso wichtiger ist das Signal, das vom Supercup ausgeht.
Für Kiel und Lemgo geht es aber auch ums Prestige. Vor allem die THW-Stars brennen darauf, dem Underdog um Coach Kehrmann die Grenzen aufzuzeigen. Die Erinnerungen an die ebenso bittere wie sensationelle Halbfinalpleite im DHB-Pokal im Juni sind noch frisch. Nach einer Sieben-Tore-Halbzeitführung hatten die Kieler beim Final Four in Hamburg ihr "blau-weißes Wunder" erlebt.
Der Titel im Supercup genießt bei Jicha zwar nicht die höchste sportliche Bedeutung. "Aber", auch das gab der Tscheche zu Protokoll, "ich verliere einfach nicht gerne." Schon gar nicht, wenn es um einen Pokal geht.










