Benni Grams ist ein echter sportlicher Tausendsassa: Seit seiner Kindheit trainiert er Parkour, verdient sein Geld als Show-Athlet für Events und TV-Produktionen und ist seit mehreren Jahren eine feste Größe bei Ninja Warrior Germany.
Sein Können zeigt er auch in der fünften und letzten Vorrunden-Show der Allstars-Staffel (Sonntag, 20:15 Uhr, auf RTL, TVNOW und im sport.de-Liveticker). Im Interview erzählt er uns vorab exklusiv von seiner Liebe zum Sport, seiner entspannten Herangehensweise an die Show und welche sportlichen Projekte er abseits des Ninja-Parcours in Angriff nimmt.
Benni, du bist nun schon zum fünften Mal mit dabei: Fühlst du als erfahrener Ninja mehr Druck, die Leistung in den Shows zu zeigen?
Benni Grams: Den Druck von außen lasse ich schon lange nicht mehr an mich heran. Ich will in jeder Runde einfach mein Bestes geben, ganz egal, was der Gegner macht. Ich fokussiere mich auf meinen Run, um mir weniger Druck zu machen. Damit habe ich einen ganz guten Weg gefunden, wie ich den Druck nicht so sehr an mich heranlasse.
Ninja Warrior ist für mich außerdem auch eher ein Zusatz zu meinem normalen Sport – ich mache ja hauptsächlich Parkour. Nebenbei bouldere ich aber auch ein bisschen und probiere gerne viele Sportarten aus. Ich tobe mich ab und zu in Ninja-Hallen aus, aber ich trainiere nicht explizit dafür.
Du hast den Sport zu deinem Beruf gemacht. Hilft es dir für die Show, dass du auch in deinem Alltag in einem professionellen Sport-Umfeld unterwegs bist?
Auf jeden Fall. Ich habe jahrelang Parkour-Shows gemacht. Wenn ich bei einer großen Produktion bin und abliefern muss, dann kenne ich den Modus "Ready machen, Kamera an und Action!". Das kann ich bei Ninja Warrior auch abrufen. Sobald ich auf der Plattform stehe, ist die Nervosität weg. Da bin ich voll im Moment. Die vergangenen Jahre haben mir da geholfen.
Was waren deine Ziele für die Allstars-Staffel?
Ich wollte in jeder Runde 110 Prozent geben und dann gucken, wo mich das hinführt. Ich wollte im Moment sein und nicht daran denken, was davor passiert ist und was danach passieren könnte. Wenn ich mit dem Kopf beim Preisgeld oder in der nächsten Runde bin, dann bin ich nicht im Jetzt. Dieses Jahr bei den Allstars konnte ich sehr entspannt daran gehen. Die Nervosität ist nach wie vor da, aber ich konnte sie als angenehm empfinden.
Durch das Duell-Format geht es dieses Jahr vor allem um Schnelligkeit – eine Fähigkeit, die dir offensichtlich liegt. Hast du dir dadurch mehr Chancen ausgerechnet? Wusstest du vor der Show, dass sich die Duelle durch alle Runden ziehen?
Ich wusste, dass der Fokus durch etwas leichtere Hindernisse auf Schnelligkeit gelegt wird. Natürlich habe ich mich darüber gefreut. Das liegt mir einfach mehr als Kraftausdauer und das Technische. Einfach schnell dadurch – das macht mir persönlich auch viel mehr Spaß.
Hattest du dieses Jahr ein Lieblingshindernis?
Meine Lieblingshindernisse sind immer die ersten Hindernisse, die sind schön beinlastig. Meine Stärke liegt in den Beinen, im Rennen und im Springen. Alles was mit Hangeln und Hängen zu tun hat, ist für mich als Parkour-Sportler quasi nur optional. Das Springen ist deshalb meine Kerndisziplin. Bei langen Hangel-Hindernissen muss ich mir deutlich mehr Gedanken machen.
War für dich als erfahrener Parkour-Athlet die Pandemie bezogen auf dein tägliches Training vielleicht nicht ganz so entscheidend, weil du sowieso oft draußen trainierst?
Natürlich war es für mich auch schade, dass die Boulderhallen zu machen mussten. Das ist für mich immer ein sozialer Treffpunkt gewesen, wo man sich austauscht und Inspiration bekommt. Gerade im Winter ist es auch ein cooler Spot, damit man nicht die ganze Zeit in der Kälte ist. Aber im Endeffekt hat es mich nicht so schlimm getroffen. Ich kann einfach raus vor die Tür gehen und trainieren.
Wie sieht denn dein Trainingsalltag konkret aus?
Ich trainiere viel in Calisthenics- und Stangen-Parks, um mein Krafttraining zu machen. Theoretisch geht das schon bei Wind und Wetter, aber mit den Jahren bin ich etwas gemütlicher geworden. Wenn das Wetter richtig eklig ist, gehe ich auch nicht unbedingt raus.
Früher habe ich jahrelang immer zuhause meine Workouts gemacht. Das reizt mich nicht mehr. Für mich bedeutet Sport: rausgehen, Action, Bewegung, was Neues sehen. Ich arbeite sowieso viel von zuhause aus, da will ich nicht auch noch zuhause trainieren.
Wann hast du gemerkt, dass Sport dein Lebensmittelpunkt – beruflich wie privat – werden soll? Welche Rolle hat das Parkour-Training dabei gespielt?
Parkour war für mich immer die oberste Priorität. Privat hat das schon im Kindesalter angefangen, als ich mit meiner Mutter ins Mutter-Kind-Turnen gegangen bin. Da war die Sache für mich klar. Als Kind habe ich alle möglichen Sportarten ausprobiert.
Noch in der Schule habe ich mit dann mit Parkour angefangen und mit 14 oder 15 Jahren meine ersten bezahlten Jobs gemacht. Da habe ich gemerkt: "Krass, damit kann ich ja Geld verdienen!" Ich habe jahrelang nicht wirklich wahrgenommen, dass das ein Standbein werden könnte, ab 2012 oder 2013 habe ich regelmäßig damit Geld verdient.
Planst du auch für die nächsten Jahre deinen Start bei Ninja Warrior Germany ein? Träumst du vom Titel?
Ninja Warrior ist für mich eine Spaß-Veranstaltung. Ich bin kein Wettkampftyp. Mich reizt es nicht so sehr, unbedingt zu gewinnen. Das Preisgeld ist natürlich nett, aber das ist nicht mein Anreiz, um Sport zu machen. Wenn ich mich zu sehr auf so etwas fokussiere, vergeht mir der Spaß am Training. Ich mache das, weil ich Sport und Bewegung liebe.
Ninja Warrior ist für mich ein cooles Event und ich freue mich jedes Mal, dabei zu sein. Die Show wird immer schwieriger. Vielleicht rutsche ich dadurch auch weiter nach hinten, aber wenn ich in einem guten Flow mit meinem Training bin, mache ich mir keine Sorgen. Natürlich trainiere ich auch mal die ein oder andere Sache, zum Beispiel das Seil. Aber ich richte nicht mein komplettes Training danach aus.
Für alle, die auch mal dabei sein wollen: Wie bereitet man sich aus deiner Sicht am besten auf den ersten Start bei Ninja Warrior vor?
Eine spielerische Herangehensweise ist das Beste. Viel Hangeln, balancieren und das Grundlagentraining sind wichtig. Wenn man zu schnell zu große Sprünge macht, kann das auf die Gelenke und Sehnen gehen, die müssen sich erst einmal daran gewöhnen. Es ist immer wichtig, sich vielfältig zu bewegen und neue Sachen auszuprobieren.
Du hast seit einiger Zeit einen eigenen Podcast "Bewegung & Lebensfreude". Wie bist du auf die Idee gekommen? Wen würdest du gerne mal interviewen?
Auf die Idee kam ich im ersten Lockdown 2020. Ich hatte einfach Lust, mein sportliches Know-How weiterzugeben. Ich kriege oft Anfragen zu sportlichen Fragen, Ninja Warrior und meinem Mindset. Da wollte ich den Leuten einen Mehrwert liefern, indem ich mit anderen Sportlern spreche.
Auf jeden Fall möchte ich natürlich den Gewinner von Ninja Warrior Allstars interviewen. Allgemein finde ich es aber spannend, auch mit Leuten zu sprechen, die nicht unbedingt an der Spitze sind. Unterhaltungen mit Experten und Menschen, die Titel gewonnen haben, sind super wertvoll, aber genauso interessant sind Alltagssportler, die vielleicht mit sportlichen Problemen oder Krankheiten zu kämpfen haben. Ich bin davon überzeugt: Leben ist Feedback. Man kann sich aus allen Alltagssituationen Lehren herausziehen. Ich möchte solche Erfahrungen von anderen Leuten und mir teilen. Aktuell erstelle ich auch einen Online-Parkour-Kurs für Leute, die die Basics lernen wollen.
Das Gespräch führte Lionard Tampier.