Lisa Brennauer peilt im olympischen Zeitfahren eine Medaille an. Scheitert das Vorhaben, versucht sie es auf der Bahn erneut.
Lisa Brennauer kennt die Tücken im Schatten des Mount Fuji. Die Auf und Abs der Straße entlang der Golfkurse Kokusai und Oyama, die Kurven und Geraden auf dem Fuji International Speedway - sie sind ganz nach dem Geschmack des deutschen Radprofis. "Er ist schwer, aber ich finde ihn echt cool", sagte Brennauer über den Kurs, auf dem sie am Mittwoch im olympischen Zeitfahren um eine Medaille kämpft.
Um 12.01 Uhr Ortszeit (04:01 Uhr/MESZ) rollt Brennauer als viertletzte Starterin auf die 22,1 km lange Strecke vor den Toren Tokios. Begleitet wird sie von viel Rückenwind nach dem starken Auftakt mit Rang sechs im Straßenrennen und dem ewig gleichen Traum: dem Gewinn einer olympischen Medaille.
Zum dritten Mal nimmt die Weltmeisterin von 2014 an Sommerspielen teil. Dieses Mal soll es endlich klappen. Im Kampf gegen die Uhr bietet sich ihr die größte Chance auf der Straße - obwohl sie auf dem Zeitfahr-Rad in dieser Saison nur wenige Erfahrungen gesammelt hat.
"Ich bin ein Bergzeitfahren beim Giro auf dem Straßenrad und eins bei der deutschen Meisterschaft gefahren. Es gibt quasi keinen Vergleich international", sagte Brennauer und betonte: "Ich hoffe, dass ich an meine Erfolge im letzten Jahr anschließen kann." Im September 2020 war Brennauer im WM-Zeitfahren von Imola Vierte geworden.
Schmerzhafte Europameisterschaft
Scheitert das Vorhaben, versucht es Brennauer eben auf der Bahn. Die 33-Jährige ist das Multi-Talent des deutschen Radsports. Mit dem Vierer der Frauen fuhr sie 2020 in Berlin auf dem Holzoval zu WM-Bronze. Eine Steigerung in Tokio? Nicht auszuschließen. "Es ist tatsächlich alles möglich", hatte Brennauer bereits vor den Spielen gesagt.
Dass sie noch einmal auf der Bahn um Olympiagold fahren wird, war lange nicht abzusehen. Zwischen 2013 und 2017 konzentrierte sich Brennauer auf die Straße. Sie habe in dieser Zeit "kein Bahnrad angefasst", sagte sie. Zur Heim-EM vor vier Jahren setzte ein Umdenken ein.
Die EM verlief schmerzhaft - Brennauer brach sich bei einem Sturz den Oberarm. Die Rückkehr auf die Bahn bereut sie aber bis heute nicht. "Es sind zwei unterschiedliche Disziplinen mit verschiedenen Anforderungen, die mich als Athletin aber nochmal haben wachsen und reifen lassen", sagte Brennauer.
Zunächst will sie noch einmal auf der Straße ihr Können unter Beweis stellen.



