Der FC Schalke 04 geht in diesem Sommer eine Komplett-Sanierung des Kaders an. Der Revierklub will und muss seine Top-Verdiener loswerden, um wirtschaftlich auf festen Boden zu kommen. Doch genau darin liegt wenige Wochen vor dem Beginn der Zweitliga-Saison das große Problem.
Mark Uth geht zurück zum 1. FC Köln, Suat Serdar schließt sich Hertha BSC an und der zuletzt an Hoffenheim verliehene Sebastian Rudy löst seinen Vertrag auf Schalke auf - für den königsblauen Anhang waren dies trotz des sportlichen Verlusts drei gute Nachrichten der letzten Wochen. Uth soll laut "WAZ" bei S04 vier Millionen Euro pro Jahr verdient haben, bei Serdar waren es drei und bei Rudy angeblich fünf Millionen Euro. Einsparungen, die guttun, aber nicht ausreichen.
Der Bundesliga-Absteiger will und muss den Sparkurs fortführen, der Spieleretat wurde schließlich von 80 auf 22 Millionen Euro heruntergefahren. "Unter den gegebenen finanziellen Voraussetzungen versuchen wir, die bestmögliche Mannschaft für Schalke 04 zusammenzustellen", so der neue Sportdirektor Rouven Schröder zuletzt gegenüber "Sport Bild". Das Ganze "ohne Jammern oder Klagen".
Um die Lizenzauflagen zu erhalten und einen Punkte-Abzug zu vermeiden, muss Schalke der "Bild" zufolge noch 30 Millionen Euro aus Verkäufen generieren. Bis zu fünf Schalke-Stars sollen daher schnellstmöglich abgegeben werden. Das Problem: Es mangelt an Angeboten.
Matija Nastasic (28 Jahre), Vertrag auf Schalke bis 2022
Ganz oben auf der Liste der abzugebenen Spieler steht wohl Innenverteidiger Matija Nastasic. Sein Gehalt taxierte "Bild" auf 3,5 Millionen Euro, zudem streicht er angeblich eine satte Prämie von 30.000 pro Punkt ein.
Schalke erhofft sich demnach, einen niedrigen Millionen-Betrag für den einst für 9,5 Millionen von Manchester City verpflichteten Serben zu erhalten. Interesse sollen der FC Valencia und Lazio Rom signalisiert haben, Angebote sind am Ernst-Kuzorra-Weg in Gelsenkirchen aber bislang wohl noch nicht eingegangen. Ein Ersatz wurde in Marcin Kaminski vom VfB Stuttgart derweil schon unter Vertrag genommen.
Salif Sané (30), Vertrag auf Schalke bis 2022
Ist ähnlich teuer für Schalke wie Nastasic, über seine Zukunft wird derzeit eifrig diskutiert. Laut "kicker" ist sein Abschied intern beschlossene Sache, "Sport Bild" und "WAZ" zufolge will man mit dem Senegalesen jedoch ins letzte Vertragsjahr gehen. Das Gehalt von rund 3,5 Millionen Euro kann sich S04 eigentlich nicht leisten, auch seine Punkteprämie (15.000 Euro) drückt das Finanzbudget.
Ein Interessent hat sich für den Innenverteidiger bislang noch nicht aufgetan. Sein Marktwert wird auf drei Millionen Euro geschätzt. Eine hohe Ablöse dürfte Königsblau bei einem Sané-Verkauf daher nicht einkalkulieren können.
Omar Mascarell (28), Vertrag auf Schalke bis 2022
Der Ex-Kapitän könnte "Bild" zufolge drei bis vier Millionen Euro in die Schalker Kassen spülen. Zwar wartet der Bundesliga-Absteiger noch auf ein offizielles Angebot, Mascarell soll jedoch bereits erste Gespräche mit dem FC Villarreal aus Spanien geführt haben. Auch Galatasaray Istanbul wurde als mögliche Wechsel-Option gehandelt. "Sky" zufolge ist auch Istanbul-Konkurrent Besiktas am Mittelfeldspieler interessiert.
Sollte Mascarell den Knappen in diesem Sommer den Rücken zukehren, könnte Schalke dem TV-Sender zufolge über drei Millionen Euro an Gehalt einsparen.
Amine Harit (24), Vertrag auf Schalke bis 2024
Der FC Villarreal mischt angeblich auch im Fall Amine Harit mit. Laut Transfer-Experte Fabrizio Romano hat das "Gelbe U-Boot" Anfang Juni die Verhandlungen mit Schalke aufgenommen, schon im Winter wurde Harit mit dem LaLiga-Klub in Verbindung gebracht.
Ein Transfer könnte für Schalke 04 äußert lohnenswert sein: Nach Angaben von "Sport Bild" fordert der Klub 15 Millionen Euro Ablöse - eine Summe, die der spanische Champions-League-Teilnehmer wohl durchaus stemmen könnte.
Für Harits Position im offensiven Mittelfeld sucht Schalke unterdessen bereits einen neuen Spieler, wie Trainer Dimitrios Grammozis kürzlich gegenüber "transfermarkt.de" verriet. Diese "Schlüsselposition" wolle er unbedingt neu besetzen, gehandelt wurden zuletzt Philipp Klement und Erik Thommy vom VfB Stuttgart sowie Marcel Hartel von Arminia Bielefeld.
Ozan Kabak, (21), Vertrag auf Schalke bis 2024
Lange hat Schalke 04 gehofft, dass der FC Liverpool nach Leih-Ende zuschlägt und Ozan Kabak für die hinterlegte Kaufoption in Höhe von 20 Millionen Euro fest verpflichtet. Doch Teammanager Jürgen Klopp entschied sich gegen den türkischen Innenverteidiger, Kabak muss nach aktuellem Stand daher vorerst zurück zu Schalke 04.
Auch der zweite Wunsch der Königsblauen ging nicht in Erfüllung, wie Schröder im "kicker" verriet: "Wir haben ihm gewünscht, dass er bei der EM eine gute Visitenkarte abgeben kann." Doch Kabak wurde nicht eine einzige Minute eingesetzt, die Türkei ist ohne einen Punkt in der Gruppenphase ausgeschieden.
Dennoch geht Schalke "ganz klar von einem Verkauf aus", so der Sportdirektor ohne Umschweife. Eine Ablöse von 20 Millionen Euro dürfte der Klub wohl nicht bekommen, für einen "gesunden zweistelligen Millionenbetrag" dürfte er jedoch wechseln. An Interessenten mangelt es nicht: Bayer Leverkusen und RB Leipzig wurden bereits gehandelt, aus der Premier League können sich Leicester City und Newcastle United einen Transfer offenbar vorstellen.
Fazit
Alles spricht derzeit dafür, dass das Quintett im ersten Zweitliga-Spiel des FC Schalke 04 nicht mehr im Kader steht. Und dennoch kann S04 die erhofften Erlöse für Nastasic, Sané, Mascarell, Harit und Kabak nicht fest einplanen. Viele Klubs aus dem In- und Ausland können aufgrund der angespannten finanziellen Situation gar nicht oder sehr spät auf dem Transfermarkt eingreifen. Es droht eine Hängepartie für die Schalker Kaderplaner.
Der harte Umbruch im Kader hat für Schalke 04 dennoch oberste Priorität, wie die Verantwortlichen in den letzten Wochen immer wieder betonten. Die Personalie Sebastian Rudy hat gezeigt, dass der Klub alles dafür tut, um das teure Tafelsilber von der Gehaltsliste zu bekommen. Gleich drei Streichkandidaten gehen in ihr letztes Schalke-Jahr - bleiben die erhofften Angebote aus, wären Vertragsauflösungen zumindest ernstzunehmende Alternativen.
Gerrit Kleiböhmer




























