Fünf Jahre lang fuhren Sebastian Vettel und Mark Webber von 2009 bis 2013 in der Formel 1 bei Red Bull Seite an Seite um Punkte, Siege und WM-Titel. Nicht selten kämpften die beiden Fahrer aber auch gegeneinander - und zwar rücksichtslos, mit härtesten Bandagen. Die Entwicklung, die Vettel in den letzten Jahren genommen hat, missfällt dem Australier trotzdem.
"Die Menschen glauben, es gefällt mir, wenn ich ihn [Vettel] leiden sehe. Aber nein, es gefällt mir nicht", sagte Webber im "Marca"-Interview auf die Frage, wie er die Situation des Heppenheimers einschätzt: "Ich will, dass er seine Sache gut macht, weil es einfach seltsam ist, ihn so viel anders als in der Vergangenheit zu sehen."
Wo liegen in Webbers Augen die Ursachen für Vettels Krise? "Ich denke einfach, dass er im Moment unglaublich wenig Selbstvertrauen hat. Die Zeit bei Ferrari hat für ihn nicht funktioniert. Sportler werden immer mal wieder auf die Probe gestellt, aber in diesem Fall war es eine lange Zeit", glaubt der Australier, dass die schweren Jahre bei der Scuderia deutliche Spuren beim Heppenheimer hinterlassen haben.
"Sterne stehen nicht gut für Vettel"
Aber ist Vettels Selbstvertrauen das einzige Problem? Nein, glaubt sein ehemaliger Teamkollege. "Die Regularien für diese Autos passen nicht sehr gut zu Sebastian. [...] Er mag Autos mit viel Grip und viel Downforce. Er ist ein sehr empfindlicher Fahrer mit ganz viel Gefühl für das Auto. Erinnern wir uns nur an Monza im Regen und Toro Rosso. Es war unglaublich, da hat er alle stehen lassen", verwies Webber auf Vettels ersten Formel-1-Sieg überhaupt im Jahr 2008.
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Weniger Grip sei im Fall von Vettel gleichbedeutend mit weniger Selbstvertrauen, urteilte Webber. "Das ist ein Problem für ihn. Aber es geht einfach darum, unter allen Regeln gut zu sein. Man muss sich einfach nur Hamilton anschauen, er ist immer stark", kritisierte der heute als TV-Experte tätige Australier den vierfachen Weltmeister aus Heppenheim, über den er sagt: "Die Sterne stehen nicht gut für ihn."
Webber über Vettel-Krise: "Das gefällt mir nicht"
Darüber hinaus will Webber bei Vettel noch ein anderes Problem erkannt haben. "Man sieht, dass er müde wird. Er hat einfach sehr viel Anstrengung in Ferrari investiert. Und das gefällt mir nicht", sagte der Ex-Pilot.
Letztlich, so Webber, sei dies aber nun mal die Formel 1. "Wir dürfen uns nicht beschweren, wir dürfen nicht die Fahrer bedauern, die nicht performen. Das hier ist der Gipfel. Wir müssen feiern, dass Fahrer wie Norris, Leclerc und Max gut performen."


