Gregg Popovich schüttelte nach dem nächsten Rückschlag auf der Mission Olympia-Gold leicht den Kopf. Der Coach der US-Basketballer war sichtlich genervt, nachdem der klare Topfavorit auch den zweiten Test für Tokio verpatzt hatte. Doch nicht die 83:91-Niederlage gegen Australien erzürnte den 72-Jährigen, sondern die Frage eines Reporters.
Jener konfrontierte auf der Pressekonferenz in Las Vegas eigentlich den neben Popovich sitzenden NBA-Profi Damian Lillard mit den hohen Siegen der USA in der Vergangenheit, nachdem zuvor auch das erste Testspiel gegen Nigeria 87:90 verloren gegangen war. Zu viel für den Trainer, der den Journalisten in einem kurzen Wortgefecht zurechtwies.
"Wenn Sie davon reden, dass die Gegner in der Vergangenheit deklassiert wurden, ist das despektierlich gegenüber diesen Mannschaften", sagte Popovich: "In allen Turnieren hatten wir gegen vier, fünf Mannschaften immer knappe Spiele. Die guten Mannschaften werden nicht aus der Halle gefegt." Und dennoch sorgten die Test-Pleiten gegen den Podiumsanwärter Australien und Nigeria, beides deutsche Gruppengegner in Tokio, für Aufregung.
Lillard und Popovich waren danach bemüht, die Auftritte zu erklären. "Diese Teams sind erfahren. Sie spielen lange zusammen. Und wir arbeiten noch daran, ein Team zu werden", sagte Lillard, während sein Coach im Australien-Spiel gar einen Fortschritt sah: "Ich war zufrieden. Ich bin der Meinung, wir haben uns heute verbessert." Und doch verspielte seine Mannschaft eine Elf-Punkte-Führung zur Halbzeit.
Nur zwei Niederlagen in 56 Testspielen seit 1992
Seit 1992, also seit Profis für die USA spielberechtigt sind, hatten die Amerikaner bis zuletzt in 56 Testpartien nur zweimal verloren - nun kamen gleich zwei Niederlagen hinzu. Für die Erben des Dream Teams um Basketball-Legende Michael Jordan, das vor 29 Jahren in Barcelona die Goldmedaille geholt hatte, geziemt sich so etwas nicht. Schließlich zählt in Tokio lediglich der vierte Olympia-Sieg in Serie, nur dafür reisen Superstars wie Kevin Durant oder auch Lillard nach Japan.
Folglich werden Niederlagen, auch wenn ein LeBron James oder ein Stephen Curry im Aufgebot fehlen, nicht akzeptiert. Hoffnung macht der Umstand, dass nach der laufenden NBA-Finalserie noch Devin Booker (Phoenix Suns), Jrue Holiday und Khris Middleton (beide Milwaukee Bucks) zum Kader stoßen. Bis zum Olympia-Auftakt gegen den WM-Dritten Frankreich am 25. Juli testen die USA noch gegen Argentinien, wieder gegen die Australier und treffen dann zur Generalprobe auf Spanien.






