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Tschechiens Hoffnung: Ein Hauch von Poborsky und Co.?

Tschechien ist im Achtelfinale klarer Außenseiter
Tschechien ist im Achtelfinale klarer Außenseiter
Foto: © Jane Barlow via www.imago-images.de
26. Juni 2021, 11:17

Die tschechische EM-Reisegruppe zog es an den Schießstand. Vor dem Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft am Sonntag (18 Uhr/ARD und MagentaTV) gegen die Niederlande probierten Patrik Schick und seine Teamkollegen unter Aufsicht von Experten eine Reihe von Schusswaffen aus.

"Wir wollten für ein paar Stunden einen Tapetenwechsel", berichtete Teammanager Libor Sionko von der etwas ungewöhnlichen Einheit Ende der Woche. Ob das gegen Oranje hilft?

Die Tschechen fühlen sich mit den Niederlanden wohl. Sehr gerne erinnern sie sich an die EM 2004 in Portugal zurück, als sie in der Vorrunde gegen Arjen Robben, Ruud van Nistelrooy und Co. schon nach 19 Minuten 0:2 zurücklagen. Jan Koller, Milan Baros und Vladimir Smicer drehten die Partie für Karel Brückners Team aber noch.

"Ein legendäres Spiel"

"Das ist wohl für alle Fans ein legendäres Spiel", sagte Karel Poborsky der Zeitung "Blesk". Das 3:2 damals bereitete der tschechische Fußball-Feingeist sogar vor. Eine Überraschung hält er diesmal für gut möglich. "Die Holländer werden ihr Spiel spielen, und das kann uns wieder entgegenkommen", meinte Poborsky, der früher mit wehender Mähne durch die gegnerischen Abwehrreihen stürmte. "Gegen eine offensive Verteidigung können wir Gegenangriffe starten."

Die Mähne von Poborsky wurde schon zu aktiven Zeiten gestutzt. Über die Jahre sind graue Strähnen hinzugekommen, er ist ja mittlerweile 49 Jahre alt. Legendenstatus hat er sich aber nicht mit der EM 2004 erworben, als Tschechien erst im Halbfinale an Otto Rehhagels späterem Sensationssieger Griechenland scheiterte. Sondern es war diese unglaubliche EM in England 1996. Tschechien dribbelte sich bis ins Finale gegen Deutschland, in dem der damalige Dortmunder Patrik Berger sogar die Führung erzielte.

Doch Joker Oliver Bierhoff mit Kopfball und Golden-Goal-Linksschuss zerstörte die Hoffnungen Tschechiens auf den ersten EM-Titel seit dem Coup der Tschechoslowakei 1976. "Sie müssen wie ein Team auftreten und Gas geben", sagte Berger der Zeitung "Dnes".

Nur Schick und Soucek ragen heraus

Hat die aktuelle Mannschaft das Potenzial, in die Fußstapfen der früheren Edelmetallgewinner zu treten? Um ehrlich zu sein: nein. In Schick (Bayer Leverkusen), der dreimal bei dieser Endrunde traf, und Tomas Soucek (West Ham United) haben die Tschechen nur zwei Spieler, die gehobene Klasse besitzen.

"Zum ersten Mal seit den Zeiten eines Milan Baros oder Jan Koller haben wir in ihm einen Stürmer von europäischem Format", meinte der frühere Frankfurter Karel Rada, Vize-Europameister von 1996, über Schick. Sonst allerdings: viele biedere Adjutanten.

1996er Trainer Dusan Uhrin traut seinem Nachfolger Jaroslav Silhavy mehr als nur die erste K.o.-Runde zu. "Sie haben bisher eine hervorragende Leistung gezeigt, die ich auch ein bisschen erwartet habe", befand Uhrin, der schon vor Turnierstart für die Tschechen das Erreichen des Viertelfinales prognostiziert hatte. "Die Qualität der Spieler ist da und Jarda (Kurzform für Jaroslav) kann ein Team zusammenschweißen, auch aus mentaler Sicht."

Verteidiger Jan Suchoparek, dieser schlaksige Vize-Europameister von 1996, ist ebenfalls zuversichtlich. "Ich glaube, dass die Mannschaft noch mehr Stärke zeigen wird und in den nächsten Spielen für eine Überraschung sorgen kann", sagte er jüngst. "Ich denke nicht, dass unsere Reise im Achtelfinale enden wird."

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