Weltmeister Karsten Warholm hat den fast drei Jahrzehnte alten Weltrekord über 400 m Hürden ausgelöscht. Gold in Tokio geht wohl nur über ihn.
Weltmeister Karsten Warholm brüllte vor dem Start zu einem denkwürdigen Rennen seine ganze Anspannung heraus. Allen im altehrwürdigen Bislett-Stadion war klar: Der Norweger hat Großes vor. Und sie wurden nicht enttäuscht. In 46,70 Sekunden löschte der 25-Jährige in einem famosen Rennen vor Heimpublikum in Oslo den 29 Jahre alten 400-m-Hürden-Weltrekord des US-Amerikaner Kevin Young (46,78).
"Es war einfach ein perfekter Moment", sagte der strahlende Sieger, "alle haben über diesen Weltrekord gesprochen, er war älter als ich. Ich wusste, in mir steckt eine schnelle Zeit. Aber du weißt nie, wann der Moment kommt."
Er kam am Donnerstagabend. Der Coup von Oslo soll für Warholm aber nur die Ouvertüre sein für das ganz große Konzert, das Warholm am 3. August um 12.20 Ortszeit im Olympic Stadium von Tokio geben will. Dann beginnt das Finale über 400 m Hürden.
Die Vorfreude ist groß, Warholms Selbstbewusstsein auch. "Ich denke, es ist mehr im Tank", sagte der Skandinavier als Warnung an die Konkurrenz, "vielleicht braucht es einen weiteren Weltrekord, um Olympia-Gold zu gewinnen. Es gibt so viele großartig schnelle Konkurrenten. Ich freue mich auf ein großes Rennen."
Sein Sturmlauf am Donnerstagabend war der 15. Weltrekord im berühmten Bislett-Stadion, dem Schauplatz vieler großer Momente in der Leichtathletik. 1979 stürmte der heutige Weltverbands-Chef Sebastian Coe zum 800-m-Weltrekord, die große Norwegerin Ingrid Kristiansen setzte zweimal Bestmarken über die 10.000 m. Auch Äthiopiens Idol Haile Gebrselassie setzte 1997 ein neues Richtmaß über die 25 Stadionrunden.
Mihambo tankt weiteres Selbstvertrauen
In Oslo tankte aus deutscher Sicht auch Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo Selbstvertrauen für die Sommerspiele. Die 27-Jährige von der LG Kurpfalz scheiterte zwar erneut an der 7-m-Marke, lieferte in den ersten fünf Sprüngen mit 6,86 m wieder die beste Weite. Im entscheidenden Versuch setzte sie sich dann mit 6,83 m gegen die Rio-Olympiadritte Ivana Spanovic aus Serbien durch (Tagesbestweite: 6,66 m).
"Ich gewöhne mich an das neue Format. Auch mein Anlauf wird von Wettkampf zu Wettkampf besser", sagte Malaika Mihambo auf leichtathletik.de, "ich komme den sieben Metern näher und bin sicher, sie werden kommen. Ich bin schnell, muss aber noch an den letzten drei Schritten vor dem Absprung arbeiten."
Speerwurf-Europameisterin Christin Hussong entschied den Wettkampf im sechsten Durchgang mit 60,95 m für sich. Zuvor hatte sie mit 62,62 m knapp hinter der Polin Maria Andrejczyk (62,67). "Mit der Weite bin ich nicht so glücklich", sagte Hussong, "im sechsten Durchgang war der Druck dann sehr groß. Das ist eine gute Vorbereitung auf Tokio."
Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis holte sich mit 6,01 m souverän den Sieg. Der Schwede scheiterte dann dreimal am Weltrekord von 6,19 m.