Seit Monaten ranken sich hartnäckige Spekulationen um die Zukunft von Jeremiah St. Juste vom 1. FSV Mainz 05. Neben Lazio Rom, Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg wird immer wieder Borussia Dortmund großes Interesse am 24 Jahre alten Niederländer nachgesagt.
Warum ist der BVB scharf auf St. Juste? Was sind seine Stärken und Schwächen? Passt der Abwehrspieler überhaupt nach Dortmund? sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Transfer-Gerücht.
So rückte St. Juste in den Fokus des BVB
Im Sommer 2019 warf der 1. FSV Mainz 05 acht Millionen Euro in den Ring, lockte so Jeremiah St. Juste von Feyenoord Rotterdam in die Karnevalshochburg und machte den niederländischen Verteidiger ganz nebenbei zum teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte- ein durchaus riskantes Wagnis, das sich auszahlen sollte.
Der 24-jährige Innenverteidiger avancierte auf Anhieb zur Stammkraft und spielte eigentlich immer, wenn sein Körper es zuließ.
In zwei Spielzeiten in Mainz kommt St. Juste so auf 57 Bundesliga-Spiele (2 Tore/3 Vorlagen), 53 Mal absolvierte er die vollen 90 Minuten.
Vor allem in der abgelaufenen Rückrunde überzeugte St. Juste auf ganzer Linie: Der "kicker" sprach ihm in seiner Rangliste des deutschen Fußballs den Status "Nationale Klasse" zu.
Das könnte St. Juste für den BVB besonders wertvoll machen
In Mainz wurden St. Justes Dienste zwar beinahe immer in der Innenverteidigung benötigt, in Rotterdam schätzte man den Rechtsfuß allerdings auch als Rechtsverteidiger in einer Viererkette. Dieser Umstand könnte den ehemaligen niederländischen Junioren-Nationalspieler für den BVB besonders wertvoll machen.
Denn auf der rechten defensiven Außenbahn ist der Kader der Borussia nicht gerade üppig besetzt: Mateu Morey fehlt verletzt noch länger. Dass Felix Passlack den Status des Ergänzungsspielers noch überwindet, darf bezweifelt werden. Lukasz Piszczek hat Dortmund den Rücken gekehrt, um die Karriere in seiner polnischen Heimat ausklingen zu lassen.
Bleibt Thomas Meunier, der mit einer starken EM zwar Hoffnungen geschürt hat. Angesichts der schwachen Debütsaison des Belgiers wäre es aber fahrlässig, ohne eine echte Alternative in die Saison zu starten.
Da in der Innenverteidigung ebenfalls Handlungsbedarf besteht, würde der BVB mit einer Verpflichtung von St. Juste gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Das sind die Stärken und Schwächen von St. Juste
Dass St. Juste zwei Positionen bekleiden kann, genügt natürlich nicht, um einen Platz auf den Zettel der BVB-Scouts zu ergattern. Eindruck dürfte der in Groningen geborene Defensivspieler vor allem mit seinem Verhalten auf dem Rasen geschunden haben.
St. Juste überzeugt in Mainz mit starkem Stellungsspiel, fängt so viele Zuspiele in die Spitze bereits ab, bevor Gefahr entsteht und erzeugt einen hohen Druck auf seine Gegenspieler. Außerdem unterlaufen dem Niederländer extrem selten Fehler, die zu Abschlüssen des Gegners führen.
Zudem ist St. Juste mit seiner enormen Geschwindigkeit eine gute Ergänzung zum Dortmunder Abwehr-Platzhirsch Mats Hummels. 2020/21 legte St. Juste mit 36,1 km/h den schnellsten Sprint der gesamten Bundesliga-Saison hin.
Allerdings weist das Spiel von St. Juste auch Schwachstellen auf: Im Vergleich zum aktuellen Defensiv-Personal des BVB verbringt der Mainzer auffallend wenig Zeit mit dem Ball am Fuß. Weite Zuspiele in die Spitze, ein beim BVB beliebtes Mittel, das vor allem Hummels und Manuel Akanji sehr effektiv einsetzen, sind bei St. Juste eher Ausnahme als Regel. Das typische Spiel des BVB scheint dem Mainzer zumindest nicht auf den Leib geschneidert Zudem ist sein Kopfballspiel ausbaufähig.
St. Juste zum BVB? So ist der Stand im Poker
Dass der BVB ein Auge auf St. Juste geworfen haben soll, geistert seit Mai 2021 regelmäßig durch die Medien. Angeblich soll man in Dortmund mit einem Teil der 85-Millionen-Euro-Ablöse aus dem Transfer von Jadon Sancho zu Manchester United auch die Defensive stärken wollen.
Für St. Juste, der unlängst im vorläufigen EM-Kader der Niederlande stand, müssten die Dortmunder "Sport1" zufolge etwa 15 Millionen Euro auf den Tisch blättern.
Da der Verteidiger beim FSV Mainz allerdings noch bis zum Sommer 2023 unter Vertrag steht, könnten die 05er auch auf eine höhere Summe spekulieren. Zumal Sportchef Christian Heidel unlängst gegenüber der "Bild" betonte, dass er hoffe, "dass kein Verein anruft", um sich nach St. Just oder seinem kurioserweise zuletzt ebenfalls beim BVB gehandelten Abwehr-Partner und Moussa Niakhaté zu erkundigen.
"In dem Fall haben wir nämlich eine eingespielte Abwehr. Es ist grundsätzlich unser Ziel, möglichst wenig zu verändern", betonte Heidel gelassen. In selben Gespräch gab der Mainz-Boss allerdings auch zu, der Markt "für Spieler dieser Kategorie" habe "eigentlich noch gar nicht begonnen". Vor allem die Vereine der englischen Premier League würden ihre Planungen erst ab Mitte Juli vorantreiben.
Worte, die man beim BVB aufmerksam verfolgt haben dürfte. Mit der finanzkräftigen Konkurrenz von der Insel wird man sich nicht auf ein Wettbieten einlassen. Nicht umsonst hob BVB-Sportdirektor Michael Zorc unlängst hervor, man müsse Corona-bedingt lernen, auch mal Nein zu sagen.
Ein kolportiertes erstes Angebot des BVB dementierte Heidel gegenüber "Sport1". Gespräche zwischen den Mainzern und der Borussia sollen laut dem TV-Sender allerdings stattgefunden haben. Letztlich dürfte mal wieder sehr viel am lieben Geld hängen.
Marc Affeldt





























