Der FC Bayern bereitet sich aktuell an der Säbener Straße auf die neue Saison vor. Dabei muss Trainer Julian Nagelsmann noch auf die zahlreichen EM-Fahrer verzichten. Doch auch sonst läuft es beim Rekordmeister noch nicht in allen Bereichen rund.
So plagen den FC Bayern gleich zu Saisonbeginn Personalsorgen. Darüber hinaus müssen die Münchner in der Kaderplanung umdenken. Zudem droht dem Branchenprimus wegen zäher Vertragsgespräche erneut Ärger.
sport.de analysiert die größten Baustellen des FC Bayern.
Verletzte Stars beim FC Bayern
Auf Julian Nagelsmann kommt gleich in seinen ersten Wochen ein kompliziertes Personalpuzzle zu. Schließlich müssen die Münchner zum Saisonauftakt auf mehrere verletzte Stars verzichten.
Besonders auf der linken Abwehrseite hat der FC Bayern aktuell einen Engpass. Mit Lucas Hernández und Alphonso Davies fehlen Nagelsmann die beiden etatmäßigen Linksverteidiger. Während sich Hernández bei der Europameisterschaft einen Einriss des Innenmeniskus zugezogen hat, laboriert Davies an einem Außenbandriss im linken Sprunggelenk.
Damit verpasst das Duo aller Voraussicht nach die ersten Saisonspiele gegen den Bremer SV (6. August/DFB-Pokal) und Borussia Mönchengladbach (13. August/Bundesliga).
Zudem wird Marc Roca dem deutschen Meister vorerst fehlen. Der spanische Mittelfeldspieler zog sich Mitte Juli wie Davies einen Außenbandriss im linken Sprunggelenk zu und wird "mehrere Wochen" aussetzen müssen.
FC Bayern schließt riskante Wetten ab
Aufgrund der angespannten Personallage könnte Nagelsmann gleich zum Auftakt auf Omar Richards setzen. Der Linksverteidiger wechselte ablösefrei vom englischen Zweitligisten FC Reading nach München und steht stellvertretend für die neue Transferpolitik des FC Bayern.
Da der Bundesligist wegen der Corona-Pandemie mit Mindereinnahmen von rund 150 Millionen Euro rechnet, verzichtete der FC Bayern in diesem Sommer auf kostspielige Transfers. Einzig die Verpflichtung von RB Leipzigs Dayot Upamecano (42,5 Millionen) bildete eine Ausnahme.
"Wir werden den Kader ergänzen, aber keine teuren Transfers tätigen", erläuterte Vereinspräsident Herbert Hainer gegenüber "Bild" die Münchner Strategie. Zudem sehe der 67-Jährige "keine Notwendigkeit für weitere teure Transfers".
Die neue Sparsamkeit birgt allerdings auch Risiken. Immerhin hat Neuzugang Richards in seiner Profikarriere noch kein einziges Erstligaspiel bestritten. Außerdem füllt der FC Bayern seinen Kadern in der Breite mit hoffnungsvollen Talenten aus den eigene Reihen wie Josip Stanisic oder Christopher Scott auf. Dass die Zusammenstellung für höchste Titelansprüche genügt, bleibt eine riskante Wette.
FC Bayern mit wenigen Alternativen im Mittelfeldzentrum
Die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt spiegelt sich beim FC Bayern ebenfalls im zentralen Mittelfeld wider. Joshua Kimmich und Leon Goretzka gelten in der Münchner Schaltzentrale als gesetzt. Doch abgesehen von den beiden Nationalspielern stehen Nagelsmann kaum adäquate Alternativen zur Verfügung.
Die prominenteste Option hinter Kimmich und Goretzka ist Corentin Tolisso. Jedoch konnte der verletzungsanfällige Franzose in seinen bisherigen vier Saisons für den FC Bayern viel zu selten überzeugen. Deshalb gilt der 26-Jährige, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, weiterhin als Verkaufskandidat.
Auch Michael Cuisance steht nach seiner Rückkehr von Olympique Marseille vor einer ungewissen Zukunft. Zuletzt wurde der 21-Jährige beim türkischen Spitzenklub Galatasaray gehandelt. Dass sich Cuisance beim FC Bayern in der kommenden Spielzeit in seinem dritten Anlauf durchsetzen wird, scheint eher unwahrscheinlich.
Somit dürfte allen voran der derzeit verletzte Marc Roca mehr Verantwortung erhalten. In der vergangenen Saison absolvierte der Spanier gerade einmal elf Pflichtspiele für den FC Bayern. Nun hofft Roca auf einen Neuanfang unter Nagelsmann.
"Ich brenne darauf, mich zu empfehlen", so der 24-Jährige bei "Bild": "Ich werde bereit sein, um einen Platz im Team zu kämpfen und meinen Teil zum Erfolg beizutragen - hoffentlich mit möglichst viel Einsatzzeit." Angesichts des dünnen Kaders sollte Roca fortan zwangsläufig auf mehr Spiele kommen.
Sané und Gnabry zuletzt außer Form
Unter besonderer Beobachtung werden zum Saisonstart vor allem Leroy Sané und Serge Gnabry stehen. Die Nationalspieler enttäuschten bei der Europameisterschaft auf ganzer Linie (keine Tore, keine Vorlagen) und mussten deshalb harte Kritik einstecken.
Gerade Sané kämpft in München nach einer durchwachsenen Premierensaison noch um öffentliche Anerkennung. Dennoch zeigte sich Nagelsmann bezüglich des Flügelspielers zuversichtlich.
"Er hat herausragende Qualitäten und einen unfassbaren Speed, ist einer der besten Eins-gegen-Eins-Spieler und unglaublich stark im Dribbling", befand der neue Coach: "Ich bin mir relativ sicher, dass wir einen stärkeren und besseren Leroy sehen, der dann hoffentlich einen großen Impact auf die Erfolge vom FC Bayern nächstes Jahr haben wird."
Um ihre Spielzeit müssen Sané und Gnabry trotz ihrer schwachen Leistungen bei der Europameisterschaft nicht fürchten. Schließlich besitzt der FC Bayern neben den DFB-Profis mit Kingsley Coman nur einen weiteren echten Außenbahnspieler.
Vertragspoker beim FC Bayern
Abgesehen von den sportlichen Baustellen steht der Rekordmeister vor einem weiteren Problem, denn nach dem unrühmlichen Abgang von Eigengewächs David Alaba zu Real Madrid drohen dem FC Bayern weitere zähe Vertragsverhandlungen.
Stammkräfte wie Leon Goretzka (Vertrag bis 2022), Joshua Kimmich (Vertrag bis 2023) oder Kingsley Coman (Vertrag bis 2023) zögern bislang, neue Arbeitspapiere zu unterzeichnen.
Besonders zwischen Coman und der Klubspitze soll es brodeln. Seine horrenden Gehaltsvorstellungen haben bei Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Co. für Kopfschütteln gesorgt, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Zudem sind die Fronten zwischen Leon Goretzka und dem FC Bayern offenbar ebenfalls verhärtet.
"Wir haben als FC Bayern den Spielern ein großartiges Paket anzubieten. Man muss als Klub eine Philosophie haben und dann auch Entscheidungen treffen. Wir haben als Klub eine Grenze und wissen, dass diese Spieler absolute Topspieler sind, die entsprechend bezahlt werden wollen. Wir haben unsere Grenzen aber auch hier ganz klar definiert", erklärte Vorstandsboss Oliver Kahn über die andauernden Verhandlungen mit Coman und Goretzka.
Fakt ist: Der FC Bayern wird für seine Stars nicht jeden Preis bezahlen. Hierfür genügt ein Rückblick auf den "Fall Alaba".
Jannik Kube




























