Durchmarsch zum Gold? Das war einmal. Die US-Basketballer haben bei Olympia ihre erste Pleite seit 2004 kassiert, gegen Iran steht das Team um Kevin Durant schon schwer unter Druck.
Als Gregg Popovich im Bauch der Saitama Super Arena über die Überraschung reden sollte, stellte der Startrainer die Dinge erstmal klar. "Ich weiß nicht, warum das eine Überraschung sein soll", sagte Popovich, der 72-Jährige ärgerte sich über die Fragen zur Bruchlandung des Team USA. Erstmals nach 25 Spielen und 17 Jahren haben die Basketballstars aus der NBA bei Olympia den Kürzeren gezogen, und nicht nur Popovich hatte so etwas befürchtet.
Nach einer schwierigen Vorbereitung mit Pleiten gegen Deutschlands Gruppengegner Australien und Nigeria unterlag der Rekordsieger Frankreich 76:83 (45:37), ein schwaches drittes Viertel (11:25) und miese Quoten trotz offener Würfe waren ausschlaggebend. Zuvor hatte es für die erfolgsverwöhnten Starspieler zuletzt im Halbfinale 2004 in Athen eine Pleite gesetzt.
US-Basketballer längst kein "Dream Team" mehr
"Die Lücke in Sachen Talent schrumpft jedes Jahr, da es immer mehr großartige Spieler auf der ganzen Welt gibt", sagte Popovich. Dass die Amerikaner kein "Dream Team" mehr sind, das die Konkurrenz nach Belieben vorführt, ist ohnehin spätestens seit der WM 2019 klar. In China enttäuschte die Mannschaft auf ganzer Linie, es reichte nur zu Platz sieben.
Und deshalb störte sich Popovich so daran, wie der Rückschlag interpretiert wurde. "Ich verstehe das Wort Überraschung nicht - das würdigt die französische Mannschaft herab und klingt so, als müssten wir sie mit 30 oder so schlagen", sagte der Erfolgstrainer von den San Antonio Spurs: "Das ist ein bisschen Hybris, wenn man denkt, die Amerikaner müssen nur den Ball nehmen und gewinnen."
Der Druck ist gestiegen. Der 15-malige Goldmedaillengewinner muss am Mittwoch (6.40 Uhr MESZ) gegen Basketballzwerg Iran liefern, im auch politisch brisanten Duell ist ein Sieg Pflicht. Bam Adebayo von Miami Heat warnte, die Gegner seien extrem heiß. "Man merkt definitiv, dass sie es satt haben, dass die USA gewinnen. Und wir können uns nicht immer auf Talent verlassen."
Individuelle Klasse funktioniert nicht im Team
Es fehlen Superstars wie LeBron James, James Harden oder Stephen Curry, Bradley Beal und Kevin Love fielen zudem kurzfristig aus. Dennoch steht reichlich Extraklasse auf dem Feld - allen voran Kevin Durant, aber auch Damian Lillard, Jayson Tatum oder Khris Middleton und Jrue Holiday von Meister Milwaukee Bucks.
"Sie sind individuell besser, aber als Team kann man sie schlagen", sagte Evan Fournier, mit 28 Punkten Topscorer beim Sieger. Und Frankreich, das die USA bei der WM im Viertelfinale besiegte, ist auch eingespielter. Sieben Profis von damals sind in Tokio dabei, bei den USA nur zwei (Tatum und Middleton).
"Das ist ein höllisch gutes Team", sagte Popovich: "Sie haben NBA-Spieler, sie haben andere talentierte Spieler, sie sind schon lange zusammen."







